Bei unserem Warnstreik am 18.11 redete u.a. Marlies Tatje, Berufsschul-Lehrerin:
Mein Name ist Marlies Tatje.
Ich bin Lehrerin an einer Fachschule für Sozialpädagogik hier in Hamburg.
Dort bilde ich Erzieherinnen und Erzieher aus sowie sozialpädagogische Assistentinnen und Assistenten.
Die Ausbildungen dauern zwei, drei, vier bis zu fünf Jahre.
In dieser Zeit gibt es für die regulären Ausbildungsgänge keinen Verdienst. Sie müssen eigenständig finanziert werden.
Diese jungen Leute wünschen sich am Ende der Ausbildung:
- einen guten Job
- eine Familie gründen zu können
- eine bezahlbare Wohnung
- auch mal in Urlaub fahren zu können
Wie soll das gehen, nach diesen ganzen Jahren der Ausbildung?
Mit einem Lohn von dem sie in dieser Stadt nicht leben können, wohl kaum!
Es gab Rettungsschirme für Banken, Unterstützung für die Lufthansa, aber wer kümmert sich um das Wichtigste, das wir haben? Unsere Kinder!
Wir, die Pädagoginnen und Pädagogen, können uns das Leben in Hamburg bald nicht mehr leisten! Die Inflationsrate liegt über 4 %. Da sind 5% Lohnerhöhung ja wohl das Mindeste was es geben sollte.
Die pädagogischen Fachkräfte haben in der Krise alles am Laufen gehalten, viel, viel Verantwortung „geschultert“, sicher oft auch mehr als so manch ein Wirtschaftsunternehmen.
Wo bleibt die Anerkennung dafür?
Bildung beginnt in der Kita! Wir fordern nicht nur mehr Respekt sowie Anerkennung für die Arbeit, sondern auch mehr Lohn!
Eine Freundin von mir arbeitet seit fünfundzwanzig Jahre in der Kita, größtenteils auf halber Stelle, da sie die eigenen Kinder auch zu betreuen hatte. Jetzt hat sie aufgestockt. Beim Durchrechnen für die Rente muss sie bangen in die Altersarmut zu rutschen. Ist das gerecht? Nein! Ganz und gar nicht!
Wie kann das verhindert werden? Lasst es mich auf den Punkt bringen. Mit mehr Lohn!
Wir wollen mehr Männer in die Kitas, in die Vorschulen in die Grundschulen.
Wie kann das gelingen? Mit mehr Lohn!
Alles steigt, Kosten für Energie, Kosten für Bus und Bahn, die Mieten steigen …
Was muss deshalb steigen? Der Lohn!
Aus diesem Grund sind wir heute hier!
Aus diesem Grund streiken wir!
Unsere berechtigte Forderung!
Gebt uns mehr Lohn!
Foto: Fredrik Dehnerdt