Wir wissen, dass nach der Inkraftsetzung der Lehrerarbeitszeitverordnung („AZM“) 2003 für alle Kolleginnen und Kollegen eine Erhöhung der Arbeitszeit um mindestens zwei Stunden wöchentlich eingetreten ist. Bis 2008 hat es 50 zusätzliche Aufgaben gegeben, ohne dass dafür entsprechende Aufgaben gestrichen wurden. Weitere Aufgaben seit 2008 verbergen sich hinter der Einführung des schulischen Ganztags, der schulischen Inklusion usw. Die Jagd nach F-Zeiten hat unter den Kolleginnen und Kollegen zu Konkurrenz geführt. Unfrieden in den Kollegien sowie zwischen Schulleitungen und Lehrkräften ist nicht selten die Folge an Hamburger Schulen.
All‘ dies führt zu großen Belastungen der Kolleg_innen und das seit fast dreizehn Jahren. Die Kolleg_innen sind gezwungen, ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Viele finanzieren das Hamburger Schulsystem, indem sie ihre Arbeitszeit auf eigene Kosten verkürzen. Sie gehen auf Teilzeit, damit sie ihre Arbeit schaffen können. Als Gewerkschaft sagen wir: Es muss in Hamburg möglich sein, eine Vollzeitstelle als Lehrkraft auch ohne Gesundheitsgefährdung auszufüllen!
Diese Sachlage veranlasst den zuständigen Senator Ties Rabe weder zum Nachdenken und noch weniger zu Veränderungen. Unseren ihm im letzten Jahr als Einstieg in die Arbeitszeitentlastung, vorgeschlagenen ersten Schritt nämlich tatsächlich dafür zu sorgen, dass die Kolleg_innen nicht mehr als 75 Prozent ihrer Arbeitszeit für Unterricht (U-Zeiten) – so wie es einmal vorgesehen war – aufwenden, hat er abgelehnt. Unsere Forderung sah vor, die F-Zeiten für die Schulleitungen extra zuzuweisen. Dies ist aus unserer Sicht nötig, damit es für die Schulen überhaupt möglich ist, auf nicht mehr als 75 Prozent Unterrichtszeiten für alle Kolleg_innen zu kommen.
Die GEW Hamburg hat weiterhin die Zusammenarbeit mit den anderen Landesverbänden der GEW – insbesondere mit Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen – gesucht. Wir warten jetzt auf das Ergebnis der Arbeitszeitstudie der GEW Niedersachsen. Dort haben Lehrer_ innen selbst ihre Arbeitszeiten aufgeschrieben, da dies – nach dem Urteil des OVG Lüneburg zur Verfassungswidrigkeit der Pflichtstundenerhöhung der Gymnasiallehrer_innen in Niedersachsen – juristisch durchaus Bestand hat. Wir werden sehen, inwieweit wir dieses Ergebnis auch in Hamburg zur Argumentation für eine Arbeitszeitentlastung nutzen können.
Um den Zusammenhangs zwischen Arbeitszeit, Belastung und Gesundheit für die Schulen deutlich zu machen und zunächst im kleinen Rahmen Bewusstsein und Verbesserungen herzustellen, haben wir die Gesundheitsexpert_ innen der GEW Hamburg zusammen gebracht und eine Reihe von Vorschlägen entwickelt, die wir demnächst an die Schulen bringen wollen. Unter dem Titel „Gesundheit fördern – Arbeitsbelastung senken – altersgerechtes Arbeiten“ haben wir Möglichkeiten, Aktivitäten und Maßnahmen gesammelt, die in den Schulen (einzelne Kolleg_ innen, Betriebsgruppen, Personalräte, Kollegien usw.) ergriffen werden können. Die Ergebnisse werden wir zusammenfassen und daraus weitere Forderungen als GEW entwickeln. Uns geht es darum, die Diskussion an den Schulen über diesen Zusammenhang zu forcieren, um dann entsprechende Forderungen an den Senator heranzutragen.
Anja Bensinger-Stolze, Fredrik Dehnerdt, Sven Quiring
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