Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich weiß nicht, wie es euch ergeht, aber ich bin es ziemlich Leid dauernd Neuigkeiten von „irgendwelchen“ Experten zu hören und zu lesen. In renommierten Hamburger Tageszeitungen muss ich lesen, was ich alles besser machen kann, im Newsletter der Behörde, im Fernsehen, in den sozialen Medien! Der Senator berät sich vor solchen Äußerungen gern mit irgendwelchen Experten und danach muss ich Sätze wie „Schülerinnen und Schüler, die sehr viele Fehler machen, sollen von der Lehrkraft besondere Schreibübungen übertragen bekommen, damit sie die Rechtschreibung besser lernen“ lesen. Solche Sätze können nicht ernsthaft an studierte Lehrkräfte gerichtet sein. Vielleicht sind sie an die Seiteneinsteiger gerichtet, die in 3-wöchigen Crashkursen „fit“ gemacht werden sollen, um an Schulen zu unterrichten.
Eine weitere Neuerung, von der wir uns vor vielen Jahren verabschiedet hatten, soll jetzt wieder herhalten: „Ab Klasse drei müssen die Schülerinnen und Schüler die Rechtschreibfehler in allen Deutsch-Klassenarbeiten korrigieren. Diese „Korrekturpflicht“ soll dazu beitragen, die Rechtschreibung immer wieder zu üben“, heißt es in einer Pressemitteilung der Behörde. Ich weiß nicht, wie ihr es handhabt, liebe Kolleginnen und Kollegen, aber sämtliche Rechtschreibphänomene, die in einer meiner Klassenarbeiten vorkommen, werden vorher und hinter gründlich mit den Schülerinnen und Schülern geübt. Das einmalige Korrigieren nach der Arbeit würde bei Weitem nicht ausreichen. Außerdem sollte die Hamburger Behörde mal aufhören uns immer mit Bundesländern wie Sachsen zu vergleichen. Wie hoch ist der Anteil an Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund in Sachsen und wie hoch in Hamburg und wie viele Inklusionsklassen befinden sich in Sachsen. Die „wahren“ Expertinnen und Experten sollten mal befragt werden!
Gern würden wir unsere Schülerinnen und Schüler intensiver fördern, aber wie oft stehen wir allein vor einer Inklusionsklasse mit mehr als 20 Kindern. Gebt uns ausgebildetes Personal, um vor allem Schülerinnen und Schüler aus bildungsfernen Elternhäusern zu unterstützen.
Foto: Dieter Schütz / www.pixelio.de