Als "eine Mischung aus naivem Optimismus und Schönfärberei" bezeichnet Klaus Bullan die Haltung von Senator Ties Rabe (SPD) zum aktuellen Schuljahresstart. "Vieles, was der Schulsenator hier als attraktive Ernte präsentiert, hat seine Vorgängerin angepflanzt," so der Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW Hamburg.
Die Behörde hatte zum Schuljahresstart 600 zusätzliche Einstellungen angekündigt, musste aber am Tag darauf wieder zurück rudern: "Denn wenn man die 270 Stellen abzieht, die an anderer Stelle abgebaut werden - zum Beispiel bei den Schulleitungsentlastungen 45 Stellen und bei Verschlechterungen in den Klassen 4, 5 und 6 der ursprünglich vorgesehenen Primarschulen im Umfang von 150 Lehrerstellen - dann bleiben nur noch 330 Stellen übrig", erläutert der GEW-Vorsitzende.
„Im Personalbericht 2011 sind für die beiden kommenden Jahre jeweils lediglich knapp 100 zusätzliche Lehrerstellen vorgesehen. Wo also bleibt das wirklich notwendige zusätzliche Personal? Es wird mit 2.500 zusätzlichen SchülerInnen gerechnet und der Senat hat kleinere Klassen versprochen. Wo sind die Lehrer und Lehrerinnen für diesen Bedarf?"
Es bestehe, so Bullan, die Gefahr, dass der Lehrermangel zu weiteren zusätzlichen Belastungen für die Kolleginnen und Kollegen an den Schulen führen werde - betroffen sind alle Ebenen, von den Schulleitungen über die LehrerInnen bis hin zum übrigen pädagogischen und zum nichtpädagogischen Personal.
Die Bildungsgewerkschaft weist außerdem auf den aus gewerkschaftlicher Sicht "fatalen Trend" hin, dass immer mehr genuine Aufgaben fest eingestellter Lehrkräfte auf sonstiges, zum Teil weniger qualifiziertes und damit auch billigeres Personal im pädagogischen Bereich an den Schulen verlagert werden. Auch eine weitere Privatisierung schulischer Arbeit sei zu befürchten.
So sieht die Behördenplanung vor, die individuelle Lernförderung (Nachhilfe) mit insgesamt 7,8 Millionen Euro zu unterstützen und kündigt an: „Für diese Fördermaßnahmen können neben Lehrkräften der Schule auch Honorarkräfte verpflichtet werden, z. B. Studierende, leistungsstarke Schülerinnen und Schüler, pensionierte Lehrkräfte oder auch externe Dritte“ (vgl. Statistische Daten und Hintergrundinformationen zum Schuljahresbeginn 2011/2012, S.7). Aus rechtlichen Gründen dürfen die Schulen private bzw. kommerzielle Nachhilfeinstitute nicht mit dieser Aufgabe betrauen. Fraglich ist jedoch, inwieweit die Vermittlung von Honorarkräften durch private Institute damit dauerhaft ausgeschlossen ist.
Bullan: "Durch die im Vergleich zu Lehrkräften günstigeren Stundensätze für Honorarkräfte (maximal 15,97 Euro pro Stunde) wächst der Druck auf die selbst verwalteten Schulen, auf Honorarkräfte zuzugreifen statt neue Stellen zu schaffen. Vor dem Hintergrund, dass das Sitzenbleiben abgeschafft ist, muss aber die individuelle Förderung vor allem für die belasteteren SchülerInnen in den normalen Schulunterricht integriert werden. Und dafür sind nun mal die Lehrer und Lehrerinnen da."
Kontakt: Klaus Bullan, T. 41 46 33-25 / 0151 – 12 17 38 30