Stark vor Ort

Organizing-Projekt an Schulen
Logo

Die eigenen Interessen durchsetzen - Das Projekt „GEW Stark vor Ort“

„Es gibt zwei Möglichkeiten, Macht zu haben und ausüben zu können, entweder man hat eine Menge Geld zur Verfügung oder man organisiert viele Menschen für sein Anliegen.“ (Stewart Acuff)

 

Allein machen sie Dich ein…

Auch wenn es angesichts der Anforderungen und Belastungen kaum möglich scheint, konkrete Verbesserungen des Arbeitsalltags zu erreichen: Die GEW ist sich sicher, dass wir ihn – gemeinsames entschlossenes Handeln vorausgesetzt – verändern können. Die Beschäftigten sind in der Regel getrieben von einer Tagesordnung, die sie nicht selbst bestimmen. Aus diesem „Hamsterrad“ auszusteigen und eigene, berufs- und mitgliederbezogene Themen auf die Agenda zu bringen, ist der Beginn von Veränderung. Oft ist es die direkte Ansprache, die zum Umdenken führt, und die richtige Hilfestellung: nämlich Hilfe zu Selbsthilfe. Mit den KollegInnen reden, zuhören, ihr Anliegen herausbekommen, sie organisieren, sie selbst entscheiden lassen, welche Probleme sie wie angehen werden und sie befähigen, diese Schritte selbst zu gehen. Denn auch das beste Flugblatt und die gut formulierte Resolution werden nichts an der Situation ändern, wenn nicht die Beschäftigten vor Ort selbst zu dem Problem Stellung beziehen und die KollegInnen im Haus mobilisieren, also Aktionen machen.

Organisierung ist kein Zufall. Organisierung entsteht immer dort, wo einige KollegInnen beschließen, dass sie etwas an ihren Arbeitsbedingungen ändern wollen und einen Plan schmieden. Organisierung beginnt im direkten Gespräch, sei es zu zweit, im Lehrerzimmer oder in der GEW-Betriebsgruppensitzung. Dabei können sich die KollegInnen gegenseitig stärken und Einflussnahme an der Schule organisieren. Gemeinsame Ziele können besprochen und gemeinsames kollegiales Handeln entwickelt werden. Gemeinsames Handeln kann beispielsweise bedeuten, mit der Betriebsgruppe die Lehrerkonferenz zu nutzen – hier können Anträge gestellt und Entscheidungen getroffen werden. Denn der Erfolg gewerkschaftlicher Aktionen hängt maßgeblich davon ab, ob es uns gelingt, viele KollegInnen zu erreichen und zur Teilnahme an Aktionen und Veranstaltungen zu mobilisieren.

Wie entwickelt sich Wut im Kollegium? Ein Beispiel

Eine kleine Grundschule in Hamburg hat sich intensiv auf die ganztägige Betreuung in Grundschule vorbereitet. Zum Schuljahresbeginn stand nicht nur der Träger fest, sondern auch ein durchdachtes gemeinsames pädagogisches Konzept. Doch trotz aller Vorbereitungen und einer positiven, optimistischen Aufbruchsstimmung wurden die Lehrkräfte und ErzieherInnen der Schule an die Grenzen der Belastbarkeit geführt. Dies hat verschiedene Gründe. Einer ist die räumliche Situation.

Im Lehrerzimmer müssen alle Tätigkeiten erledigt werden: Besprechungen mit KollegInnen, Unterricht vorbereiten, Klassenarbeiten korrigieren, Klassenbucheintragungen vornehmen, essen, trinken und erholen. Im Nebenraum des Lehrerzimmers müssen auf engsten Raum zum Teil zeitgleich folgende Tätigkeiten verrichtet werden: Kopieren und Zusammenstellen von Arbeitsmaterial, Führen von Telefonaten, Schreiben von Elternbriefen, Ausdrucken von Zeugnissen und weiteres mehr. Das sind unzumutbare Arbeitsbedingungen. Der Personalrat kommt zu folgendem Fazit: Die KollegInnen brauchen einen Arbeitsraum, in dem sie ungestört und konzentriert arbeiten können. Außerdem braucht es Räumlichkeiten, die eine echte Pause, also Ruhe und Erholung bieten. Somit ist die Problemlage klar umrissen und auch Ansätze zur Lösung aufgezeigt. Doch wie dieses heiße Thema angehen, ansprechen und durchsetzen?

 „GEW Stark vor Ort“ – Gewerkschaftliche Arbeit vor Ort stärken

Um die Vertrauensleute- und Betriebsgruppenarbeit zu stärken geht die GEW seit kurzem einen neuen Weg: Unter dem Namen „GEW Stark vor Ort“ hat die GEW Hamburg 2014 ein Projekt zur (Wieder-)Gründung von Betriebsgruppen und zur Findung von Vertrauensleuten im Schulbereich gestartet. Bei diesem Projekt geht es darum, an ausgewählten Schulen durch im Vorfeld gewonnene Projektaktive Gespräche mit unseren Mitgliedern zu führen, um ‚heiße Themen‘ herauszufinden und Aktivitäten anzustoßen. Ziel ist, lebendige gewerkschaftliche Strukturen vor Ort zu schaffen. Dabei zielt das Projekt nicht darauf, die Beschäftigten bestmöglich zu vertreten, sondern darauf, die Beschäftigten selbst zur Vertretung ihrer Interessen zu befähigen. Ziel ist die Befähigung zur gewerkschaftlichen Selbstorganisation und eine Aktivierung jenseits passiver Stellvertretungspolitik. Für dieses Projekt suchen wir weiterhin Interessierte, die uns dabei unterstützen.

Wenn ihr Fragen habt oder am Projekt interessiert seid, meldet euch gerne unter StarkVorOrt@gew-hamburg.de, nehmt Kontakt mit den Aktiven, euren FachgruppensprecherInnen oder auch uns Vorsitzenden auf, oder kommt zum nächsten Treffen eurer Fachgruppe.

 

Claudia Thiel – Stark vor Ort an den Stadtteilschulen

Mein Hauptzuständigkeitsbereich für  „Stark vor Ort“ sind die Stadtteilschulen. Ich unterrichte selbst seit knapp acht Jahren an einer Stadtteilschule und habe dort auch die Betriebsgruppe wieder belebt. Am Anfang war das nicht einfach, weil die Desillusion schon recht groß war, etwas verändern zu können. Außerdem hörte ich häufig die Sätze: „Ich würd ja gern dazu kommen, aber dafür habe ich leider keine Zeit!“ oder „Wir haben doch einen Personalrat, der sich für uns einsetzt.“

Davon mal abgesehen, dass der PR nun wirklich nicht der politische Arm der Schule ist, fiel es mir manchmal schwer, trotzdem davon zu überzeugen, dass es wichtig ist, zu unseren Betriebsgruppentreffen zu kommen. Doch nach und nach merkten viele Kolleginnen und Kollegen, dass es sich lohnt, sich diese Zeit frei zu scheffeln und die Klassenarbeiten an einem anderen Tag fertig zu korrigieren. Denn es wurde einfach immer deutlicher, wie wirksam wir als Gruppe sein können, z.B. wenn es darum ging auf einer Lehrerkonferenz Anträge zu stellen oder einfach nur in großer Anzahl auf einer Demo zu erscheinen.

Nun engagiere ich mich für Stark vor Ort, weil ich davon überzeugt bin,  dass es sich lohnt, sich zu organisieren und sich zu Wehr zu setzen und nicht einfach alles nur auszuhalten und sich seinen privaten Ausweg zu suchen (z.B. Teilzeit zu arbeiten und dafür die Lohnkürzung hinzunehmen).  Ich denke, dabei ist das erste Ziel, sich innerhalb des Kollegiums zu organisieren, einen Ort zu haben, wo die Sorgen und Nöte Gehör finden und man gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten suchen kann. Aber auch die Vernetzung über die Schulen hinaus ist sehr wichtig, damit man zum einen mitbekommt wie es an anderen Schulen gemacht wird (da liegen ja zum Teil Welten dazwischen) und sich z.B. positive Dinge auch mal abgucken kann, zum anderen denke ich aber auch, dass wir gegenüber der Behörde weiter politisch Druck erzeugen müssen und das geht eben nur gemeinsam!!

Wer jetzt findet „Das hört sich gut an!“, der kann sich gern an mich wenden! Ich würde mich dann mit dir zusammensetzen und besprechen, wie wir an eurer Schule dafür sorgen können, dass die Mitwirkung über eure Betriebsgruppe (wieder) ins Leben gerufen wird. Derzeit bin ich an einer großen Stadtteilschule unterwegs und muss sagen, dass dort sehr positiv auf die Unterstützung „von außen“ reagiert wurde und sich nach ungefähr drei Monaten schon ein recht fester Kern gebildet hat.

Kontakt: thiel@gew-hamburg.de

 

Rudolf Riep – Stark vor Ort an den Gymnasien

Als älterer Kollege kenne ich noch die aktive Arbeit in der GEW-Betriebsgruppe. Nun nützt es niemandem von den guten alten Zeiten zu erzählen sondern es soll versucht werden, in den jetzigen Kollegien die Bedeutung der Gewerkschaftsarbeit deutlich zu machen.

Hat auch die GEW durch die Bildung von Schulpersonalräten ihre Bedeutung in Hamburg deutlich steigern können, so reicht es vielen Kolleg_innen aus, den Personalrat zu wählen und dann drauf zu vertrauen, dass damit schon alles geregelt ist.

An meiner eigenen Schule kann ich beobachten, dass vielen Kolleg_innen nicht klar ist, dass der PR eine klare rechtliche Stellung im Dienstverhältnis hat und kein politisches Mandat besitzt. Wenn er auch die Pflicht hat, die Reste demokratischer Mitgestaltung einzufordern, bedarf es doch der gewerkschaftlichen Arbeit vor Ort, diese Mitgestaltung mit Inhalten zu füllen.

Um das zu erreichen will ich versuchen, an einer ausgewählten Schule die GEW-Mitglieder zur eigenen Aktivität anzuregen. Dazu werden Telefonate geführt und es soll ein Treffen geben, auf dem die Betriebsgruppe einen neuen Start macht. Die Betriebsgruppe kann und soll ihrer Schulleitung helfen, die Schule noch besser zu machen.

Kontakt: riep@gew-hamburg.de