Wie das Hamburger Abendblatt berichtete, verhandeln die Bürgerschaftsfraktionen von SPD, Grünen, CDU und FDP sowie die BSB diskret und hinter verschlossenen Türen über eine Fortsetzung des „Schulfriedens“ von 2010; also darüber, auch zukünftig keine Veränderungen in der Hamburger Schulstruktur vorzunehmen.
Bekanntermaßen tritt die Hamburger GEW für „Eine Schule für alle“ ein, also für eine Überwindung des derzeitigen „Zwei-Säulen-Modells“ aus Gymnasien und Stadtteilschulen (das ohnehin eher ein Drei-Säulen-Modell mit den Sonderschulen /ReBBZ als dritter Säule ist). Wir sind der gut begründeten Auffassung, dass sich mit einer Gemeinschaftsschule mehr Bildungsgerechtigkeit erreichen lässt.
Nun dringen erste Ergebnisse der Verhandlungen zum „Schulfrieden“ an die Öffentlichkeit. Dazu nehmen wir indiskreterweise Stellung, auch wenn die GEW ebenso wie die betroffenen Schulgemeinschaften oder die Kammern nicht gefragt werden.
Mehr Lehrkräfte in die Klassen 5 und 6 der Gymnasien, Verringerung der Klassengrößen an Gymnasien
Diese Forderung ist gut und richtig, sollte aber für die Klassen 5-11 umgesetzt werden. Auch an Gymnasien ist die Schülerschaft zunehmend heterogen und braucht differenzierten Unterricht und damit mehr pädagogisches Personal. Zusätzlich fordern wir, die bisherigen Abschulungen nach Klasse 6 an Gymnasien abzuschaffen. Dadurch beschämt man nur SchülerInnen in ihrer Motivation und ihrer Bildungsbiografie und bürdet den Stadtteilschulen zusätzlich die schwierige Integration der „Abgeschulten“ auf, für die zum Teil an beliebten Stadtteilschulen Klassen freigehalten werden müssen. Konsequenz wäre daraus auch, die Schulformempfehlung in ihrer bisherigen Form abzuschaffen.
Die Grund- und Stadtteilschulen wurden in den vergangenen Jahren personell besser ausgestattet als die Gymnasien, weil sie die neue Aufgabe der inklusiven Schule umsetzen und dafür die – leider immer noch nicht ausreichende - pädagogische Ressource bekommen. In Klasse 5 der Gymnasien waren im Schuljahr 2016 / 2017 gerade einmal 4,1% SuS mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Ebenso findet ein Großteil der Beschulung von Geflüchteten in Grund- und Stadtteilschulen statt. 31% der SuS in Internationalen Vorbereitungsklassen (IVK’s) besuchen ein Gymnasium.
Schaffung von nicht pädagogischen Verwaltungsleitungen an Schulen, um Lehrkräfte zu entlasten
Auch das ist ein richtiger Schritt, damit sich Lehrkräfte mehr auf den Unterricht konzentrieren können. Mehr SuS und mehr Aufgaben bedeutet auch mehr Verwaltungspersonal. Aus unserer Sicht ist auch eine Aufstockung der Verwaltungsangestellten denkbar. Allerdings muss dies tatsächlich obendrauf kommen und nicht nur – wie angekündigt - zur Hälfte von der BSB ausfinanziert werden.
Weitere Forderungen der GEW zur Entlastung der Lehrkräfte von Verwaltungstätigkeiten und zur Verbesserung der professionellen Zusammenarbeit der PädagogInnen sind
- die unteilbaren A-Zeiten um mindestens zwei Stunden pro Woche für Kooperation zu erhöhen und
- die notwendigen Schulleitungsfunktionszeiten zusätzlich zu den Funktionszeiten der Hamburger Lehrerarbeitszeitverordnung mindestens im Umfang der Angaben der 2.Lehrerarbeitszeitkommission, das sind 20 Stunden Sockel und 1 WAZ je beschäftigter Lehrkraft und PTF an der Schule, zuzuweisen.
Einführung der äußeren Differenzierung durch die Schulkonferenz entscheiden
Bei aller pädagogischen Diskussion um die Differenzierung gehört diese Debatte zu den Grundsätzen der Unterrichtsgestaltung und der Unterrichtsmethoden (Schulgesetz § 57, Absatz 2, Punkt 1) und muss damit von der Lehrerkonferenz entschieden werden.
Reform der Lehrer*innenbildung zurückdrehen
Auch wenn es aus Sicht der GEW noch Mängel an der Reform gibt, ist die gemeinsame Ausbildung von Lehrkräften für die Stadtteilschule und das Gymnasium der richtige Weg! Sie sollte nicht wieder konservativ gewendet werden, um der FDP, die dies als einziges fordert, ein Wahlkampfgeschenk zu machen.
Wir fordern die Bürgerschaftsfraktionen auf, ihre Vorschläge zur Schulstruktur breit zu diskutieren und die Hinterzimmerpolitik aufzugeben. Es geht um die Bildungszukunft unserer Stadt.
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