Nach der Veröffentlichung des IQB-Bildungstrends übt die GEW deutliche Kritik an der Interpretation der Ergebnisse durch Schulsenator Rabe, Hamburg habe sich „stark verbessert“. Richtig ist, dass der Leistungsrückgang z.B. im Fach Deutsch „geringer“ als in anderen Bundesländern ausfällt.
Zwar konnte sich Hamburg im Ranking „Deutsch Zuhören“ im Vergleich zu den anderen Bundesländern von Platz 13 (2009) auf Platz 3 (2022) verbessern. Der Anteil an Schüler*innen, die die Mindeststandards in Deutsch nicht erreichen, ist jedoch nicht zurückgegangen, sondern hat sich erhöht. Dies wird wie schon im letzten Jahr als Verbesserung gewertet.
Statt sich ein Krönchen aufzusetzen, sollte die Behörde viel eher Maßnahmen ergreifen, dass mehr Schüler*innen die Mindeststandards erreichen!
„Leichter Rückgang ist keine Verbesserung!“
Bildungsmonitoring muss aus Sicht der GEW mehr sein als die Überprüfung von Leistungsstandards. Schulqualität bemisst sich auch an einer bedarfsgerechten Finanzierung und Personalausstattung sowie an guten Lern- und Arbeitsbedingungen. Besorgniserregend ist zudem, dass Motivation und Interesse am Fach Deutsch abgenommen haben und die in der Studie befragten Jugendlichen deutlich häufiger als noch vor einigen Jahren von emotionalen Problemen berichten. Auch Lernfreude und Wohlbefinden sind Qualitätsmerkmale, die verstärkt beobachtet werden müssen. Die quantitative Forschung muss durch qualitative Forschungsmethoden ergänzt werden. Bei Problemen müssen gut evaluierte Fördermaßnahmen eingesetzt werden und nicht nur weitere standardisierte Leistungstests und Diagnostik.
Die GEW fordert mehr Zeit für pädagogische Betreuung, um wieder mit Freude und Motivation lernen zu können.
Was bringen PISA, TIMSS & Co.?
Zum Hintergrund: IQB-Bildungstrend 2023
Im aktuellen „IQB-Bildungstrend Klasse 9“ wurden im Mai 2022 die Kompetenzen von Neuntklässlern in allen 16 Bundesländern untersucht. Der "IQB-Bildungstrend" wird von der Kultusministerkonferenz in Auftrag gegeben, findet in der Regel alle drei Jahre - abwechselnd Deutsch / Englisch und Naturwissenschaften / Mathematik - statt und wird vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen IQB an der Humboldt-Universität zu Berlin durchgeführt. Im Jahr 2022 wurden in der 9. Jahrgangsstufe die Schlüsselkompetenzen „Deutsch Lesen“, „Deutsch Hören“, „Deutsch Rechtschreiben“, „Englisch Lesen“ und „Englisch Hören“ getestet. Für jede der Schlüsselkompetenzen werden die Leistungen der Schülerinnen und Schüler auf einer 500-Punkte-Skala abgebildet, für weiterführende Analysen werden zusätzlich die Anteile der Schülerinnen und Schüler mit sehr guten Leistungen („im Optimalstandard“), mit mangelhaften Leistungen („unter Minimalstandard“) und mit ordentlichen Leistungen („im Regelstandard“) ermittelt.
Foto: Henry Klingberg / pixelio.de