In einer Schriftlichen Kleinen Anfrage (SKA) zum Schulleitungsmangel an eigenverantwortlichen Schulen im laufenden Schuljahr geht die Schulbehörde auch auf die mit Unterstützung der GEW durchgeführte Online-Befragung zur Belastung von schulischen Leitungskräften in Hamburg ein. Die Daten belegen, „dass Schulleitungen hoch belastet sind. Sie weisen im Vergleich zu anderen Berufsgruppen in unserer Datenbasis deutlich erhöhte Anforderungen, aber nur wenige ausgleichende günstige Faktoren auf“, sagte Matthias Nübling, Geschäftsführer der Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaft GmbH (FFAW) und Leiter der Studie, bei der Vorstellung der Ergebnisse. Es wurde ausführlich in den Medien berichtet.
„Wir brauchen regelmäßige Belastungsstudien!“
GEW zu den Missständen im Arbeits- und Gesundheitsschutz an Schulen
In ihrer Antwort an die SKA zweifelt die Schulverwaltung die Ergebnisse der Belastungsstudie an, da sie „nicht repräsentativ [sei], da sie nach Einschätzungen der GEW nur von rund 20 Prozent der Schulleitungsmitglieder beantwortet wurde. Ferner wurde sie zu einem Zeitpunkt durchgeführt, zu dem die Corona-Folgen an Schule nach wie vor spürbar waren: deutlich höherer Krankenstand bei Lehrkräften, psychosoziale Belastungen und Lernrückstände bei Schülerinnen und Schülern."
Die Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften GmbH (FFAW) unterstützt auf wissenschaftlich fundierte Weise bei der Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen gemäß Arbeitsschutzgesetz (§ 5 ff, ArbSchG). Der Verwendete Fragebogen COPSOQ wird von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) als hierfür geeignetes Instrument gelistet und entspricht auch den inhaltlichen Empfehlungen der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA). Die Forschungsstelle ist in zahlreichen Fachverbänden und Gremien wie der Deutschen Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin (DGAUM), der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie (DGMS) und dem Steering Committee des internationalen COPSOQ Netzwerks vertreten.
Intensive Bemühungen des GPR zur Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes an Schulen
„Wir brauchen mehr Studien!“
„Dass die Behörde ein wissenschaftlich anerkanntes Instrument als unseriös abtut, hilft den Schulleitungen überhaupt nicht weiter. Statt die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie abzulehnen, sollte die Behörde lieber eigene Belastungsstudien durchführen, um ihre Aussagen valide zu untermauern. Als zuständige Arbeitgeberin wäre dabei auch eine noch höhere Rücklaufquote als 20 Prozent zu erwarten, die zudem allein auf die GEW und ihre Bewerbungsmühen zurückgeht. Das fordert die GEW seit langem. Außerdem vergisst die Behörde darauf hinzuweisen, dass sie selbst den COPSOQ-Fragebogen der FFAW für die Gefährdungsbeurteilung ihrer Beschäftigten verwendet, also letztlich ihr eigenes Verfahren kritisiert, sobald ihr die Ergebnisse nicht passen“, kritisiert Yvonne Heimbüchel, stellvertretende Vorsitzende der GEW Hamburg. „Gerade der Verweis der Behörde auf das durch Corona veränderte Belastungsempfinden macht deutlich, dass wir mehr Studien brauchen, um von den vagen Aussagen und Vermutungen der Behörde zu einer seriösen Grundlage für Verbesserungen zu kommen. Die GEW hat vorgelegt, die Behörde sollte nachziehen.“
Broschüre zum Gesundheitsschutz für die Beschäftigten an Hamburger Schulen
Gute Gründe GEW-Mitglied zu werden
Den Worten lässt die GEW Taten folgen
Anfang November startet an Hamburger Gymnasien und Stadtteilschulen die groß angelegte Arbeitszeit- und Belastungsstudie der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Universität Göttingen unter Leitung von Dr. Frank Mußmann. Die GEW Hamburg unterstützt diese Studie maßgeblich. Mit dieser Studie an Gymnasien und Stadtteilschulen wird die Hamburger Lehrerarbeitszeitverordnung nach 20 Jahren endlich auf den Prüfstand gestellt.
Foto: Rainer Sturm / pixelio.de