Vor 100 Jahren: Tod eines Hamburger „Dichterhelden“. Ein Tod für Kaiser und Vaterland
1. Weltkrieg
Wie unterschiedlich bestimmte Ereignisse im Schulbuch darzustellen sind, lässt sich für die unmittelbare Vorkriegszeit 1914 am Beispiel der alljährlichen Seereise des Kaisers zeigen. Eine bloße Mitteilung, Anfang Juli 1914 habe Wilhelm II. diese Reise trotz des Mordes in Sarajewo angetreten, würde auf friedliche Absichten schließen lassen.
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Gut 100 Jahre nach Beginn des 1. Weltkriegs wird die Frage nach dem Anteil Deutschlands an der Katastrophe immer noch kontrovers diskutiert. Das zeigt sich auch an dem Interesse, das Christopher Clarks 2012 erschienenes Werk „Die Schlafwandler“ erfährt. Manche Leser_innen könnten das Buch, das auf umfassenden internationalen Quellen und Forschungen beruht, als Beleg für die Relativierung deutscher Schuld missverstehen, andere befürchten, es könne der Rückkehr zu einem stärker national-beschönigenden Geschichtsbild Vorschub leisten.
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Ich erinnere mich an ein zugegebener Maßen ungewöhnliches Experiment mit Schülern: Alles junge Männer um die 17 und zu den Bildungsverlierern zählend. Sie sollten zur Musik von Jimy Hendrix‘ ‚Stars-Spangled Banner‘, eine verzerrte und damit auf Provokation gestimmte Version der US-amerikanischen Nationalhymne, erstmals gespielt vor dem Hintergrund des Vietnamkrieges auf dem legendären Woodstockfestival 1969, ihren Gefühlen Ausdruck verleihen.
außerdem:
Dokumentation: Kriegsbeginn 1914
Zusammengestellt von Jörg Berlin
Von John C.G. Röhl
Als deutsche Truppen am 3. August 1914 in das neutrale Belgien einfielen, um gemäß dem Schlieffen-Plan Frankreich zu erobern, ehe man gegen Russland loszog, stand die Regierung Großbritanniens vor der Frage, ob sie abseits bleiben oder in den Kontinentalkrieg eingreifen sollte. Die Entscheidung Londons, dem Entente-Partner Frankreich mit einem Expeditionskorps von 100 000 Mann beizustehen, sollte schließlich das Leben von einer Million jungen Männern aus Großbritannien und dem Empire kosten – etwa dreimal so viel wie im ganzen Zweiten Weltkrieg.
„Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit.“ Die über den Einzelfall hinausreichende Tatsache dieser Aussage wird durch von deutschen Regierungen gesteuerte Propagandaaktionen aus dem I. und II. Weltkrieg vielfach bestätigt. Die gegenwärtige Aufmerksamkeit für den Weltkrieg könnte als Chance genutzt werden, Schüler_innen zu befähigen, solche exemplarischen Erkenntnisse zu gewinnen und auf andere Sachverhalte zu übertragen. Deshalb werden hier zur Information und als Unterrichtsmaterial einige falsche Pressemeldungen aus der Anfangsbzw.
Mit Siegesparolen beschriftete Eisenbahnwaggons und jubelnde, begeisterte Menschenmengen - solche Szenen assoziieren Schüler zumeist mit der Stimmung der Deutschen bei Ausbruch des I. Weltkriegs. Im Geschichtsunterricht haben sie nicht selten gelernt, wie im Kaiserreich bereits die Schulen Kriegsbegeisterung vermittelten. Damit ergibt sich ein geschlossenes Bild, das scheinbar nicht weiter untersucht werden muss. Solche Vorstellungen werden zudem durch populäre Darstellungen der Julikrise von 1914 und manche Schulbücher verstärkt.
Uns kann keiner
Die Diskussion um den 1. Weltkrieg wird von einer geschichtspolitischen Auseinandersetzung begleitet. In diesem Artikel werden zunächst einige der politischen Rahmenbedingungen skizziert. Unter der Fragestellung, welche Auswirkung die Auseinandersetzung auf den Schulunterricht hat, folgen Hinweise auf verbreitete Publikationen und deren Tendenz
„Das humanistische Gymnasium“ und der Krieg
Auch im Vorläufer der Zeitschrift „Gymnasium“ fehlten kriegskritische Beiträge