Mehr soziale Sicherheit für VHS-Dozent*innen!

25. November 2022Von: WebredaktionThema: Erwachsenenbildung
Presse-Echo zur Demonstration in der Schanze für nachhaltige und faire Bezahlung

Nachhaltige und faire Bezahlung – mehr soziale Sicherheit für VHS-Dozent*innen! Das fordern die VHS-Kursleiter*innen und die GEW Hamburg. Zur Bekräftigung ihrer Forderungen fand am heutigen Mittwoch eine Demonstration vom Bahnhof Sternschanze bis zur VHS Mitte statt. Die GEW hat zudem eine Unterschriftenaktion VHS FAIR gestartet.

Hier findet ihr das Presse-Echo zur Aktion:

NDR 90,3, 24.11: Protestaktion von Beschäftigten der Volkshochschule

Etwa 100 Kursleiterinnen und -leiter der Hamburger Volkshochschule (VHS) haben am Mittwoch am Bahnhof Sternschanze für bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. Sie fordern ein Honorar von mindestens 41 Euro pro Unterrichtseinheit, einen finanziellen Ausgleich für besonders aufwendige Kurs-Angebote und mehr Urlaub. Die VHS beschäftigt etwa 1.500 Dozentinnen und Dozenten. Die Stadt müsse mehr Geld für die VHS zur Verfügung stellen, fordert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft.

https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Protestaktion-von-Beschaeftigten-der-Volkshochschule,kurzehh2440.html

 

NDR Hamburg Journal, 24.11: Mehr Geld für Dozenten, ab 16:47

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hamburg_journal/Hamburg-Journal,hamj129020.html

 

Abendblatt, 24.11, S. 9: Volkshochschule: Mehr Geld für Kursleitungen gefordert

Betroffene demonstrieren für Erhöhung der Honorare durch die Stadt – auch, um Nachwuchs zu gewinnen

Hamburg Die Kursleiter und -leiterinnen der Volkshochschule (VHS) fordern eine Erhöhung des Honorarsatzes von 31 auf 41 Euro pro Unterrichtseinheit, die 45 Minuten dauert. Außerdem soll es einen Ausgleich des Mehraufwands für Kurse im Hybridformat sowie ein Honorar für die Teilnahme an Konferenzen geben.

Rund 100 Frauen und Männer haben mit Unterstützung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) am Mittwochmittag vor der VHS Mitte in der Schanzenstraße (Schanzenviertel) für ihr Anliegen demonstriert. Für die Kursleiter, die überwiegend für die VHS tätig sind und deswegen als „arbeitnehmerähnlich“ gelten, soll das Urlaubsgeld für 25 statt für 20 Tage gezahlt werden. Außerdem wollen die Kursleiter erreichen, dass die Stadt Zuschüsse für die Sozialversicherung zahlt, ein Anspruch auf Bildungsurlaub verankert und ein Ausfallhonorar bei Krankheit in Höhe von 90 Prozent für bis zu sechs Wochen gezahlt wird.

„Die Umsetzung unserer Forderungen sorgt zum einen für faire Arbeitsbedingungen der Kursleiter und Kursleiterinnen. Zum anderen sorgt sie dafür, dass die VHS mehr Nachwuchs an professionellen Lehrkräften gewinnen und die Qualität der Kurse steigern kann“, sagte GEW-Landesgeschäftsführer Dirk Mescher auf der Kundgebung.

Es sei aktuell besonders wichtig, den Geflüchteten aus der Ukraine und anderen Ländern professionelle und qualitativ hochwertige Sprach- und Integrationskurse anzubieten. Um passende Lehrkräfte schnell zu finden, seien konkurrenzfähige Arbeitsbedingungen erforderlich. „Der zusätzliche finanzielle Aufwand für faire Arbeitsbedingungen darf nicht durch Erhöhung der Kursteilnehmerbeiträge finanziert werden. Hier ist der Haushalt der Stadt gefragt“, sagte Mescher.

Anders als Hamburg haben die Stadtstaaten Bremen und Berlin mehrere Forderungen der VHS-Kursleitungen bereits erfüllt. „Warum tut Hamburg das nicht, zumal der rot-grüne Senat in seinem Koalitionsvertrag ,Hamburg – Stadt der guten Arbeit‘ vereinbart hat, ,soziale, beschäftigungspolitische, umwelt- und nachhaltigkeitsbezogene Kriterien‘ bei der Entlohnung durchzusetzen?“, fragt Mescher.

Den Forderungskatalog „VHS Fair“ haben innerhalb von vier Wochen rund 1700 Frauen und Männer unterschrieben. Die GEW und die VHS-Kursleiter wollen die Unterschriften den Bürgerschaftsfraktionen zu den Haushaltsberatungen Mitte Dezember im Rathaus übergeben. pum

 

Taz, 25.11, S. 27: ausgebeutet

Hamburgs Senat braucht VHS-Kurs in Krisenmanagement

Am Mittwoch gingen trotz Kälte hundert Kursleiter der Hamburger Volkshochschule auf die Straße. Mit Plakaten, Trommeln und Trompeten warben sie für ihre Forderungen. Es gibt da ein Problem: 31,27 Euro pro Stunde reichen nicht. Abzüglich aller Kosten – wie Sozialversicherung mit Arbeitgeberanteil, Vorbereitung, Vorsorge für Krankheit – bleiben nur 9,76 Euro. Das rechnet die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vor, die die Kursleiter unterstützt. Die fordern nun eine Erhöhung auf 41 Euro und dass die Stadt den Arbeitgeberanteil der Sozialbeiträge zahlt. Denn sie sind zwar formal Honorarkräfte, da aber viele mindestens die Hälfte ihres Einkommens aus VHS-Tätigkeit bestreiten – etwa als Deutschlehrkraft für Einwanderer – sind sie „arbeitnehmerähnlich“. Aber was bringt die Leute bei Kälte auf die Straße? Warum lässt sich ihr Anliegen nicht direkt im Gespräch mit der Bildungsbehörde klären – oder mit dem Senat? Liegen die Argumente nicht eh auf dem Tisch? Die Kursleiter protestieren nicht zum ersten Mal. Sie haben schon 2015 nach zähem Kampf erstritten, dass ihr Honorar von damals etwa 24 Euro nach 20 Jahren (!) Stillstand wieder regelmäßig erhöht wird. Das passiert in kleinen Prozent- Schritten, analog zur Tarifsteigerung für Festangestellte. „Es wäre falsch, von diesem guten Prinzip wieder abzuweichen“, sagt Behördensprecher Peter Albrecht. Dann würde wieder jedes Jahr einzeln nach Kassenlage über die Honorare entschieden.

Berlin und Bremen zeigen: Es geht!

Nur reichen diese Mini-Schritte eben nicht für die Kosten, schon gar nicht in der Inflation. Berlin versteht das und beschloss, dass ihre VHSLehrer 41 Euro je Stunde bekommen und auch eine „stärkere soziale Absicherung“ etwa bei Krankheit und Mutterschutz. Das vereinbarten an der Spree Senat und Gewerkschaft nach „konstruktiven Gesprächen“, so die Senatsverwaltung für Bildung. Auch Bremen bietet seinen VHS-Kräften mehr Schutz bei Krankheit und zahlt für die Sozialversicherung. In Hamburg ist erst ein öffentlicher Aufschrei nötig, bevor sich der Senat bewegt. Das strapaziert unnötig die Nerven. In dieser Krisenzeit möchte sich keiner ausmalen, das auch noch die VHS-Lehrkraft am Hungertuch nagt. Warum gibt es hier kein sensibleres Krisenmanagement, eine Art Protest-Prävention? In Hamburg liegt es meist nicht am Geld. Die Trompeten sind kaum verklungen, da hören wir übrigens schon das Klopfen lauter Löffel auf leeren Töpfen von verzweifelten Schulköchen um die Ecke kommen. Anderes Thema, ähnliches Prinzip. Stadt und Schulverpfleger hatten sich vor der Krise auf einen Preisanpassungsmechanismus je Mahlzeit geeinigt, der sich auf die noch niedrige Inflation der vergangenen fünf Jahre bezieht. Nun geht das mit der Geldentwertung aber viel schneller. Und keiner mag sich vorstellen, wenn nun auch noch den Kindern in der Schule die warme Mahlzeit fehlt oder sie für Familien unbezahlbar wird, weshalb sogar die CDU soziale Preise fordert. Also, liebe Politik, findet eine Lösung! Einfach für uns, die wir keine Krisen mehr mögen.

Kaija Kutter