Schulstruktur

Die Landesvertreterversammlung der GEW Hamburg hat am 26.05.09 folgende Stellungnahme zur geplanten Schulstrukturreform der Behörde beschlossen:

Die Selektion nach Klasse vier ist ein zentrales Argument gegen das Zwei-Säulen-Modell. Obwohl der Selektionsdruck massive negative Auswirkungen schon auf die Arbeit in den Grundschulen hat, sind diese dennoch relativ erfolgreich, was die Förderung aller Kinder betrifft – auch das zeigen alle empirischen Untersuchungen.

Das zweite Grundübel aller mehrgliedrigen Schulsysteme liegt darin, dass von bestimmten Begabungstypen ausgegangen wird. Statt einen dynamischen Begabungsbegriff zugrunde zu legen, wie dies international schon längst der Standard ist (OECD, UNO), geht die Hamburger CDU von zwei Begabungstypen aus. Wissenschaftsorientierte, eigenständig lernende Zehnjährige auf der einen, praxis- und handlungsorientierte Lernende auf der anderen Seite werden in die Zwei-Säulen verteilt. Dies ist ein Begabungsbegriff auf dem Stand der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Abgesehen von dieser antiquierten Vorstellung der unterschiedlichen Begabungstypen wird die Tatsache völlig ignoriert, dass die Verteilung auf die Schularten eben in erster Linie nach sozialer Herkunft erfolgt. Zur Verringerung dieses Problems trägt das Zwei- Säulen-Modell nichts bei. Das ist auch nicht erstaunlich, weil nicht einmal das Problem im Vorschlag der CDU auch nur in einem Halbsatz Erwähnung findet.

Unter diesen Voraussetzungen schafft sich die CDU mit ihrem Modell selbst das Problem, wie die Abgrenzung, Trennung und Lenkung der „Schülerströme“ bewerkstelligt werden soll. Dies ist ein selbst geschaffenes Problem, das in einer Schule für alle überhaupt nicht auftauchen würde.

Das Zwei-Säulen-Modell ist gar keins, denn neben den Zwei-Säulen gibt es (mindestens) eine dritte: die Förder- und Sonderschulen, die nach dem CDU-Modell „zunächst“ erhalten bleiben sollen.