Der Presse war zu entnehmen, dass die Arbeitsbedingungen an Sonderschulen sehr schlecht sind, es zu wenig Personal gibt und die Bezahlung zu schlecht ist. Die GEW thematisiert diese Missstände schon lange und hat bereits vor einem Jahr mit einer kleinen Kampagne „Der Schuh drückt“ und der Veranstaltung „Nicht mal satt und sauber? – Gefährlicher Bildungsnotstand für Schüler:innen mit speziellen Förderbedarfen an Hamburger Schulen“ Verbesserungen gefordert. Gleichzeitig hatte die GEW die Behördenleitung in einem Gespräch über die Notlage an den Sonderschulen informiert und steht seitdem mit der Behörde in Kontakt. Leider hat sich seit dieser Zeit nur wenig zum Besseren gewendet.
Offener Brief der Schulbegleiter*innen Erich Kästner Schule an den Schulsenator
„Die Unterfinanzierung der Sonderschulen gefährdet seit langem deren Auftrag, die Gesundheit der Beschäftigten und die umfassende und nachhaltige Förderung der Schülerinnen und Schüler. Deshalb hat sich die GEW bereits Anfang des Jahres auf den Weg gemacht, Verbesserungen für die besonders belastende Arbeit der Kolleginnen und Kollegen einzufordern. Jetzt muss entschieden gehandelt werden, bevor ein ganzer Schulzweig zusammenbricht. Hier trifft es die Schwächsten im System“, so Birgit Rettmer, Tarifexpertin der GEW Hamburg.
„Es wachsen Resignation und Zorn!“
Die durch viele Sparmaßnahmen – wie Lehrerarbeitszeitverordnung (LAZVO), Selbstverwaltete Schule (SVS), Streichung der Sprachförderung, unverbindliche Stundentafel, Frequenzen wie vor 30 Jahren (alle anderen Schulformen haben Kürzungen erfahren) – ohnehin schlecht ausgestatteten Sonderschulen werden durch den Ganztag zusätzlich belastet. Trotz deutlich veränderter und gewachsener Aufgaben in allen Bereichen gibt und gab es keine zusätzlichen Ressourcen für den Ganztagsbetrieb. Einmal mehr zeigt sich das Dilemma von ständig wachsenden Anforderungen und Verantwortlichkeiten an die Einzelschule und der unzureichenden Ausstattung aller Ganztagsformen.
Ganztag an Sonderschulen - ein Sparmodell auf Kosten der Beschäftigten und Lernenden
„Die Bezahlung des pädagogischen und therapeutischen Personals hat sich durch den Tarifabschluss zwar verbessert. Es ist aber ein Skandal, dass Ergo- und Physiotherapeutinnen und -therapeuten, die immer auch pädagogisch tätig sind, als ‚Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst‘ immer noch nicht so bezahlt werden wie ihre Kolleginnen und Kollegen im Erziehungsdienst“, ergänzt Bodo Haß, stellvertretender Vorsitzender der GEW Hamburg.
Vor diesem Hintergrund bekräftigt die GEW ihre Forderungen aus dem Dezember 2022:
- Keine neuen Aufgaben, keine Mehrarbeit und Arbeitsverdichtung für die Beschäftigten, keine Erhöhung der Unterrichtsstunden und keine Streichung von Pausen- und Entlastungszeiten.
- Zusätzliche Stellen und Neueinstellungen als Ausgleich für den Personalausfall und eine Erhöhung des Budgets für jede Schule. Die Schulen müssen wieder die Möglichkeit bekommen, ihre Kolleg*innen die Arbeit machen zu lassen, für die sie eigentlich eingeplant sind.
Im Hinblick auf eine endlich angemessene Anpassung der Sonderschulen an die sich ständig wandelnden Aufgaben, eine sehr differenziert zu fördernde Schüler*innenschaft und den verpflichtenden Ganztag fordert die GEW weiterhin mit Nachdruck:
- Eine Senkung der Klassenfrequenzen, wie sie in allen anderen Schulformen stattgefunden hat.
- Eine Personalausstattung, die eine Doppelbesetzung (Lehrkraft, Erzieherin) auch im Ganztag ermöglicht und die therapeutische Versorgung sicherstellt. Dafür fehlen an allen Schulen Lehrerstunden.
- Eine Gleichbehandlung der schwerstbehinderten Schüler*innen bei der individuellen Zuweisung von Lehrerstunden. Die im Vergleich zu allen anderen Schülern deutlich schlechtere Zuweisung ist mit dem Bildungsanspruch gerade dieser Schülerschaft schon lange nicht mehr zu rechtfertigen.
- Stellenzuweisung für jede Fachschule für Pflegeberufe, die nicht nur in Coronazeiten dringend benötigt wurden. In anderen Bundesländern ist dies längst möglich.
- Wiederzuweisung der Sprachförderstunden an alle Sonderschulen analog der Stundenzuweisung an alle anderen Schulformen.
Gute Inklusion sieht anders aus!
Foto: Geld by Evelyn Merz/pixelio.de
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