Im heute veröffentlichten DGB-Ausbildungsreport 2015 bewerten nur 7,6 % der befragten Auszubildenden die Betreuung ihrer Praktika durch die Schule als hilfreich. Welche Ursachen und Gründe hat diese schlechte Bewertung?
„Aus unserer Sicht liegt die schlechte Bewertung an den fehlenden Ressourcen für diesen wichtigen Bereich. Geplant waren ca. 100 anrechnungsfreie Stellen für die Berufs- und Studienorientierung (BOSO) im Schuljahr 2014/2015. Bedauerlicherweise hat BOSO nicht den Stellenwert, den es haben müsste. Auch wenn es in vielen anderen Bereichen, wie der Inklusion, dem Ganztag und auch der Flüchtlingsbeschulung drängende Probleme gibt, so darf doch die Vorbereitung und Betreuung der Betriebspraktika sowie die Umsetzung der BOSO nicht vernachlässigt werden. Nun tritt die unzureichende Ausstattung und fehlende gemeinsame Weiterentwicklung der Berufs- und Studienorientierung (BOSO), auf die wir als GEW schon lange hingewiesen haben, deutlich zutage“, kommentiert Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der GEW Hamburg.
Im Januar 2011 beschloss die Bürgerschaft, dass eine über mehrere Jahre aufwachsende Zahl von BerufsschullehrerInnen in die Stadtteilschulen gehen sollte, um dort die Berufs- und Studienorientierung in Zusammenarbeit mit den STS-Lehrkräften weiterzuentwickeln und zu verbessern. Die Zielstellung, Übergangszahlen in eine berufliche Ausbildung zu erhöhen und die AbbrecherInnenquoten sowohl in der Berufsausbildung als auch dem Studium zu verringern, fand parteiübergreifend Zustimmung und wird auch seitens der GEW geteilt.
Als maßgebliche Gelingensbedingung war klar formuliert, dass die LehrerInnen aus den Berufsschulen ohne Anrechnung auf den Stellenplan der Stadtteilschulen als zusätzliches Angebot und zur Unterstützung der Stadtteilschulkollegien an die Schulen kommen. Ein Scheitern der Berufs- und Studienorientierung wurde jedoch billigend in Kauf genommen, als der Senat beschloss, die von den Berufsschulen an die Stadtteilschulen abzugebenden Lehrerstellen für Berufs- und Studienorientierung den Stadtteilschulen auf ihren Stellenplan anzurechnen. Weiterhin hat der Senat keine Ressourcen bereitgestellt, damit Stadteilschulen und Berufsschullehrkräfte ein tragfähiges, übergreifendes BOSO-Konzept entwickeln konnten. Damit ist BOSO im Wesentlichen gescheitert.
Hintergrund
Bereits zum zweiten Mal nach 2012 erscheint der länderspezifische Ausbildungsreport aus der Feder der DGB-Jugend Nord. Der Ausbildungsreport 2015 hat mit 3400 von der DGB-Jugend schriftlich befragten Auszubildenden aus 43 Ausbildungsberufen unterschiedlichster Branchen eine besonders fundierte Datengrundlage, die auf die aktuellen Herausforderungen der Beruflichen Bildung aufmerksam macht. Dieser Report leistet somit aus Sicht der Jugendlichen einen wichtigen Beitrag in der Debatte um die Qualität und Zukunftsgestaltung der Berufsausbildung in der Hansestadt und versteht sich als Ergänzung zum Ausbildungsreport 2015 der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung aus gewerkschaftlicher Sicht.
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