GEW wirft Behörde vor, mit falschen Zahlen zu arbeiten
In den letzten Wochen gab die BSB einige Pressemitteilungen mit einem großen Zahlenwerk heraus, das auf den ersten Blick bestechend wirkt.
Allerdings nur auf den ersten Blick. Wir haben die Zahlen der Behörde zu einigen Bereichen nachgerechnet (ausschließlich auf Grundlage von BSB Daten) und dabei festgestellt, dass viele Zahlen schlicht nicht stimmen.
Im Überblick:
VOrM (Vertretungs- und Organisationsreservemittel)
- Die BSB behauptet, der Krankenstand bei Lehrkräften in Hamburg beträge 5,9% und sei durch eine Vertretungsressource von 9,7% mehr als abgedeckt.
- Richtig ist: Schon der Krankenstand ist real höher, denn Krankheiten in den Schulferien (12 Wochen) werden von dem Lehrkräften so gut wie nie gemeldet.
- Richtig ist:
Insgesamt sind es nur 556,51 Lehrerstellen, die für die Krankheitsvertretung zur Verfügung stehen (44% der Vor-Mittel im Durchschnitt und pro Lehrkraft eine Vertretungs-WAZ.)
Bezogen auf die Gesamtlehrerstellen der allgemeinbildenden Schulen sind das 4,3 %, bezogen auf den Grundbedarf allgemeinbildende Schulen sind das 5,4 %.
Die Mittel für Vertretung im Krankheitsfall reichen also – entgegen den Aussagen der Behörde - nicht aus. - Verschärft wird das Problem dadurch, dass viele Schulen durch erhöhte Ausgaben für regulären Unterricht in den ersten Jahren mit VOrM jetzt „Schulden“ haben, die sie zunächst ausgleichen müssen. Ihnen fehlen also real Mittel zur Krankheistsvertretung. Die BSB hat seit 2009 zu einem solchen Vorgehen geradezu ermuntert und (trotz gegenteiliger Hinweise auch aus der GEW) jedes Controlling vermissen lassen. Aktuell soll nun die Schuld an der Misere den angeblich schlecht wirtschaftenden Schulleitungen zugeschoben werden.
Stellen in der Inklusion
- Die BSB behauptet, 2000 Stellen seien durch die Inklusion seit 2009 hinzugekommen.
- Richtig ist: Von diesen Stellen sind nur 768 mit der Inklusion überhaupt in Verbindung zu bringen.
Die anderen Stellen sind auf Grund von steigenden Schülerzahlen (418), Ganztag (228) und verbesserten Bedarfsgrundlagen wie Senkung der Klassenfrequenzen (504) zustande gekommen. - Die Mittel für die Stellen werden 2014 erstmal durch andere wegfallende Bedarfsgrundlagen (Auslaufen der I- und IR-Klassen, Abbau der Förderschulen) mehr als kompensiert, dh. Für die Inklusion wird 2014 weniger ausgegeben als für die vorherigen Konzepte I- und IR-Klassen, Förderschulen hätte aufgewendet werden müssen. Sparen durch Inklusion!
Durchschnittliche Unterrichtsstunden
- Die BSB behauptet (Zahlen die an die KMK geliefert wurden), in Hamburg unterrichteten Vollzeit-Lehrkräfte im Durchschnitt 22,2 Unterrichtsstunden, die geringste Zahl in allen deutschen Bundesländern. Dabei geht die Behörde von 37,72 Wochenstunden (81% der Gesamtarbeitszeit) für Unterricht aus.
- Richtig ist: Die tatsächliche durchschnittliche Unterrichtszeit einer KollegIn ohne Funktionsentlastung beträgt 42,3 Stunden und nicht 37,72 Stunden und hat damit einen Umfang von 90,82 % der Gesamtarbeitszeit und liegt damit um 10 Prozentpunkte höher als die von der Hamburger Schulbehörde an die KMK gemeldete.
Rechnet man dies für eine GrundschullehrerIn um, dann bedeutet dies, sie müsse über 31 Unterrichtsstunden (Faktor 1,35 in der LAZ-VO) unterrichten.
Für Hamburger Gymnasien ergibt sich eine durchschnittliche Unterrichtsverpflichtung für eine Lehrkraft von 27,4 Unterrichtsstunden.
Hier ist noch darauf hinzuweisen, dass jede Vollzeitlehrkraft pro Woche noch eine Vertretungsstunde zusätzlich abzuleisten hat, so dass wir von einer Unterrichtsverpflichtung von 27,4 + 1 Unterrichtsstunde Vertretung also von einer durchschnittlichen Unterrichtsverpflichtung für eine Lehrkraft an Hamburger Gymnasien von 28,4 Unterrichtsstunden ausgehen müssen. - Die BSB Zahlen sind also (je nach Schulart und Jahrgangsstufe) 3-4 Unterrichtstunden zu niedrig angesetzt!
Die ausführlichen Hintergrundinformationen finden Sie in angehängten Dateien.
Foto: © R. B. by pixelio.de
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