GEW zur ganztägigen Betreuung in Grundschulen

29. Oktober 2013Von: PresseredaktionThema: Schule
Böse Vorahnungen bestätigen sich
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Die Schule Rönnkamp, eine kleine Grundschule in Hamburgs Norden, hat sich intensiv auf die ganztägige Betreuung in Grundschule vorbereitet. Zum Schuljahresbeginn stand nicht nur der Träger fest, sondern auch ein durchdachtes gemeinsames pädagogisches Konzept.

„Doch trotz aller Vorbereitungen und einer positiven, optimistischen Aufbruchstimmung, werden wir, die Lehrkräfte und Erzieherinnen der Schule, als auch die Erzieher der Nachmittagsbetreuung an unsere Grenzen  der Belastbarkeit geführt“, so Petra Neubuhr, Personalratsvorsitzende.

Die hauptsächlichen Gründe:  Zu wenig Personal in der Nachmittagsbetreuung, fehlende Räume und ca. zwei Jahre Wartezeit auf Zubauten sowie die Doppelnutzung von Klassenräumen für Schule und Nachmittagsbetreuung. Der zu niedrige Personalschlüssel, der für die Nachmittagsbetreuung vorgesehen ist,  macht sich bereits in der Mittagspause bemerkbar. Ein Betreuer pro Gruppe (bis zu 29 Schülern derzeit) soll das Mittagessen beaufsichtigen, soll aber auch dafür sorgen, dass Kinder sich an Regeln halten, die Mittagsangebote wahr nehmen  und  nicht im Schulhaus herumtoben.

“Besonders zu schaffen macht den Erziehern, dass es keinen  festen, klaren Rahmen für GBS gibt. Das ursprüngliche, verlässliche Konzept wurde von Senator Rabe sukzessive aufgeweicht, um Elternwünschen entgegen zu kommen“, erklärt Regina Tretow, Personalrätin und stellvertretende Vorsitzende der GEW Hamburg.

Eltern müssen sich nur auf drei Tage Nachmittagsbetreuung festlegen. Schon da gibt es eine Variationsbreite bei einer 5-Tage Woche. Die Kernzeit bis 16 Uhr kann auf Einzelwunsch auch nur bis 15 Uhr genutzt werden, d. h. Kinder gehen eine Stunde früher. Auf Wunsch kann auch nur ein Mittagessen eingenommen werden.  Hinzu kommen die vielen Einzelausnahmen: Kind muss zum Arzt, Kind ist krank, Opas Geburtstag etc.

„Die Erzieherinnen sind nur damit beschäftigt, zu kontrollieren und die Übersicht zu behalten, dass sie alle Kinder ‚an Bord‘ haben und Ihnen keines verloren geht“, sagt Gabriele Hoßmann, zweite Personalrätin der Schule. „Für die SchülerInnen mit Förderbedarf  gibt es am Nachmittag keine zusätzlichen personellen Mittel und auch keine Schulbegleitung für besonders verhaltensschwierige“,ergänzt sie.

„Die Lehrkräfte der Schule Rönnkamp, eine erfahrene Integrationsschule, unterrichten aufgeschlossen und engagiert  nach den  neuesten Vorgaben, d. h. in offener Form und individuell dem Lernstand des einzelnen Kindes angepasst. Dies erfordert eine gut vorbereitete Lernumgebung, mit vielen vorzubereitenden und auch nachzubereitenden Materialien, die dafür zur Verfügung zur Verfügung gestellt werden müssen. Seit GBS  verlassen die Lehrkräfte mittags zügig  die Schule, denn dort ist kein Arbeiten mehr möglich. Da  in der Schule weder Räume, Arbeitsplätze und noch die ausreichende Ruhe vorhanden sind, muss die Arbeit nach Hause verlegt werden. Der vormittägliche Unterricht wird erschwert, denn die Klassenräume, die jetzt nachmittags belegt sind, können für den Unterricht an den Folgetagen nicht mehr hergerichtet werden. Unter diesen Vorgaben ist GBS nicht machbar, so Regina Tretow, Personalrätin  der Schule Rönnkamp und stellvertretende Vorsitzende der GEW Hamburg. „Bei allem Einsatz und allem guten Willen können wir so den Kindern und guter Schule nicht gerecht werden. Die weiteren GBS Grundschulen kämpfen mit den gleichen Problemen“, weiß sie  zu berichten. „Wir brauchen Räume, Arbeitsplätze und vor allem genügend Personal.“

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