Beim Warnstreik am Montag, 4. Dezember zogen wir bei Schneetreiben vom Curiohaus zum Besenbinderhof und zurück zum Curiohaus, wo wir uns beim GEW Streikcafe wärmten. In seiner Rede betonte Daniel Heitmann, Erzieher an einer Hamburger Schule, dass ohne das Engagement der Beschäftigten der Betrieb an vielen Hamburger Grundschulen nicht mehr laufen würde, und deswegen ein deutliches Lohnplus nötig sei. Die Rede und Fotos findet ihr unten.
Am Dienstag, 5. Dezember, lag der ver.di-Schwerpunkt bei der Umwelt (Bezirk Mitte). Um 10:30 Uhr fand eine Kundgebung am DGB-Gewerkschaftshaus statt, anschließend gab es eine Demonstration. Die GEW-Streikerfassung fand wie üblich vor Ort statt.
Für Mittwoch, 6. Dezember, sind die Planungen noch nicht abgeschlossen.
Die dritte und voraussichtlich letzte Runde ist vom 7. bis 9. Dezember 2023 geplant.
Alles zur Tarifrunde #ProfisbrauchenMEHR
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Rede von Daniel Heitmann, Erzieher an einer Hamburger Schule, beim Warnstreik am 4.12
Guten Morgen,
schön, dass ich hier heute so viele Gesichter sehe, so viele Kolleg:innen die sich heute für ihre Rechte stark machen!
Sehr gut!
Ich freue mich auf einen großartigen und kämpferischen Tag mit euch!
Erst einmal möchte ich mich vorstellen…
Mein Name ist Daniel Heitmann und ich arbeite als Erzieher an einer Hamburger Grundschule.
An vielen Grundschulen, aber auch an einigen Stadtteilschulen arbeiten Erzieher:innen vor allem in den Bereichen Ganztag und Inklusion.
An meiner Schule arbeiten wir neben der Unterrichtsbegleitung am Vormittag, in der Nachmittagsbetreuung, machen den Früh- und Spätdienst und arbeiten an mind. 25 Tagen in der Ferienbetreuung.
Der Fachkräftemangel und der hohe Krankenstand führen immer häufiger dazu, dass sich die Arbeitsbedingungen unserer täglichen Arbeit zusehends verschlechtert.
Regelmäßig werden wir zum Auffangen von Unterrichtsstunden, Lernzeiten sowie zu Vertretungen von Aufsichten eingesetzt!
Neben unseren eigentlichen Aufgaben müssen wir zusätzlich die entstandenen Lücken durch den häufigen Unterrichtsausfall stopfen!
Für unserer geplante Arbeit, ist kaum noch Zeit vorhanden!
Ohne uns und unser Engagement würde der Betrieb an vielen Hamburger Grundschulen nicht mehr laufen!
Der Tarifabschluss im TVöD hat gut vorgelegt.
Die Kolleg:innen an den Kitas der Elbkinder oder des Hamburger Schulvereins verdienen wesentlich besser als wir Erzieher:innen an Schulen.
Das macht mich sauer, denn für uns sind die Lebenshaltungskosten in Hamburg genauso hoch!
Im schulischen Ganztag arbeiten viele Erzieher:innen die bei der Schulbehörde tätig sind, oft Seite an Seite mit den Kolleg:innen aus den Kitas.
Dass wir dafür nicht das gleiche Geld kriegen, ist einfach nicht fair.
Obwohl viele sich bewusst für die Arbeit an Schulen und für den Träger Schulbehörde entschieden haben, werden bei dem akuten Fachkräftemangel jetzt sicher viele von uns überlegen, an entsprechende Träger zu wechseln oder aber ins Umland zu gehen, wo der Tarifvertrag für die Kommunen gilt!
Wir fordern gleiches Geld für gleiche Arbeit!
Seit 1998 wird für Hamburger Schulen, alle fünf Jahre ein Sozialindex erhoben, damit Schulen aus sozial schlechter gestellten Teilen Hamburgs mehr Mittel zur Verfügung haben um die dort eingeschulten Kinder, gemäß ihren Bedürfnissen versorgen zu können.
Nicht falsch verstehen, ich sehe es als absolut notwendig an, Schulen aus sozialen Brennpunkten mit mehr Mitteln und Personal zu unterstützen.
In der FAQ für den Hamburger Sozialindex steht: „Ein höherer Index muss deshalb nicht bedeuten, dass sich die soziale Lage an einer Schule verbessert hat. Es kann auch sein, dass es inzwischen mehr Schulen gibt, deren soziale Lage ungünstiger ist als die der eigenen Schule.“
Dies bedeutet, der Bedarf der Kinder an den Ressourcen ist weiterhin da, aber er wird der Schule weggenommen und an andere Schulen verteilt.
Das alleine ist schon ein Skandal, liebe Kolleg:innen!
Die letzte Erhebung des Sozialindex ist direkt nach der Corona Krise gemacht worden.
Viele Hamburger Schulen, sind z.T. um zwei -bis drei Stufen hochgestuft worden.
Dies bedeutet:
Größere Klassen!
Weniger Lehrkräfte!
Weniger Verwaltungskräfte!
Weniger PTF!
Es fand nur eine Umverteilung der Ressourcen statt, anstatt der gegebenen Situation Rechnung zu tragen und mehr Mittel zur Verfügung zu stellen!
Für die Nachmittags -und Ferienbetreuung wird der Sozialindex ebenfalls angewandt.
Hier ist die Situation noch viel prekärer!
In der Nachmittags -und Ferienbetreuung sind die Kinder meistens über mehrere Räume verteilt, spielen auf dem Außengelände, nutzen Angebote in der Turnhalle und in den Fachräumen.
Durch die Zusicherung des Senates einer garantierten Betreuung der Kinder bis 16 Uhr, sind es auch nicht wenig Kinder, die am Nachmittag betreut werden müssen.
Dies ist mit einem Fachkräfteschlüssel von 1:19 bzw. 1:23, gerade auch bei hohen Krankenständen wie in diesem Monat für die Erzieher:innen an Schulen kaum machbar!
Die meisten Erzieher:innen sind am Ende ihrer Kraft, liebe Kolleg:innen!
Die Schulbehörde rechnet nur den tatsächlichen Bedarf an Zeiten und nicht damit wie viele Erzieher:innen notwendig sind um einen adäquaten Fachkräfteschlüssel zu gewährleisten!
Um genügend Erzieher:innen … und damit meine ich Personen und nicht Ressourcen … an Schulen zu haben dürften nur Kolleg:innen in Teilzeit eingestellt werden!
Bei dem entstandenen hohen Reallohnverlust in den letzten zwei Jahren, können sich Erzieher:innen die Teilzeit arbeiten, den Arbeits- und Wohnstandort Hamburg einfach nicht mehr leisten!
Umso schlimmer, dass die Arbeitgeber keine Bereitschaft zeigen diese entstandene Lücke annähernd auszugleichen!
Wir fordern Anerkennung für unsere Arbeit, die wir täglich leisten!
Wir fordern einen mindestens so guten Tarifabschluss wie bei den Tarifverhandlungen im Frühjahr!
10,5 % und mindestens 500 EUR, lieber Herr Dressel, liebe TDL, sind ein Anfang um die tägliche Arbeit, die wir leisten entsprechend zu würdigen!
Vielen Dank!
(Fotos: GEW)