Wie jedes Jahr ist vor kurzem die Veröffentlichung „Internationale Bildungsindikatoren im Ländervergleich“ erschienen, in dem die statistischen Ämter des Bundes und der Länder verschiedene Informationen zum Bildungssystem in Deutschland und den einzelnen Ländern zusammengetragen haben. Wie steht Hamburg im Vergleich der Bundesländer da?
Wie viel wird pro SchülerIn ausgegeben?
Im Primarbereich liegt Deutschland mit 6600 Euro jährlichen Ausgaben pro SchülerIn unter dem OECD-Durchschnitt von 6700 Euro. Hamburg nimmt hier mit 8000 Euro eine Spitzenstellung ein, Schlusslicht sind mit 5700 Euro Nordrhein-Westfahlen und Schleswig-Holstein. Im Sekundarbereich liegen die Verhältnisse anders. Deutschland liegt mit 9000 Euro jährlichen Ausgaben pro SchülerIn über dem OECD-Durchschnitt von 7800 Euro. Spitzenreiter ist hier Thüringen mit 10600 Euro, Schlusslicht ist Schleswig-Holstein mit 7900 Euro, Hamburg belegt mit 9000 Euro einen Mittelfeldplatz unter den Bundesländern.
Welcher Teil des Bruttoinlandsprodukts wird für Bildung ausgegeben?
Der sehr gute Hamburgische Wert bei den PrimarschülerInnen relativiert sich durch einen Blick auf den Ausgabenanteil gemessen an der Wirtschaftskraft.
Im internationalen Vergleich lag der Anteil der Ausgaben für Bildungseinrichtungen in Deutschland 2014 unter dem Mittelwert für alle OECD-Staaten. Insgesamt betrug der Anteil am BIP für Deutschland 4,3 %, während es im Durchschnitt der OECD-Staaten 5,2 % waren. Im Ländervergleich variiert der Anteil deutlich. Während Thüringen und Berlin mit 5,4 % bzw. 5,3 % des BIP den OECD-Durchschnitt übertrafen, belief sich der BIP-Anteil in Hessen und Hamburg auf 3,8 % bzw. 3,2 %. Hamburg ist somit Schlusslicht bei den Bildungsausgaben gemessen an seiner Wirtschaftskraft.
Wie groß sind die Klassen im Durchschnitt?
In den OECD-Staaten wurden 2015 im Durchschnitt im Primarbereich 21 Kinder zusammen in einer Klasse unterrichtet, im Sekundarbereich I waren es 23. Deutschland wies im Primarbereich genau die gleiche Klassengröße auf. Im Sekundarbereich I hatte Deutschland einen Schüler mehr als im OECD-Durchschnitt.
In allen Ländern gab es im Sekundarbereich I höhere Klassenstärken als im Primarbereich. Allerdings waren die Klassengrößen in den Ländern sehr unterschiedlich: Die Spanne reichte im Primarbereich von 18 Schülern je Klasse in Rheinland-Pfalz bis zu 23 in Nordrhein-Westfalen und Berlin sowie im Sekundarbereich I von 21 in Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen bis zu 27 in Nordrhein-Westfalen.
Im Primarbereich belegt Hamburg mit 20,0 Schülerinnen pro Klasse Platz sieben, im Sekundarbereich mit 24,0 Schülerinnen pro Klasse den drittletzten Platz, das wäre fußballerisch die Relegation, also das HSV-Niveau der Jahre 2015 und 2016…
Wie ist das zahlenmäßige Schüler-Lehrkräfte-Verhältnis?
In den OECD-Staaten wurden im Primarbereich durchschnittlich 15 Kinder von einer Lehrkraft
betreut und im Sekundarbereich 13 Kinder. In Deutschland waren es ebenfalls 15 Kinder im Primarbereich und 13 im Sekundarbereich. Dabei zeigten sich sehr große Unterschiede zwischen
den Ländern. Die Spanne reichte im Primarbereich von 12,9 SchülerInnen je Lehrkraft in Hamburg – hier sind wir Spitzenreiter – bis zu 17 in Schleswig-Holstein, im Sekundarbereich von zehn in Thüringen bis zu 14 in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen sowie Schleswig-Holstein. Hamburg liegt hier mit 12,6 auf Platz sechs.
|
OECD |
Deutschland |
Hamburg |
Platz im Bundesländervergleich |
Ausgaben pro SchülerIn im Primarbereich |
6700 |
6600 |
8000 |
1. |
Ausgaben pro SchülerIn im Sekundarbereich |
7800 |
9000 |
9000 |
7. |
% des BIP für Bildung |
5,2 |
4,3 |
3,2 |
16. |
Klassengröße im Primarbereich |
21 |
21 |
20 |
7. |
Klassengröße im Sekundarbereich |
23 |
24 |
24 |
14. |
Schüler-Lehrkräfte-Verhältnis im Primarbereich |
15 |
15 |
12,9 |
1. |
Schüler-Lehrkräfte-Verhältnis im Sekundarbereich |
13 |
13 |
12,6 |
6. |
Tabelle: Bildungsausgaben, Klassengrößen und Lehrkräfte-SchülerInnen-Relation im Bundesländervergleich (Quelle: Internationale Bildungsindikatoren im Ländervergleich 2017, Statistische Ämter des Bundes und der Länder)
Fredrik Dehnerdt, stellv. Vorsitzender GEW Hamburg
Foto: Gila Hanssen / www.pixelio.de