Der gestrige Beschluss der Bundeskanzlerin mit den Länderchefs, schrittweise eine Beschulung aller Schüler*innen unter Durchführung entsprechender Hygienemaßnahmen zu ermöglichen mit dem Ziel, bis zu den Sommerferien jeder Schülerin und jedem Schüler mindestens einen einmaligen Schulbesuch zu ermöglichen, ist nachvollziehbar. Ebenso ist es der Fokus der Kultusministerkonferenz auf bildungspolitischen Überlegungen („Präsenzangebote in der Schule sollten gezielt auch Schülerinnen und Schüler mit besonderem Unterstützungsbedarf gemacht werden, die in den vergangenen Wochen von ihren Lehrerinnen und Lehrern nur schwer erreicht werden konnten.“ Beschluss der Kultusministerkonferenz KMK vom 28.4.20).
Nicht nachvollziehbar sind dagegen die gestrigen Ankündigungen von Schulsenator Rabe. Er kündigt an, dass die Schüler*innen der bislang fehlenden Klassenstufen nach den Maiferien ab dem 25.5.2020 „wenigstens einmal pro Woche mindestens fünf oder sechs Unterrichtsstunden im schulischen Präsenzunterricht bekommen“ sollen.
„Wieder und wieder müssen wir erleben, dass der Senator ohne Rücksprache mit den Schulleitungen Vorgaben macht, die nach allem, was es bisher an Rückmeldungen gibt, nicht umsetzbar sein werden. Im Konzept der KMK heißt es ‚Über das Unterrichtsangebot wird aufgrund pädagogischer Notwendigkeiten und personeller und räumlicher Kapazitäten entschieden'.
Es ist daher nicht nachvollziehbar, warum die BSB nicht zuerst die Schulen abfragt, wie denn die bisherigen Öffnungen gelaufen sind und was es bei weiteren Öffnungen im Bereich Hygiene und Abstandsregeln zu bedenken gibt. Schulleitungen und Lehrkräfte arbeiten derzeit schon an der Belastungsgrenze. Für eine weitere Öffnung müssen Klassenräume entsprechend umgestaltet, der Unterricht der Schülergruppen im Wechsel organisiert und umgesetzt sowie die Unterrichtung von Schülerinnen und Schülern vor Ort und zu Haus miteinander verzahnt werden. Und das alles mit einem Kollegium, in dem ein erheblicher Teil als Risikogruppe einzustufen ist. Sorgfältige Planung ist wichtiger als Geschwindigkeit, daher fordern wir den Senator auf, sein Konzept in Rücksprache mit den Betroffenen dringend zu überarbeiten“, kommentiert Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der GEW Hamburg.
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