In den Hamburger Kitas sorgt die Aufrechterhaltung des Regelbetriebs für Empörung. Der Hamburger Senat scheut die Auseinandersetzung mit den Eltern und überlässt es der individuellen Einsicht jedes einzelnen Elternteils, ob das Kind in die Kita gebracht wird oder nicht. Erfolgt die Anfahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr ergeben sich eine unüberschaubare Anzahl von Kontakten, denen auch jede Erzieherin, jeder Erzieher ausgesetzt ist.
Kinder- und Jugendhilfe
Die Beschäftigten der Hamburger Kitas, insbesondere der Elbkinder, verstehen die Welt nicht mehr. Das ganze Land befindet sich im Lockdown, um Kontakte zu reduzieren und die Ansteckungsgefahren zu minimieren.
Nur die Hamburger Kitas nicht, dort geht der Regelbetrieb unvermindert weiter und alle Kolleg*innen sollen arbeiten.
Frankfurt a.M. – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder, sich an die Vereinbarung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vom Sonntag zu halten und die Kitas wie die Schulen weitgehend zu schließen. „Wir können jetzt keine Alleingänge der Länder gebrauchen. Beschäftigte, Eltern und Kinder benötigen Regelungen, auf die sie sich verlassen können.
Die GEW weist auf folgenden Brief von Erzieherinnen hin. Die Initiator*innen freuen sich, wenn ähnliche Briefe an den Bürgermeister und die Sozialsenatorin geschickt werden.
Wir Erzieher_innen sind der Meinung: So geht es nicht weiter!
Sehr geehrte Frau Dr. Leonhard,
sehr geehrter Herr Dr. Tschentscher,
sehr geehrte Damen und Herren,
wir wenden uns heute mit diesem Brief an Sie, da wir Erzieher_innen mit der derzeitigen Situation in unserem Beruf nur schwer umgehen können und uns nicht gehört bzw. gesehen fühlen.
Angesichts der Entscheidung, Kitas in der Corona-Pandemie weiter offen zu lassen, mahnt die GEW bessere Maßnahmen zum Gesundheitsschutz an. Angesichts der steigenden Infektionszahlen darf es ein „Weiter so!“ nicht geben. Wenn Kitas höchste Priorität aus sozialen Gründen haben sollen, müssen Erzieherinnen und Erzieher besonders geschützt werden. Die Beschäftigten setzen ihre Gesundheit ein, um dieses Ziel zu erreichen.
Frankfurt a.M. – Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat eine Qualitätsoffensive für die Kitas angemahnt. „Nach dem quantitativen Ausbau der Frühkindlichen Bildung muss jetzt ein Qualitätsschub folgen. Der Fachkräftemangel in den Kitas führt zu Qualitätsverlusten des Angebots der Einrichtungen. Diese Entwicklung müssen wir unbedingt stoppen!
Im Auftrag der Bundesregierung starten das Deutsche Jugendinistitut und das Robert-Koch-Institut eine groß angelegte Studie zur Auswirkung der Coronapandemie an Kitas. Die GEW unterstützt die Corona-Kita-Studie und ruft zur Teilnahme auf.
Die GEW kritisiert die Umsetzung der Handlungsempfehlungen im Umgang mit dem Corona-Virus für Kindertageseinrichtungen – Fassung 3 der BASFI vom 23.07.2020.
Anhand folgender ausgewählter Punkte, entsprechend der gewählten Reihenfolge in den Handlungsempfehlungen, zeigen wir auf, dass es nicht ausreicht Papiere zu erstellen um die Beschäftigten vor einer Infektion mit dem Corona-Virus zu schützen und eine funktionierende Kindertagesbetreuung zu gewährleisten.
Kaum ist die Gesundheitssenatorin nicht mehr an Bord, wird der Gesundheitsschutz der Kita-Beschäftigten aufgegeben. Zuständig ist zukünftig die Sozialsenatorin, die sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen von dem Kita-Öffnungskonzept des Bundesministerium entfernt, dass sie selber mitverantwortlich erarbeitet hatte. Ein ausgewogenes Konzept, dass ab dem 30. April in Kraft trat und in der Hamburger Umsetzung vorsah in Drei-Wochen-Schritten, die Kitas bis Ende der Hamburger Schulferien wieder in den Regelbetrieb zu führen. Am 29.
Bildungspolitisch ist der Schritt auch aus Sicht der GEW verständlich. Die Sozialbehörde öffnet die Kitas wieder zum „eingeschränkten Normalbetrieb“: Ab dem 18. Juni können wieder alle Kinder, unabhängig vom Alter oder ihrer Gruppe, in Hamburgs Kitas betreut werden. Um eine sichere Betreuung für alle Kinder zu ermöglichen, kann dabei eine eingeschränkte Betreuungszeit vereinbart werden. Mindestens 20 Stunden an drei Tagen werden verlässlich für jedes Kind angeboten.
Die Kita-Schließungen verändern das Verhältnis zwischen Trägern und Beschäftigten. Diese stecken im Zwiespalt zwischen größtmöglichen Öffnungen für die Kinder und deren Familien – und dem Gesundheitsschutz der Erzieherinnen und Erzieher.
08.06.2020 - Sven Heitkamp, freier Journalist
Nach seinen drei Gutachten zu Schulen hat der Arbeitsrechtler Wolfhard Kohte im Auftrag der GEW eine Expertise zum Arbeits- und Gesundheitsschutz bei der schrittweisen Öffnung von Kitas erstellt. Diese konzentriert sich auf das Thema Risikogruppen.