Mit zahlreichen Aktionen erhöht die GEW bundesweit ab heute den Druck auf die Landesregierungen, für die gleiche Bezahlung aller voll ausgebildeten Lehrkräfte zu sorgen. „Sollte es noch eines Beweises bedurft haben, wie unverzichtbar die Arbeit von Lehrkräften ist: Die Corona-Pandemie erbringt ihn. Lehrerinnen und Lehrer sorgen dafür, dass das Lernen trotz mieser Bedingungen weiter geht. Sie haben Distanzlernkonzepte von der 1. bis zur 13. Klasse entwickelt. Sie sind früh aus dem Homeoffice zurückgekehrt und haben vor allem Eltern von jüngeren Kindern ermöglicht, arbeiten zu gehen. Das zeigt erneut: Die schlechtere Bezahlung der meisten Grundschul-, oft auch Sekundarschullehrkräfte gegenüber den Kolleginnen und Kollegen etwa an Gymnasien wird der Realität nicht gerecht“, betonte Frauke Gützkow, im GEW-Bundesvorstand für die „JA-13-Kampagne“ verantwortlich, am Montag in Frankfurt a.M.
Mit der Kampagne setzt sich die GEW für die Bezahlung aller Lehrkräfte an Grundschulen und in der Sekundarstufe I nach A13 (Beamtinnen und Beamte) oder E13 (Angestellte) ein. Vieles ist bereits erreicht worden: Sieben Bundesländer haben die Gleichstellung von Grundschullehrkräften eingeführt oder vereinbart. Jüngst hat Mecklenburg-Vorpommern zum laufenden Schuljahr A 13/E 13 an allen Schulen eingeführt. Mit Nordrhein-Westfalen hat eines der größten Bundesländer angekündigt, nur jede 20. Stelle an Grundschulen in eine A13-Beförderungsstelle umzuwandeln, statt alle Kolleginnen und Kollegen besser zu bezahlen. In Thüringen ist die Gleichstellung der Grundschullehrkräfte im Koalitionsvertrag vereinbart, nun blockiert Finanzministerin Heike Taubert (SPD) die Umsetzung.
In Hamburg wurde auf beständigen Druck der GEW hin ein Gesetzentwurf zur Verbesserung der Besoldung für Lehrkräfte der KMK-Typen 1 – 3 auf den Weg gebracht, den die GEW grundsätzlich begrüßt, da er A13 für alle Grund- und Mittelstufenkolleg*innen vorsieht. Nach aktuellem Zeitplan soll der Entwurf nun nach der zweiten Senatsbefassung voraussichtlich Ende November/Anfang Dezember die Bürgerschaft erreichen. Er sieht, beginnend ab dem 01.08.2021, ein dreistufiges Verfahren vor, wobei zunächst Zulagen von 150 € in 2021 bzw. 300 € in 2022 gezahlt werden. Offen sind derzeit noch die Feinheiten der Übertragung auf die Tarifbeschäftigten. Hier darf es zu keiner Benachteiligung kommen. Das ist aus Sicht der GEW unabdingbar!
„Rund 90 Prozent der Grundschul- und mehr als die Hälfte der Mittelstufenlehrkräfte sind Frauen. Wie in anderen Berufen, in denen Heldinnen zwar beklatscht worden sind, aber weiter schlecht bezahlt werden, geht es auch den Grundschullehrerinnen. Der jüngste Tarifabschluss für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen macht jedoch Mut: Für den Pflegebereich ist ein gutes Ergebnis erkämpft worden. Offenbar gerät so langsam ins Bewusstsein der Arbeitgeber, dass Frauen professionelle Arbeit leisten, die besser bezahlt werden muss“, kommentiert Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der GEW Hamburg.
Info:
Immer noch werden in den meisten Bundesländern Grundschullehrkräfte, in einigen auch Lehrkräfte in der Sekundarstufe I, schlechter bezahlt als jene am Gymnasium. Für Grundschullehrkräfte ist A13/E13 in Brandenburg, Berlin, Sachsen und seit diesem Schuljahr auch in Mecklenburg-Vorpommern umgesetzt. In Bremen und Schleswig-Holstein sind Stufenpläne vereinbart. In Niedersachsen wurden zum laufenden Schuljahr Zulagen für Grund-, Haupt- und Realschullehrkräfte eingeführt.
Der JA13-Aktionszeitraum ist vom 9. bis zum 20. November geplant. Diese Aktivitäten laufen unter anderem im Rahmen der Kampagne: eine Social-Media-Kampagne, Aktionen vor Ort und Postkartenaktionen. Mehrere Landesverbände werden den mit der Corona-Pandemie noch einmal verschärften Lehrkräftemangel thematisieren – auch eine Folge der im Vergleich zu anderen Schulformen schlechteren Bezahlung der Grundschullehrkräfte. Zwei Beispiele: Die GEW Hessen plant, mit Pappfiguren die fehlenden Grundschullehrkräfte zu symbolisieren, in Niedersachsen ist eine Kampagne mit einem Klassenraumbild geplant, in dem die Lehrkraft fehlt.
Weitere Informationen sowie aktuelle Aktionen: www.gew.de/JA13
Interaktive Landkarte zur Lage in den Ländern: www.gew.de/ja13/a13-stand-der-dinge/
© Foto: Claudia Hautumm by pixelio.de
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