Die CDU hat in der gestrigen Bürgerschaftssitzung einen Antrag „Sofortmaßnahmen zur Entlastung der Lehrkräfte im ‚Lehrerarbeitszeitmodell’ auf den Weg bringen“ (Drucksache 21/19729) gestellt. Dabei hat sie ganz konkret eine Forderung der GEW aufgegriffen und als ersten Schritt die sofortige Entlastung von Unterrichtsaufgaben in Höhe von ein bis zwei WAZ (Wochenarbeitszeitstunden) für eine Vollzeitstelle beantragt. CDU und Linke stimmten dem Antrag zu. Die rot-grünen Regierungsfraktionen lehnten den Antrag mit ihrer Mehrheit ab, wie bereits im Oktober 2018, als die CDU eine Reformierung der Lehrerarbeitszeitverordnung auf Grundlage der Evaluation von 2005 und dem Bericht der Behler-Kommission (Drucksache 21/14661) beantragte.
Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW Hamburg), kommentiert:
"Für die Lehrkräfte an den Schulen sind seit Jahren die Arbeitsbedingungen verschlechtert worden. Es gab eine Fülle neuer Aufgaben ohne Entlastung. Das macht krank oder treibt Lehrkräfte in ungewollte Teilzeit. Die GEW bekräftigt ihre Ablehnung der Lehrerarbeitszeitverordnung und ihre Forderung von 2015 nach einer Höchstgrenze von 20 Unterrichtsstunden für eine Vollzeitstelle. Der Antrag der CDU beschreibt eine dringend notwendige Sofortmaßnahme – und greift übrigens eine Forderung der GEW auf. Hoffentlich handelt es sich dabei nicht nur um Wahlkampfgeklapper! In der nächsten Legislaturperiode muss das gesamte Lehrerarbeitszeitmodell auf den Prüfstand! Die Regierungsfraktionen fragen wir, was sie denn konkret zu tun gedenken, um die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte zu verbessern?
Wenn man die Hamburger Lehrerarbeitszeitverordnung mit dem Pflichtstundenmodell aus den anderen Bundesländern vergleicht, wird nämlich deutlich, dass in Hamburg die durchschnittlich zu leistende Unterrichtszeit um zwei bis vier Stunden je nach Schulform höher liegt als in anderen Bundesländern. Deshalb fordert die GEW den Senat auf, endlich Maßnahmen zur Transparenz und deutlichen Reduzierung der Arbeitszeit jeder einzelnen Lehrkraft zu ergreifen!"
Hintergrund:
Bei der GEW-Diskussion mit den schulpolitischen Sprecher*Innen am 11.12.2019 war eine der Kernforderungen, dass das Arbeitszeitmodell angepasst und reformiert werden muss. Ein Bericht und die Meinungen der Partei-Vertreter*Innen findet sich unter https://www.gew-hamburg.de/themen/schule/das-arbeitszeitmodell-muss-angepasst-und-reformiert-werden.
Die Forderungen der GEW Hamburg zur Bürgerschaftswahl 2020, u. a. mit dem Kapitel "Arbeitsbedingungen an den Schulen verbessern" finden sich unter https://www.gew-hamburg.de/themen/bildungspolitik/leitlinien-fuer-gute-bildungspolitik-in-hamburg.
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