„Wir wollen, dass gerade berufstätige Eltern eine Infrastruktur vorfinden, die es ihnen ermöglicht, Beruf und Familie zu vereinbaren.“
Olaf Scholz, Erster Bürgermeister, 23.03.2011
Im Jahr 2013 betreuten bis zu ein Drittel aller Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst (LiV) eigene Kinder. In der letzten Gefährdungsbeurteilung aus dem Frühjahr 2014 gaben diese im Vergleich zu ihren Kolleg_innen ohne eigene Kinder an, sich durch den Vorbereitungsdienst in noch stärkerem Maße belastet zu fühlen. Zum Beispiel durch
- häufigere Arbeit unter Zeitdruck
- eine problematischere Balance zwischen Beruf und Familie
- regelmäßige Wochenendarbeit.
Dass der Vorbereitungsdienst eine besondere und oftmals als belastend empfundene Herausforderung darstellt, dürfte auch ohne eine derartige Befragung unstrittig sein. Hervorzuheben ist jedoch, dass die Gefährdungsbeurteilung deutlich gemacht hat, in welchem institutionellen Rahmen LiV mit Kindern nach wie vor diskriminiert werden.
Dabei soll an dieser Stelle keineswegs verschwiegen werden, dass von Seiten des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung ebenso wie von Seiten der Schulleitungen oftmals kreative informelle Lösungen mit den betroffenen LiV gefunden werden. Hierbei handelt es sich jedoch, wie erwähnt, um bloße informelle und schon gar nicht institutionell festgelegte Lösungen. Genau dieses Defizit adressieren wir mit unserem Diskussionsbeitrag.
Ein Blick über Hamburgs Landesgrenzen zeigt, dass bereits vier der sechzehn Bundesländer auf dieses institutionelle Defizit reagiert und einen Vorbereitungsdienst in Teilzeit ermöglicht haben. Die Implementierung entsprechender Regelungen in Hamburg würde insofern kein Experiment darstellen, sondern kann von den Erfahrungen der anderen Bundesländer profitieren.
Ausgehend von den Modellen anderer Bundesländer wären unserer Ansicht nach zwei alternative Formen eines Teilzeitvorbereitungsdienstes wünschenswert (s. Tabelle unter http://www.gew-hamburg.de/veroeffentlichungen/hlz-mitgliederzeitung/januar-februar-2016/pdf/teilzeitreferendariat-fuer).
Diesen Diskussionsbeitrag konnten wir bereits in einem Gespräch Herrn Altenburg-Hack, dem Leiter des Amtes für Bildung der BSB, vorstellen, der sich unserem Vorschlag gegenüber aufgeschlossen zeigte.
In Anlehnung an den Ausspruch unseres Ersten Bürgermeisters, es gelte das gesprochene Wort, erhoffen wir uns, dass diesen Worten nunmehr Taten folgen und durch die baldige Ermöglichung eines Vorbereitungsdienstes in Teilzeit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie an dieser Stelle institutionell ermöglicht wird.
Steven Mönnighoff, für den Personalrat der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst und in der Anpassungsqualifizierung
Der Artikel erschien in der hlz 1-2/2016
Foto: Rike / www.pixelio.de