"In einer Zeit von Sparhaushalten ist eine Altersentlastung für Lehrer und Lehrerinnen ein bemerkenswerter Erfolg", freut sich Klaus Bullan über die heute offiziell bekannt gegebenen Entscheidungen der Schulbehörde, die Unterrichtsverpflichtungen für über 60jährige Lehrkräfte sowie für BerufseinsteigerInnen ab 2010 neu zu regeln. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sieht die Änderungen in der Hamburger Schulpolitik auch als Ergebnis einer monatelangen Überzeugungskampagne der Bildungsgewerkschaft: "Seit mehr als zwei Jahren kämpfen wir für eine Altersentlastung der über 55jährigen und für die Neueinstellung junger KollegInnen. Immerhin ist Hamburg ist das einzige Bundesland, das die Entlastung älterer KollegInnen komplett abgeschafft hat. Seitdem kennen die Zumutungen kaum Grenzen. Doch erschöpfte Lehrkräfte, die auf Biegen und Brechen und auf Kosten ihrer Gesundheit vor der Klasse stehen müssen, können auf Dauer keinen guten Unterricht machen und werden letztlich krank in den Ruhestand gehen. Dass die Belastung nicht akzeptabel ist, hat nun auch die Behörde eingesehen. Dazu kommt: Junge Lehrkräfte brauchen eine reale Chance, um die Schulen mit ihrer Ausbildung und ihrem Engagement bereichern zu können.”
Kritisch merkt Bullan an, dass die gewerkschaftliche Forderung nach Entlastung auch der unter 60jährigen und vor allem nach Altersteilzeit bislang noch nicht erfüllt worden seien. Angesichts der Ressourcen zehrenden Schulreform seien die Änderungen für Klasse 4 und 7 und die leichte Faktorerhöhung in Primarstufe und Sekundarstufe I “ein Zeichen des guten Willens, aber unterm Strich reicht das nicht.”
Bullan: “Der Schritt hin zu mehr Einsicht kann nicht den Blick auf das eigentliche Übel bei der Belastung der Lehrer und Lehrerinnen verdecken: Das Arbeitszeitmodell sorgt für Unzumutbarkeiten und muss abgeschafft werden. Da hilft kein Flickwerk, sei es auch noch so gut gemeint. Wir brauchen eine echte Tendenzwende. Dafür wird sich die GEW weiterhin stark machen.”
Zum Hintergrund
Die Behörde für Schule und Berufsbildung hatte heute bekannt gegeben, dass für den Schuljahresbeginn 2010/11 verschiedene Änderungen des Lehrerarbeitszeitmodells geplant sind. Neben der Entlastung für ältere Lehrkräfte und Berufseinsteiger werde die Berechnung der Arbeitszeit an die geänderten Ansprüche an Fortbildung und Teambildung sowie an die Anforderungen der neuen Schulformen Primarschule, Stadtteilschule und Gymnasium angepasst werden.
Die GEW hatte in den vergangenen Monaten ihren Protest gegen die Belastung von über 55jährigen LehrerInnen und ihr Engagement für die Einstellung junger KollegInnen massiv verstärkt: Im November 2008 hatten 2.500 KollegInnen über 50 an einer Protestdemonstration während der Arbeitszeit teilgenommen, am 1. April 2009 waren 4.000 KollegInnen zur Demonstration gekommen. Nach der Urabstimmung im September streikten 4.000 überwiegend beamtete Lehrkräfte über 50 einen Tag lang. Auch der erste BeamtInnen-Streik seit den 80er Jahren am 24. September 2009 gilt als großer Erfolg.