GEW zur Debatte um G9 an Gymnasien:

26. März 2014Von: PresseredaktionThema: Schule
GEW legt Eckpunkte für eine Oberstufenreform vor und fordert eine breite schulpolitische Debatte ein

Die GEW begrüßt, dass der vielfach beschworene Schulfrieden der Debatte um ein zukunftsfähiges Schulsystem weicht und nimmt dies zum Anlass, Eckpunkte einer Oberstufenreform zu formulieren, die allen weiterführenden Schulen gerecht wird. Zugleich kritisiert sie den Schlingerkurs der SPD. Die Konflikte um das zwei-Säulen-Modell waren zu erwarten. Die SPD hat den Stadtteilschulen immer mehr Aufgaben, wie Inklusion und Ganztag, ohne angemessene Ausstattung aufgebürdet und kündigt nun hilflose Ausweichbewegungen aus Angst vor einem drohenden Volksentscheid der Initiative „G9-jetzt-HH“ an.

„Die vorliegenden Kompromissvorschläge von CDU und Grünen an die Initiative „G9-jetzt-HH“, dass es eine Rückkehr für die meisten Gymnasien zu G9, bis auf ein paar wenige, geben könne, führen uns zurück zu einem dreigliedrigen Schulsystem: wenige Gymnasien mit G8, Gymnasien mit G9 und Stadtteilschulen. Dabei hätten die Gymnasien mit G9 kein Unterscheidungsmerkmal mehr zu den Stadtteilschulen mit Oberstufen. Die Stadtteilschulen liefen unter einer solchen Struktur zudem Gefahr, sich in Teilen zu Schulen ohne Oberstufe und sich so faktisch zu H/R-Schulen zurück zu entwickeln. Eine weitere Schulform brauchen wir jedoch nicht – zwei sind schon zu viel! Statt eines Schnellschusses fordern wir daher eine Entschleunigung der Debatte und eine breite Diskussion aller Beteiligten mit dem Ziel einer Reform der Oberstufe an allen weiterführenden Schulen“, kommentiert Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der GEW Hamburg.

Die GEW strebt seit langem eine Schule für alle an. Um diesem Ziel näher zu kommen schlägt die GEW folgende Eckpunkte für eine Reform aller weiterführenden Schulformen vor: In den Jahrgangsstufen 5 bis 10 (Sekundarstufe I) müssen sich die Rahmenbedingungen für die Lehrenden und Lernenden verbessern, z. B. durch Senkung der Klassengröße und Lernförderung. Mit dem Ende der Jahrgangsstufe 10 schließt die Sekundarstufe I in allen Schulformen mit dem Anforderungsprofilen des Mittleren Schulabschlusses ab. In der Sekundarstufe II ist eine umfassende Reform nötig. Die Sekundarstufe II wird in 2 – 4 Jahren durchlaufen. Es gibt eine flexible Einführungsphase, die übersprungen werden kann. Die Qualifikationsphase dauert 2 bis 3 Jahre. Die Sekundarstufe II endet mit dem Erwerb des Abiturs.

Um gleiche Entwicklungschancen für Stadtteilschulen und Gymnasien herzustellen stellt die GEW darüber hinaus folgende Anforderungen an eine Reform: Erstens, dass alle weiterführenden Schulformen gleichermaßen Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarf aufnehmen und die Inklusion nicht nur von den Stadtteilschulen getragen wird, zweitens dass alle Schulformen ein Ganztagsangebot vorhalten und drittens, dass alle Schulformen Berufsorientierung anbieten.

„In Hamburg könnte eine „Sekundarstufe I für alle“ das Nebeneinander von 8jährigen Gymnasien und 9jährigen Stadtteilschulen ablösen und den Diskurs um G8/G9 beenden. Sie könnte damit auch Beispiel für andere Bundesländer sein und der zunehmenden Zersplitterung der Schulstrukturen in Deutschland entgegenwirken. Wir erwarten von der SPD, dass sie sich nicht nur an den Interessen der Initiative „G9-jetzt-HH“ orientiert, sondern gemäß ihrer bildungspolitischen Ziele die Interessen aller, auch der sozial Benachteiligten, vertritt: Das Schulsystem hat soziale Ungleichheiten zu reduzieren, nicht zu reproduzieren“, so Bensinger-Stolze abschließend.

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