Im Kontext der Diskussionen um die Rolle Max Traegers hat der Landesverband 2017 beschlossen, sich mit weiteren Fragen zu ihrer Geschichte zu beschäftigen. Eine dieser Fragestellungen ist, ob die Gleichschaltung der Gesellschaft der Freunde 1933 eine ‚zwangsweise‘ war, wie es auf einer Tafel der Kulturbehörde am Curiohaus steht. Hierfür hat die GEW Hamburg eine Studie in Auftrag gegeben. Mit der Studie ist eine differenzierte historische Einordnung vorgelegt worden, um die Gleichschaltung neu bewerten zu können. Die Studie kommt zu dem Fazit, dass die Gleichschaltung „keinesfalls gewaltsam“ und „auch nicht […] freiwillig“ war. Vielmehr sei der „Umgang der Vorstandsmitglieder mit den Nationalsozialisten […] ambivalent“ gewesen: „Er alternierte zwischen Anpassung und Opposition“.
Beim Landesvorstand am 21.1.2020 wurde die Studie vorgestellt, auch mit Gästen diskutiert, und beschlossen, dass nach einer Veranstaltung mit Buchpräsentation (die am 24.9.2020 stattfand und unter https://www.gew-hamburg.de/themen/gew/gew-hamburg-arbeitet-die-eigene-geschichte-auf als Video verfügbar ist) der Landesvorstand weiter darüber diskutieren wird, was die Studie erinnerungspolitisch für die GEW Hamburg bedeutet. Am 10.11.20 hat der Landesvorstand eine AG eingesetzt, die auf Grundlage dieser Diskussion einen Vorschlag erarbeitet hat. Die AG legte nun diesen Vorschlag dem Landesvorstand vor, der dem AG-Vorschlag folgte und folgenden Beschluss fasste:
Auf Grundlage der Studie „Volksschullehrer zwischen Anpassung und Opposition. Die „Gleichschaltung der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens in Hamburg (1933 – 1937)“ erscheint der bisherige Tafeltext der Kulturbehörde am Curiohaus, auf der steht: „Im Mai 1933 gliederte der NS-Lehrerbund den Verband zwangsweise ein.“, nicht differenziert genug. Die GEW wird auf die Kulturbehörde zugehen mit dem Ziel einer Änderung des Tafeltextes, die dieser Differenzierung gerecht wird. Vorgeschlagen wird, den o.g. Satz zu ersetzen durch: „Vor dem Hintergrund des NS-Terrors wurde der Verband dem NSLB eingegliedert. Die Haltung des Vorstandes des Verbandes schwankte dabei zwischen Anpassung und Opposition.“ Die AG wird darüber hinaus einen Text erarbeiten, in dem auf die Studie und die erinnerungspolitische Diskussion zu diesem Sachverhalt eingegangen wird.
Bild: GEW Hamburg