Wir, das „Bündnis für zukunftsfähige Schulen in Hamburg“, fordern andere, der Zeit und der Zukunft angemessene Bildungspläne für alle Hamburger Schüler:innen!
Die Gründe für neue Bildungspläne liegen auf der Hand: Die Diversität unserer Gesellschaft ist Realität, sie ist Reichtum und Schatz unserer Gesellschaft. Die Teilhabe aller ist für die zunehmend komplexen und sich immer schneller verändernden gesellschaftlichen Bedingungen der Schlüssel für unser auf Nachhaltigkeit ausgelegtes Zusammenleben.
Wir, das breite gesellschaftliche Bündnis aus Schüler:innen, Eltern, Pädagog:innen, Gewerkschaften und Schulleitungen, beschreiben einhellig in unseren Stellungnahmen, dass die vorgelegten Entwürfe der Hamburger Bildungspläne keine Grundlage dafür bieten, unsere Gesellschaft, die Schüler:innen und ihre Familien auf die zukünftigen Herausforderungen vorzubereiten. Sie bilden keine Grundlage dafür, die Ziele der Schule, nämlich die Potentialentfaltung, Chancengerechtigkeit und das Wohlbefinden für alle Schüler:innen zu erreichen. Im Gegenteil: Diese Entwürfe der Bildungspläne verhindern die notwendige Bildung aller Hamburger Schüler:innen.
Wir haben einen ganz anderen Plan von unserer Bildung!
Am 30.06.2022 endet die Eingabefrist für Stellungnahmen zu den Entwürfen der Hamburger Bildungspläne. Im Anhang sehen Sie stellvertretend für die massive, quer durch die Gesellschaft vorgetragene Kritik, neun Stellungnahmen unserer Mitglieder im Bündnis und neunmal eine nahezu gleichlautende Kritik an den Entwürfen. Bisher haben die Parteien der Bürgerschaft, der Senat und die Schulbehörde keinen Vorschlag für ein Verfahren zur grundlegenden Überarbeitung gemacht. Wir nehmen daher diesen Tag zum Anlass, unsere Forderungen zu formulieren.
Wir fordern:
- Wir brauchen neue, zukunftsfähige Bildungspläne!
- Wir fordern den sofortigen Stopp der Implementierung der vorgelegten Entwürfe.
- Wir fordern, dass die Bürgerschaft und der Senat unmittelbar nach den Sommerferien eine Antwort auf die massive, gesellschaftsübergreifende Kritik an den Entwürfen der Bildungspläne finden und einen Auftrag zur grundlegenden Überarbeitung der vorgelegten Entwürfe hin zu zeit- und zukunftsgemäßen Bildungsplänen erteilen.
- Wir fordern für diese grundlegende Überarbeitung einen Prozess, der eine repräsentative Beteiligung im Dialog sichert. Erneut schlagen wir dafür die Einsetzung eines Bildungsrates vor.
Alle Bündnispartner:innen haben aus ihrer jeweiligen Perspektive die Entwürfe der Bildungspläne intensiv geprüft und auch Stellungnahmen hierzu verfasst.
Uns alle verbinden diese zentralen Kritikpunkte:
- Den Entwürfen fehlt das übergeordnete Bildungsziel, aus dem sich dann konsequent die Gestaltung des Lernens ableitet. Fragmentarisch hat man versucht, einige Schlaglichter, die sogenannten „Leitperspektiven“, an die Seite der zuvor seit Jahren bestehenden Bildungspläne zu heften. Eine Konsequenz für die dann folgenden vorgegebenen (überbordenden) Lerninhalte und für die (einseitigen) Lernkulturen ergibt sich jedoch nicht.
- Die Entwürfe sind mit verbindlichen Fachinhalten und vergänglichem „Faktenwissen“ überfrachtet – dies hat verheerende Wirkungen für eine kompetenzorientierte Bildung: sie verhindern den Erwerb zukünftig notwendiger Fähigkeiten, wie kritisches Denken, Kreativität, Kollaboration und Kommunikation, sie verhindern fachübergreifende Themen und Projekte. Darüber hinaus nimmt diese Überfrachtung den Schüler:innen die Zeit für das Experimentieren, für das Sammeln vielfältiger Erfahrungen in- und außerhalb der Schule. Sie entzieht den Schüler:innen und Pädagog:innen den notwendigen Raum für den Auftrag zur gemeinsamen Beziehungsgestaltung
- Die Entwürfe verengen die Prüfungsgestaltung auf rein schriftliche Klausuren und erhöhen auch noch deren Anzahl – dies hat verheerende Folgen für die daraus resultierende Lernkultur. Prüfungsformate, die eine zukunftszugewandte Lernkultur unterstützen, sind prozessorientiert und nutzen zudem alle Kompetenzen und Ausdrucksformen einer an Möglichkeiten reichen Welt.
- Die Entwürfe tragen eine veraltetes Bild von Digitalisierung in sich – notwendig wäre es, anstatt die Digitalisierung als etwas „Zusätzliches“ zu anderen Inhalten zu begreifen, eine selbstverständliche und optimistische, die Zukunft annehmende Haltung zu transportieren und eine längst stattfindende Transformation in eine Gesellschaft der Digitalität aktiv aufzunehmen und zu gestalten.
- Die Entwürfe beschreiben die Inklusion in nur einem kurzen Absatz unter vielen im allgemeinen Teil des Bildungsplans – notwendig wäre es, das Menschenrecht auf Teilhabe und die Diversität, die Unterschiedlichkeit aller ins Zentrum von Lernen und Bildung zu setzen.
Schüler:innenkammer Hamburg, Malik Sauerbeck
Elternkammer Hamburg, Alexandra Fragopoulos
Lehrerkammer Hamburg, Kai Kobelt
VLHGS, Christian Gefert
Vereinigung der Schulleitungen der Hamburger Stadtteilschulen in der GGG, Thimo Witting
Verband Hamburger Schulleitungen (VHS), Gudrun Wolters-Vogeler
Grundschulverband, Landesgruppe Hamburg, Stefan Kauder
Vereinigung der Schulleitungen an beruflichen Schulen in Hamburg, Martin Neumann
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Sven Quiring
GGG Hamburg, Helga Wendland
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Pressemitteilung | 525.75 KB |
Sammlung Stellungnahmen | 7.14 MB |