Friedensnetzwerk contra Bundeswehr

Friedenspädagogik
Magazin
Viele der Friedensprojekte gedeihen prächtig und ziehen immer mehr Leute – auch junge – in ihren Bann.

den Schulen jederzeit abrufbereit zur Verfügung für Unterrichtsbe- suche, Podiumsbesuche und für Lehrerfortbildungsveranstaltun- gen. Mit 6 Bundesländern hat die Bundeswehr schon Koopera- tionsverträge abgeschlossen, die ihr einen privilegierten Zugang zu den Schulen ermöglicht. Da- mit wird der Bundeswehr eine Sonderstellung in der politischen Bildung an Schulen eingeräumt und die gleichberechtigte Teil- nahme ziviler Bildungsträger und der Friedensbewegung am Bildungsprozess über das Thema Krieg und Frieden wird in Fra- ge gestellt – der Beutelsbacher Kompromiß der KMK aus dem Jahr 1984. Aufgrund der größe- ren Ressourcen, die der Bundes- wehr im Gegensatz zur Friedens- bewegung zur Verfügung stehen, besteht die Gefahr, dass die not- wendige Ausgewogenheit nicht gewährleistet ist.

So diskutierten im Rahmen des Friedensnetzwerkes am 18. Mai2011einJugendofizier,der Pädagoge und Bildungspolitiker Kurt Edler (LI), Willi Bartels (GEW) und Paul Metsch (pbi) im „Kulturhaus 73“ in Hamburg darüber, ob die Bundeswehr in den Schulen an der politischen Bildung beteiligt sein sollte. Der Abend wurde von Wolfgang Flo- cken vom NDR moderiert.

Ein Schwerpunkt der Aus- einandersetzung bildete das mehrtägige Simulationsspiel „POL&IS“, das von den Jugend- ofizieren in der Regel mit Ober- stufenschülerInnen durchgeführt werden kann. Bei „POL&IS“ sollen sich die SchülerInnen mit globalen Problemen auseinan- dersetzen und diese lösen, indem sie in die Rolle von Staatsober- häuptern schlüpfen. pbi-Aktive, die selbst an besagtem Simula- tionsspiel teilgenommen haben, bezweifeln, dass es möglich ist, den SchülerInnen derart komple- xe Sachverhalte an 2-3 Tagen in der gebührenden Sorgfalt nahe zu bringen. Dies ist umso frag- würdiger, als dass in dem Spiel

Seit 2008 arbeitet ein Frie- densnetzwerk in Norddeutsch- land mit rund 20 teilnehmenden Organisationen, Instituten und Einzelpersonen aus Schleswig- Holstein, Hamburg, Niedersach- sen, Bremen und Mecklenburg- Vorpommern zusammen, um Gewaltprävention, zivile Kon- liktbearbeitung in der eigenen Gesellschaft und in internati- onalen Konlikten zu fördern zu Lasten von militärischen, bewaffneten oder gewalttätigen Interventionen.

Das Friedensnetzwerk bietet Unterstützung für Lehrkräfte im Unterricht, zur Fortbildung von Multiplikatoren in Kirchen, der außerschulischen Jugendarbeit und in der Erwachsenen- sowie politischen Bildung an. Bosni- en, Ruanda, Irak, Afghanistan – „neue Kriege“ gefährden das Leben der Menschen. Sie kon- frontieren Friedenspädagogik mit einem moralischen Dilem- ma: Soll und kann Krieg Frieden schaffen? Wenn Gewalt oder Ungerechtigkeit geschieht, ver- engt sich unser Blick. Die Ent- wicklung vom Frieden benötigt jedoch ein ganzheitliches Kon- zept und viele Perspektiven. Po- litische Bildung unterstützt, dass sich Menschen ihr relektiertes Urteil über globale Krisen und Kriege bilden. Durch die Frie- denspädagogik werden Bedin- gungen und Ziele aufgezeigt, da- mit Verbindungen zwischen den bereits existierenden Ansätzen, Gewalt zu bearbeiten, entstehen und neue Handlungsmöglichkei- ten aufgezeigt werden.

Eine weitere Fragestellung für das Netzwerk ist, wie Verbin- dungen zwischen Schule und au- ßerschulischer Arbeit geschaffen und verstärkt werden können. Wie kann der außerschulische Bereich in Schule hineingetra- gen werden? Freien Trägern außerhalb von Schule sollen Möglichkeiten eröffnet werden, ihren Blick auf Schule und Frie- denspädagogik darzustellen.

Organisationen wie der Volks- bund für Kriegsgräberfürsorge, pbi (peace-brigade-internatio- nal),dieJungeVolkshochschule, das IKM (Institut für konstrukti- ve Konliktaustragung und Me- diation) halten ein umfangrei- ches Programm bereit, mit dem sie Schulen und außerschulische Bildungsträger bei ihrer Aufgabe der gewaltfreien Erziehung un- terstützen wollen.

Mit diesem friedenspädago- gischen Ansatz geraten viele der gewaltfreien Bildungsträger unweigerlich in Konkurrenz zu dem anderen mächtigen Anbieter

 

WILLI BARTELS
Ppf (Pädagogen u. PädogogInnen für den Frieden)
Weitere Informationen: 

Das Hamburger Bündnis „Bildung ohne Bundeswehr“ wendet sich gegen den Auftritt von Bundeswehrvertrete- rInnen in allen Staatlichen Bildungseinrichtungen. Das Bündnis setzt sich für die „Stärkung friedenspolitischer und antimilitaristischer Arbeit ein“. Kontakt: bildungohnebundeswehr@gmx.de www.bildungohnebundeswehr.blogsport.de

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