Als breites Bildungsbündnis für zukunftsfähige Schulen haben wir uns seit über einem Jahr aktiv in die Diskussion eingebracht und nun die vorgelegten Bildungspläne eingehend geprüft. Am Tag der Veröffentlichung haben wir als Bündnis zunächst sehr deutlich gemacht, dass wir den Entstehungsprozess dieser Bildungspläne deutlich kritisieren.
Schule
Der digitale Wandel, die Veränderung der Arbeitswelt und die Heterogenität der Schülerschaft erfordern nach Ansicht von Fachleuten eine Reform des Abiturs. Dazu stellte ein Bündnis, zu dem auch die GEW gehört, sechs Eckpunkte vor.
Die Ständige Wissenschaftliche Kommission/SWK hat Vorschläge zur Behebung des Fachkräftemangels an Schulen vorgelegt, die darin bestehen, die Lehrkräfte weiter zu belasten. So werden unter anderem die Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung, Einschränkungen bei Teilzeitmöglichkeiten und höhere Klassenfrequenzen aufgeführt. Als Ausgleich wird Achtsamkeitstraining und Yoga empfohlen. Wie Hamburg mit den Vorschlägen umgeht, ist noch offen.
„Die Kultusministerinnen und -minister haben den Lehrkräftemangel jahrelang kleingerechnet. Die jetzt vorgelegten Maßnahmen sind ein Ausdruck der Hilfslosigkeit“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern heute in Frankfurt am Main mit Blick auf die Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) in der Kultusministerkonferenz (KMK).
Scheinbar hat Hamburg keinen Mangel an schulischen Lehrkräften. Es gibt konstant ausreichend Bewerber*innen. Auch die Schulleitungsstellen sind statistisch gesehen aktuell gut besetzt. Es gibt aber konkrete Vakanzen in verschiedenen Teilbereichen, wie z. B. an Grundschulen in schwierigeren sozialen Lagen. Auch wenn der Lehrkräftemangel in Hamburg noch nicht so offensichtlich ist wie in vielen anderen Bundesländern: Er ist auch für Hamburg in Sicht.
Nachdem über den Herbst sehr viele Alarmrufe aus den Sonderschulen in der GEW ankamen, wurde auf einem gut besuchtem Treffen mit vereinbart, dass die Beschäftigten die bedrückende Situation an ihrem Arbeitsplatz dokumentieren und anonym zur Verfügung stellen. Gleichzeitig informierte die GEW-Hamburg die Behördenspitze in einem Gespräch über die Notlage an den Sonderschulen. Die Rückmeldungen lassen wenig Zweifel daran, dass der Schuh drückt:
Fallbeispiel
Die GEW spricht sich für schnelle und nachhaltige Hilfen zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels aus, wie sie in dem kürzlich veröffentlichten „15-Punkte-Plan gegen den Lehrkräftemangel“ der Bildungsgewerkschaft vorgeschlagen werden. „Der eklatante Lehr- und Fachkräftemangel ist die Achillesferse des Schulsystems. Er bremst nicht nur nahezu jedes schulpolitische Reformvorhaben aus, sondern gefährdet mittlerweile die Bildungsanstrengungen in Deutschland insgesamt“, kommentierte GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze die Ergebnisse des heute veröffentlichten Deutschen Schulbarometers.
Heute hat Schulsenator Rabe die Bildungspläne auf einer Pressekonferenz vorgestellt, die nicht, wie üblich, für die interessierte Öffentlichkeit im Stream übertragen wurde. Dem voraus ging ein angebliches Beteiligungsverfahren der hiervon betroffenen Kammern und Verbände, deren Vorschläge jedoch nicht gewürdigt wurden. Die nun vorgelegten Pläne sind weit von deren Vorstellungen einer zukunftsfähigen Bildung in Hamburg entfernt.
Mit der heutigen Präsentation der Hamburger Bildungspläne durch Senator Rabe steht das demokratische Miteinander im Bestreben um gute Bildung in der Stadt als der erste große Verlierer dieser Pläne bereits fest. Wir vermuten, dass weitere Verlierer:innen folgen werden
Der Senator und seine Behörde haben die große Chance vertan, zusammen mit Schüler:innen, Eltern, Pädagog:innen und Verbänden zukunftsfähige und breit getragene Bildungspläne zu entwickeln.
Die etwa 130 Physio- und Ergotherapeuten*innen an Hamburger Schulen arbeiten schon längst als Teil des Klassenteams pädagogisch und fordern seit Einführung der S-Tabelle im TVL, dass diese auch auf sie angewandt wird. Sie wollen wieder das gleiche Gehalt bekommen wie die ebenfalls an den Sonderschulen beschäftigten Erzieher*innen. Auf Grund des Fachkräftemangels und der hohen Krankenstände vertreten sie inzwischen regelhaft Lehrer*innen und Erzieher*innen und übernehmen so weitere pädagogische Aufgaben – ohne entsprechende Honorierung.
Nach der Umstellung des Ganztags auf die Eintourigkeit (Kernzeit 8.00 -15.00 Uhr), und nun 30 Monaten Schule unter Coronabedingungen, verschärfen sich die Lern- und Arbeitsbedingungen an Sonderschulen weiter. Die ohnehin durch viele Sparmaßnahmen – wie Lehrerarbeitszeitverordnung (LAZVO), Selbstverwaltete Schule (SVS), der Streichung der Sprachförderung, die unverbindliche Stundentafel, Frequenzen wie vor 30 Jahren (alle anderen Schulformen hatten Senkungen) – mangelhaft ausgestatteten Sonderschulen werden durch den Ganztag weiter belastet.
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine am 24. Februar haben die Hamburger Schulen über 6.000 Kinder und Jugendliche aus dem osteuropäischen Staat aufgenommen. Für den Unterricht der Geflüchteten wurden dabei gut 400 zusätzliche Klassen eingerichtet und rund 600 Beschäftigte zusätzlich eingestellt.