Im Kontext der Diskussionen um die Rolle der GEW-Vorläuferorganisation „Gesellschaft der Freunde“ in der NS-Zeit hat der GEW-Landesverband Hamburg im Jahr 2017 beschlossen, sich mit weiteren Fragen zu ihrer Geschichte zu beschäftigen. Eine dieser Fragestellungen ist, ob die Gleichschaltung der „Gesellschaft der Freunde“ 1933 „zwangsweise“ geschah, wie es auf einer Tafel der Kulturbehörde am Curiohaus steht. Hierfür hat die GEW Hamburg eine Studie in Auftrag gegeben, die nun unter dem Titel „Volksschullehrer zwischen Anpassung und Opposition. Die ‚Gleichschaltung‘ der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens in Hamburg (1933 – 1937)“ vorliegt.
Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem Verantwortlichen der Kulturbehörde für Gedenkkultur, der Forschungsstelle für Zeitgeschichte an der Uni Hamburg sowie engagierten GEW-Mitgliedern auf den Weg gebracht.
Als Verfasser der Studie konnten wir Dr. Marcel Bois gewinnen. Dr. Marcel Bois ist assoziierter Wissenschaftler an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg. Er promovierte am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Historische Kommunismusforschung und die Geschichte der Arbeiter*innenbewegung, insbesondere der Gewerkschaften.
Mit der nun vorliegenden Studie hat Bois eine differenzierte historische Einordnung vorgelegt, um die Gleichschaltung neu bewerten zu können. Die Studie kommt zu dem Fazit, dass die Gleichschaltung „keinesfalls gewaltsam“ und „auch nicht […] freiwillig“ war. Vielmehr sei der „Umgang der Vorstandsmitglieder mit den Nationalsozialisten […] ambivalent“ gewesen: „Er alternierte zwischen Anpassung und Opposition“.
Die Studie ist im Beltz-Verlag erschienen. Der Autor stellt sie auf einer Veranstaltung am 24.09.2020 um 18 Uhr im Curiohaus vor. Corona bedingt ist eine Anmeldung unter info@gew-hamburg.de oder 040 – 41 46 33 – 0 erforderlich. Die Veranstaltung wird per Video aufgezeichnet und die Aufnahme anschließend veröffentlicht.
Nun liegt der Videomitschnitt der Buchpräsentation vor.
„Die GEW Hamburg versteht sich als eine demokratische und antifaschistische Organisation. Sie setzt sich gegen rassistische, nationalistische und militaristische Aktivitäten ein und fördert Maßnahmen zum Ausbau von Demokratie, Humanität und Frieden. Die GEW Hamburg kann auf eine über 200-jährige Organisationsgeschichte zurückblicken und verbindet Erinnerung mit Erkenntnis und Verantwortung. Hierzu zählt auch die Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus und der Geschichte der eigenen Organisation vor, während und nach der NS-Zeit. Auf Grundlage der Forschungsarbeit werden wir in Diskussionsveranstaltungen wie auch in den Gremien darüber reden, ob und welche Schlüsse wir daraus ziehen“, so Fredrik Dehnerdt, stellvertretender Vorsitzender GEW Hamburg.
Das Buch ist bestellbar unter https://www.beltz.de/fachmedien/erziehungs_und_sozialwissenschaften/buec...
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