Nachhaltige und faire Bezahlung – mehr soziale Sicherheit für VHS-Dozent*innen! Das fordern die VHS-Kursleiter*innen und die GEW Hamburg. Zur Bekräftigung ihrer Forderungen fand am heutigen Mittwoch eine Demonstration vom Bahnhof Sternschanze bis zur VHS Mitte statt. Die GEW hat zudem eine Unterschriftenaktion VHS FAIR gestartet.
„Die Umsetzung unserer Forderungen sorgt zum einen für faire Arbeitsbedingungen der Kursleiter*innen. Zum anderen sorgt sie dafür, dass die VHS mehr Nachwuchs an professionellen Lehrkräften gewinnen und die Qualität der Kurse steigern kann. Aktuell ist es besonders wichtig, den Geflüchteten aus der Ukraine und aus anderen Ländern zeitnah professionelle und qualitativ hochwertige Sprach- und Integrationskurse anzubieten. Hierzu schnell die passendenden Lehrenden zu finden, geht nur bei konkurrenzfähigen Arbeitsbedingungen. Der zusätzliche finanzielle Aufwand für faire Arbeitsbedingungen darf nicht durch Erhöhung der Teilnehmer*innenbeiträge finanziert werden, hier ist der Haushalt der Stadt gefragt. Der rot-grüne Senat muss sein Koalitionsprogramm ‚Hamburg – Stadt der Guten Arbeit‘ endlich umsetzen, und das zuerst in den städtischen Betrieben. Hamburg verdient ein gutes, faires und nachhaltiges Angebot städtischer Erwachsenenbildung!“ so Dirk Mescher, Geschäftsführer der GEW Hamburg.
Hier findet ihr das Presse-Echo zur Aktion.
Besonders schön waren die Grußworte aus Baden-Württemberg, Bremen, Berlin und vom GEW Hauptvorstand, die wir gerne wiedergegeben:
Grußwort von Ralf Becker,
Leiter des Organisationsbereichs Berufliche Bildung und Weiterbildung beim GEW Hauptvorstand
Liebe Kolleg:innen in Hamburg,
Das ist schon spitze, was ihr da auf die Beine stellt!
Wir freuen uns in der Zentrale in Frankfurt sehr, dass es euch gelungen ist, durch eure Demonstration auf die Anliegen der Kursleitenden in Hamburg aufmerksam zu machen, weiter so! Eure Forderungen nach fairer und nachhaltiger Bezahlung und sozialer Absicherung der Kursleitenden erhalten unsere volle Unterstützung. Es ist ein wichtiger Schritt zur Umsetzung unserer Forderungen nach Tarifbezahlung und Dauerstellen für Daueraufgaben in der Weiterbildung. Der Weg dahin wird ein langer und zäher werden. Aber es ist gut, dass ihr damit angefangen habt und auch Aktiven in anderen Bundesländern Mut macht, sich auf den Weg zu begeben. Bitte nicht verzagen, wenn es nicht so schnell voran geht und weiterkämpfen, wir unterstützen euch.
Ralf Becker, Leiter des Organisationsbereichs Berufliche Bildung und Weiterbildung beim GEW Hauptvorstand
Grußwort aus Bremen:
Liebe Hamburger Kolleginnen und Kollegen in der Weiter- und Erwachsenenbildung,
wir vom Bremer VHS-Kursleitendenrat und dem Bereich Erwachsenen - und Weiterbildung der Bremer GEW wünschen euch viel Erfolg bei der heutigen Demonstration und eurem weiteren Kampf für bessere Beschäftigungsbedingungen, höhere Honorare und notwendige soziale absicherung. Wir Bremer beobachten die Entwicklung in Hamburg sehr aufmerksam. Aktivitäten und Erfolge sind auch wichtig für Bremen, Berlin und anderswo. Wo auch immer Verbesserungen erreicht werden, haben sie auch für die anderen eine Ideengeber-, Anregungs- und Initiativfunktion. Die überregionale Information, Unterstützung und Solidarität ist für uns alle bundesweit wichtig, um mehr für uns Kolleginnen und Kollegen in der Erwachsenen- und Weiterbildung zu erreichen.
In diesem Sinne wünschen wir euch eine kraftvolle, geschickte und erfolgreiche Auseinandersetzung.
Solidarische Grüße aus Bremen,
Hajo Kuckero
Für den Bremer VHS-Kursleitendenrat und den Bereich Erwachsenen- und Weiterbildung der GEW Bremen
Grußwort der Berliner VHS-Dozent*innen-Vertretung zur Demo der Hamburger VHS-Kolleg:innen am 23.11.22
Liebe Kolleg:innen an den Hamburger Volkshochschulen,
wir von der Berliner VHS-Dozent*innen-Vertretung schicken euch zu eurer Demo solidarische Grüße aus Berlin.
Wir in Berlin unterstützen eure Ziele voll und ganz: Mehr Honorar und eine bessere soziale Absicherung steht uns Volkshochschuldozent*innen zu! Denn wir Lehrende setzen täglich in unseren Kursen das Kerngeschäft der Volkshochschule um: "Bildung für alle"
Dennoch wird unsere Arbeit ungenügend wertgeschätzt. Wir verdienen viel weniger als angestellte Lehrkräfte mit vergleichbarer Qualifikation. Wir sind sozial nicht abgesichert. Wir können aufgrund der immer nur kurzen Honorarverträge jederzeit Kurse und Einkommen verlieren. Das ist ein strukturelles Problem der Volkshochschulen, das gelöst werden muss.
Wir, die Berliner VHS-Dozent*innen-Vertretung, möchten euch Hamburger Kolleg:innen daher ermutigen: Kämpft weiter! Denn ihr habt Recht mit euren Forderungen.
Wir in Berlin konnten mit etlichen Aktionen, Briefen und Gesprächen einiges erreichen.
41 Euro pro Unterrichtsstunde, eure Forderung – das ist keine Utopie, sondern möglich, wenn mensch kämpft. An der VHS Berlin bekommen im nächsten Jahr alle Sprachdozent*innen in Deutsch- und Fremdsprachenkursen 41 Euro.
Ausfallzahlung bei Krankheit für Arbeitnehmerähnliche, eure Forderung – keine Utopie, sondern machbar, wenn mensch kämpft. An der Volkshochschule Berlin gibt es jetzt neu 90 Prozent des Honorarausfalls bei Krankheit und Reha – leider erst nach zwei unbezahlten Karenztagen, aber dann für die folgenden sechs Wochen.
Auch eure Forderungen sind nicht utopisch, sondern an den Berliner Volkshochschulen gängige Praxis. Arbeitnehmerähnliche VHS-Dozent*innen bekommen hälftige Zuschüsse des Landes Berlin - zur Renten- und Krankenversicherung, jetzt neu auch zur Pflegeversicherung und zum Mutterschaftsgeld.
Das alles ist nicht vom Himmel gefallen. Wir mussten viel Druck, viele Jahre aufbauen, auch maue Phasen überwinden und brauchten einen sehr langen Atem.
Geholfen hat uns eine starke Gewerkschaft, in Berlin war es ver.di, - und ein solidarisches Team von Aktivist*innen. Wir bleiben dran. Denn auch an der VHS Berlin gibt es noch viel zu tun. Auch wir sind noch immer prekär beschäftigt, auch wir erhalten immer nur kurze Honorarverträge auch bei langjähriger Beschäftigung und sind ohne Rechte in der Personalvertretung. Das muss sich ändern. In Berlin. In Hamburg. Und überall an den Volkshochschulen.
Viel Erfolg für eure Forderungen! Und nicht vergessen: Immer schön Druck machen - und nur nicht aufgeben!
Solidarische Grüße – an die Kolleg*innen und die GEW in Hamburg!
Dietmar Hartmann, Beate Strenge, Linda Guzzetti
i.A. der Berliner VHS-Dozent*innen-Vertretung
Grußwort der Landesfachgruppe Erwachsenenbildung/Weiterbildung GEW Baden-Württemberg Landesarbeitskreis DaZ und DaF Lehrkräfte, GEW Baden-Württemberg:
Liebe Kolleg*innen,
die Landesfachgruppe Erwachsenenbildung/Weiterbildung der GEW Baden-Württemberg und der GEW Landesarbeitskreis DaZ und DaF Lehrkräfte Baden-Württemberg senden euch solidarische Grüße! Wir unterstützen die Forderungen der Kolleg*innen aus Hamburg nach guten Arbeitsbedingungen und einer fairen Bezahlung.
Die VHS Hamburg wirbt mit der Zufriedenheit der Kurs-Teilnehmenden, die ihre Dozent*innen mit „sympathisch“, „engagiert“, „gut vorbereitet“ und „die Motivation fördernd“ beschreiben. 95% der Teilnehmer*innen würden ihre Kurse weiterempfehlen.
Diese herausragende Bewertung ist das Ergebnis von Engagement und Hingabe der Kursleitenden, die sich täglich sorgen, ob ihre Einnahmen nicht von heute auf morgen wegbrechen. Sei es, weil sie erkranken, Kurse wegen zu geringer Teilnehmerzahl nicht stattfinden oder Einrichtungen aufgrund einer Pandemielage geschlossen werden müssen.
Dozent*innen diese endlosen prekären Arbeitsbedingungen zuzumuten, ist schäbig. Es entwertet das menschlich und fachlich hoch versierte Engagement, das die Kolleg*innen jeden Tag in ihre Arbeit einbringen!
Alle Fortschritte im Bildungsbereich kosten Geld. Das gilt für jede einzelne Verbesserung des Bildungsangebots,
für jede einzelne Verbesserung der Arbeitsbedingungen und für die hohe Wertschätzung unserer Arbeit durch bessere Bezahlung.
In diesem Sinne ist gute Arbeit eine langfristige, wirksame und andauernde Gestaltung von Arbeit für diejenigen, die gute Arbeit erbringen: ihr, die Kursleitenden, die ihr hier steht.
Und deshalb sind der Senat und die Hamburger Bürgerschaft und die Behörde für Schule und Berufsbildung ersucht, der VHS die erforderlichen Mittel bereit zu stellen, damit die Arbeitsbedingungen der VHS Kursleitenden und nachträglich die Arbeitsbedingungen für die Arbeitnehmerähnlichen endlich adäquat honoriert und fassbar werden!
Wir wünschen den Kolleg*innen in Hamburg Erfolg und Durchhaltevermögen! Wir unterstützen eure Forderung nach fairer Bezahlung und sozialer Sicherheit!
Mit solidarischen Grüßen
Tom Ferraz Nagl und Daniel Dzillak (Vorsitzende LFG EB/WB Baden-Württemberg)
Clarissa Haziri Hagner (Sprecherin des LAK DaF und DaZ Lehrkräfte Baden-Württemberg, Mitglied der GEW Bundesfachgruppe Erwachsenenbildung)
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Hintergrund
Die Hamburger Volkshochschule beschäftigt insgesamt etwa 1650 Kursleiter*innen (VHS Jahresbericht 2020), darunter viele „arbeitnehmerähnliche“.
Arbeitnehmerähnlich?
Das sind die Kursleiter*innen, die mindestens die Hälfte ihres Einkommens aus der VHS-Tätigkeit bestreiten und deshalb in besonderer Weise von den Aufträgen der VHS abhängig sind. Diese arbeitnehmerähnlichen Kursleiter*innen sind von Gesetzes wegen besonders zu schützen.
Sind „arme“ Städte und ihre VHS fairer und nachhaltiger als Hamburg?
Ja, leider! Berlin und Bremen „leisten“ sich für ihre VHS einen angemessenen Schutz der arbeitnehmerähnlichen Kursleiter*innen: Zuschüsse für Sozialversicherung, Ausfallhonorar bei Krankheit, bezahlte Konferenzen usw. Warum tut Hamburg das nicht, zumal die Hamburger rot-grüne Regierung in ihrem eigenen Koalitionsvertrag „Hamburg – Stadt der Guten Arbeit“ vereinbart hat, „soziale, beschäftigungspolitische, umwelt- und nachhaltigkeitsbezogene Kriterien“ bei der Entlohnung durchzusetzen? Das muss bei den städtischen Einrichtungen anfangen!
VHS Fair – Forderungen für die Kursleiter*- innen an der VHS Hamburg:
Wir fordern daher von der Behörde für Schule und Berufsbildung und von Bürgerschaft und Senat, der VHS die Mittel zur Verfügung zu stellen, um das Folgende umzusetzen:
für alle VHS-Kursleiter*innen:
- Honorarsatz von 41 Euro pro UE von 45 Min, auch für die Kursleiter*innen des offenen Angebots
- Ausgleich des Mehraufwandes für Hybrid- und andere besonders aufwändige Kurse
- Honorar für Teilnahme an Konferenzen etc.
zusätzlich für arbeitnehmerähnliche Kursleiter*- innen:
- Zuschüsse entsprechend den gesetzlichen Arbeitgeberanteilen für Sozialversicherungen (Kranken-, Pflege-, Rentenversicherung), Mutterschutz und Unfallversicherung
- Urlaubsentgelt für 25 statt wie bisher 20 Tage
(entspricht 9,6 % statt bisher 7,7% % des Jahres-Bruttohonorars) - Anspruch auf Bildungsurlaub
- Erstattung des Umsatzsteueranteils bei den Kursleiter*innen, die die Obergrenze von
- 22.000 Euro Jahreseinkommen überschreiten
- Ausfallhonorar bei Krankheit: 90% für bis zu 6 Wochen
- Einbeziehung in das Hamburger Personalvertretungsgesetz
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