Arbeitszeit- und Belastungsstudie für Lehrkräfte an den Hamburger Stadtteilschulen und Gymnasien im Schuljahr 2023/2024

Es wird Zeit für echte Zeit!
Die GEW Hamburg macht sich nach 20 Jahren Hamburger Lehrerarbeitszeitmodell (AZM) daran, die Arbeitszeit endlich akkurat und wirklichkeitsgetreu zu erfassen: Es wird Zeit für echte Arbeitszeit!
Mit Beginn des zweiten Schuljahres am 1. Februar 2024 wird die Kooperationsstelle der Universität Göttingen die Arbeitszeit von Lehrkräften an Hamburger Stadtteilschulen und Gymnasien über ein halbes Schuljahr erheben. So soll die wirkliche Arbeitszeitbelastung dokumentiert werden. Erfasst werden sollen der Umfang der Arbeitszeit, das Verhältnis von SOLL-Arbeitszeit zu IST-Arbeitszeit sowie die Einflussfaktoren auf die Arbeitszeitbelastung unterschiedlicher Lehrkräfte-Gruppen.
Auf der Basis verlässlicher Daten könnten wir dann arbeitspolitische Initiativen starten: mit genauer Kenntnis der realen Arbeitszeit und der tatsächlichen Arbeitsbelastung. Wir wollen nicht nur behaupten, dass die Arbeitszeit für die Hamburger Lehrkräfte unbedingt reduziert werden muss. Wir wollen das tatsächliche Ausmaß der Arbeitszeit wissenschaftlich nachweisen können, um die politische Auseinandersetzung so kraftvoller unterstützen zu können.
Die Kooperationsstelle Hochschule und Gewerkschaften der Universität Göttingen, hat solche Studien bereits in anderen Bundesländern mit Unterstützung der GEW durchgeführt hat.
Verschiedene GEW-Landesverbände haben in den letzten Jahren Arbeitsstudien durchgeführt, so die GEW Niedersachen 2018 und die GEW Sachsen 2022. Aktuell läuft eine solche Studie auch in Berlin.
Dass viele Lehrkräfte hochmotiviert, aber auch stark belastet sind, war 2018 eine der zentralen Erkenntnisse der Metastudie „Studien zur Arbeitszeit von Lehrkräften in Deutschland“.

- Zeitraum: zweites Halbjahr 2023/24 (Februar bis Juli 2024)
- Schulformen: Stadtteilschule und Gymnasium
- Zielvorgabe: Teilnahme von 10% - 20% der Lehrkräfte (gern mehr)
- Ausrichtung: nicht nur GEW-Mitglieder
- Erfassung eines längeren Zeitraums, inkl. Arbeit in Schulferien
- Integration von Fragen zu Arbeitsbelastung

- Mehrarbeit und überlange Arbeitszeiten identifizieren: Abgleich der individuellen SOLL-Vorgaben des Faktorenmodells mit der tatsächlichen Arbeitszeitbelastung (IST)
- Anteil „Neuer Aufgaben“ bzw. außerunterrichtlicher Tätigkeiten an der Arbeits(zeit)be-lastung identifizieren => Wie ist der aktuelle Stand? Werden neue / außerunterrichtliche Aufgaben angemessen abgebildet? Gibt es Lücken?
- Hotspots der Belastung von Lehrkräften identifizieren

Du willst mitmachen bei unserer Hamburger Arbeitszeit-Studie für Lehrkräfte an Stadtteilschulen und Gymnasien? Gerne!
Du möchtest dich als Teilnehmer*in oder Multiplikator* beteiligen, hast aber noch viele Fragen. Wir können helfen. Ruf uns an!
Unsere Sofort-Hilfe zur Teilnahme an der Studie: Ab 29. November jeden Mittwoch und Freitag von 16-17:30 Uhr unter 0170 - 57 89 471.

Wir suchen Multiplikator*innen, die an ihren Schulen Kolleg*innen für die Teilnahme an der Studie gewinnen – und hoffen auf deine Unterstützung! Der Besuch eines Schulungstermins ist notwendig, um Multiplikator*in zu werden.
- Ein W-LAN-fähiges Tablett oder Laptop ist mitzubringen.
- Für Getränke und (gesunde) Snacks ist gesorgt.
- Eine notwendige Kinderbetreuung kann angemeldet werden.
Termine (jeweils 15-19 Uhr): 1. Dezember, 18. Januar 2024
Anmeldung unter: arbeitszeitstudie@gew-hamburg.de

Erste Multiplikator*innen-Schulung erfolgreich gestartet
20 Lehrkräfte aus Stadtteilschulen und Gymnasien nahmen am Freitag, dem 3. November 2023, in der GEW-Geschäftsstelle an einer Multiplikator*innen-Schulung teil. Diese sollen an ihren Schulen Kolleginnen und Kollegen für die Teilnahme an der Studie gewinnen. Dr. Frank Mußmann von der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Georg-August-Universität Göttingen erklärte den Multiplikator*innen, wie die Arbeitsstudie an ihren Schulen erfolgreich umgesetzt werden sollte.
Die Studie soll nicht nur die Arbeitszeit, sondern im zweiten Teil auch die körperliche und psychische Belastung von Lehrer*innen erfassen. 28 Tätigkeiten wurden hierfür identifiziert. Um repräsentativ zu sein, sollen sich rund 1000 Teilnehmer*innen und 100 Multiplikator*innen beteiligen. Ob Beratungslehrer*in oder Schulleiter*in, wer tätig ist nach der Lehrerarbeitszeitverordnung, darf mitmachen.
Auf der Grundlage der erfassten Daten können dann arbeitspolitische Initiativen zur Reduzierung der Arbeitszeit und Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Gang gesetzt werden. Die Arbeitszeitstudie verfolgt jedoch nicht nur schulpolitische Ziele. Die teilnehmenden Kolleg*innen gewinnen im Rahmen der Datenerfassung die Möglichkeit, auch ihre ganz persönliche Arbeitszeit in den Blick nehmen, ihr eigenes Zeitmanagement zu überprüfen und zu verändern. Aus Erfahrung weiß Dr. Frank Mußmann: „Für einige wird das ein echtes Aha-Erlebnis werden!“
Am 15. Januar 2024 wird der digitale Time-Tracker zur Datenerhebung freigeschaltet. Die Erfassung der Studien-Daten läuft vom 1.2. bis 31.7.2024. Ende 2024 sollen die ersten Ergebnisse und im Juni 2025 das Abschluss-Ergebnis vorgestellt werden.
Weitere Termine der Multiplikator*innen-Schulungen werden im GEW-Newsletter noch bekannt gegeben.
Karin Hufert, Projektgruppe Arbeitszeitstudie

Unsere Studie in den Medien
Unsere Studie stößt auch in den Medien auf breite Resonanz! Die Berichterstattung ist positiv, und wir nehmen das als Anlass, nicht nachzulassen, sondern nachzulegen. Leider dürfen wir aus rechtlichen Gründen nicht alle Artikel, Radio- oder auch TV-Beiträge verbreiten, können aber per link darauf verweisen:
Im Anschluss an unsere Auftakt-Pressekonferenz am 3.11 berichteten am selben Tag Sat 1 Regional (ab Min. 8:25) und das NDR Hamburg Journal (ab Min. 18:44). Im Abendblatt und in der Mopo vom 4.11 wurden wir ebenfalls in einem Beitrag gewürdigt.
- wird fortgeführt -
Foto: Rainer Sturm / pixelio.de
Hintergrund: das "Arbeitszeitmodell" in Hamburg
2003 hat Hamburg als bisher einziges Bundesland eine Regelung eingeführt, die explizit die Arbeitszeit der Lehrkräfte auch jenseits des reinen Unterrichts umfassend berücksichtigen sollte. Anne-Katrin Wehrmann schrieb dazu einen Artikel in der E&W 4/2022.
Hörenswert ist der Podcast mit Hans Voß zu 20 Jahren Lehrerarbeitszeitmodell (AZM), den die hlz anlässlich des 20. Geburtstages des AZM im Sommer 2023 aufnahm.
Intensive Bemühungen des GPR zur Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes an Schulen
Der Gesamtpersonalrat (GPR) der Schulbehörde hat sich intensiv mit Fragen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes auseinandergesetzt und versucht, rechtskonforme Bedingungen durch Gespräche, Initiativanträge und Klagen herzustellen. Dabei wurden auch andere Institutionen wie das Amt für Arbeitsschutz (AfA), die UK-Nord und das Personalamt einbezogen. Der GPR hat wiederholt auf eklatante Mängel im Arbeits- und Gesundheitsschutz hingewiesen und Maßnahmen zur Verbesserung gefordert. Ein Ergebnisvermerk des AfA hat diese Mängel bestätigt und die BSB zur Umsetzung von Verbesserungen aufgefordert.