Die Gewerkschaften verhandeln seit dem 26. Oktober 2023 mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) über eine Gehaltserhöhung für die Tarifbeschäftigten im Geltungsbereich des TV-L. Bislang haben die Arbeitgeber gar kein Angebot vorgelegt und unsere Forderungen komplett abgelehnt. Für den 28. November rief die GEW daher den „Streiktag Bildung“ aus.
Länderbeschäftigte, die an Bildungseinrichtungen arbeiten, haben bundesweit an vier zentralen Kundgebungsorten mit Streiks und Aktionen ihren Unmut über die Blockadehaltung der Arbeitgeber in der laufenden Tarifrunde laut artikuliert. Demonstriert wurde in Berlin mit 6.000 Teilnehmenden, in Hamburg mit 4.000, in Leipzig mit 7.000 und Karlsruhe mit 1.000 Menschen. In Hamburg waren Kolleg*innen aus den Bundesländern Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen mit dabei.
Die GEW Hamburg rief an diesem Tag alle im Bildungsbereich arbeitenden Beschäftigten auf, darunter die Lehrkräfte an den allgemeinbildenden und den beruflichen Schulen, die Vorschullehrkräfte, die schulischen Therapeut*innen, Erzieher*innen und Sozialpädagog*innen im Ganztag, in der Schulsozialarbeit und in der Schulischen Inklusion sowie Kolleg*innen an den regionalen Bildungs- und Beratungszentren und natürlich die Beschäftigten an den Hochschulen, einschließlich der studentischen Hilfskräfte. Darüber hinaus wurden auch die Lehrkräfte an den katholischen Schulen und die Beschäftigten der ev. Stiftung Rauhes Haus (Wichernschule) aufgerufen, für ihre Interessen auf die Straße zu gehen.
In Hamburg begann der Streiktag Bildung um 11 Uhr mit einer Kundgebung am Dammtorbahnhof. Dort redete u. a. Anja Bensinger-Stolze, Leiterin des Organisationsbereichs Schule beim GEW Hauptvorstand: „Im gesamten Bildungsbereich fehlen Fachkräfte! Wenn man die Arbeit in Kitas, Schulen, Berufsbildenden Schulen, Hochschulen und in der Weiterbildung wirklich attraktiv machen will, dann braucht es mehr! Es braucht mehr als Sonntagsreden, mehr als Klatschen – das nichts kostet! Es braucht endlich ein Angebot der Arbeitgeber! Ein Angebot das ernst zu nehmen ist und deutlich den Ernst der Lage erkennt: bei einem solch eklatanten Fach- und Lehrkräftemangel muss auch das Gehalt stimmen, um neue Beschäftigte zu gewinnen und alle zu halten! Bessere Arbeitsbedingungen und ein ordentliches Entgelt: 10,5 % mehr, mindestens aber 500 Euro, 200 Euro monatlich mehr in der Ausbildung, die Weitentwicklung der Lehrkräfteentgeltordnung, einen TV Stud! Kolleg*innen, Ihr braucht mehr!“
Neben Anja Bensinger-Stolze hielten die GEW-Vorsitzenden aus Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein ein Grußwort. Um 11:30 Uhr wurde zur Finanzbehörde und zum Rathaus demonstriert.
Alles zur Tarifrunde #ProfisbrauchenMEHR
Werde jetzt GEW-Mitglied und profitiere von vielen Vorteilen!
Hier findet ihr viele der gehaltenden Reden.
In seiner Rede bei der Finanzbehörde machte unser Hamburger Vorsitzender Sven Quiring deutlich, dass die Arbeitgeberseite endlich ein Angebot vorzulegen hat, das der Forderung von 10, 5 Prozent nahekommt: „Die Verhandlungsführer*innen jammern und sagen, das wäre zu viel und könnte nicht finanziert werden. Das sollen sie mal den Kolleginnen und Kollegen sagen, die in den letzten Monaten Probleme hatten, ihre Heizung oder den Wocheneinkauf im Supermarkt zu finanzieren. Es ist völlig klar, dass wir einen Abschluss brauchen, der dieses Wort wert ist. Denn Profis brauchen mehr! 10,5 Prozent, mindestens aber 500€ mehr!“
„Im schulischen Ganztag arbeiten viele Erzieherinnen und Erzieher, die bei der Schulbehörde tätig sind, oft Seite an Seite mit den Kolleginnen und Kollegen aus den Kitas. Dass wir dafür nicht das gleiche Geld kriegen, ist einfach nicht fair. Obwohl viele sich bewusst für die Arbeit an Schulen und für den Träger Schulbehörde entschieden haben, werden bei dem akuten Fachkräftemangel jetzt sicher viele von uns überlegen, an entsprechende Träger zu wechseln oder aber ins Umland zu gehen, wo der Tarifvertrag für die Kommunen gilt! Wir fordern gleiches Geld für gleiche Arbeit!“ so Daniel Heitmann, Erzieher an einer Schule.
„Unter den Lehrkräften sind zunehmend Kolleg*innen mit einem Fristvertrag. Sie trauen sich häufig nicht zu streiken, weil sie als Seiteneinsteiger ins Lehramt zwar den Lehrkräftemangel mindern helfen, aber die Schulbehörde sie nur nach vielen Bewährungen auf Fristvertragsstellen unbefristet einstellen will. Die Angst unter ihnen ist groß, dass dies nicht geschieht, wenn sie sich in den Streiks für eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen einsetzen.“ erläutert Birgit Rettmer, Tarifexpertin der GEW Hamburg.
Anschließend wurde zum Curiohaus demonstriert, wo um 13:20 eine Abschlusskundgebung mit Streikerfassung, Mittagessen und Musik stattfand.
Hintergrund
Für die Tarifrunde im öffentlichen Dienst der Länder sind insgesamt drei Verhandlungsrunden geplant. Der Verhandlungsauftakt fand am 26. Oktober in Berlin statt, die zweite Runde am 2. und 3. November in Potsdam und die dritte und voraussichtlich letzte Runde ist vom 7. bis 9. Dezember 2023 geplant.
Anhang | Größe |
---|---|
pm-2023-11-28.pdf | 164.88 KB |