Die GEW hat Eckpunkte für eine Reform der Lehrkräftebildung vorgelegt. Laut einer Expertise der Max-Traeger-Stiftung ist die aktuelle Situation „ernüchternd“. Und der Zeitdruck steigt: Im März will die KMK Stellung zu den Empfehlungen der SWK nehmen.
von Nadine Emmerich, freie Journalistin, für die GEW Bund
Als Sachsen-Anhalt jüngst Stellen für Lehrkräfte ausschrieb, waren laut einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur nur 97 von 436 Bewerberinnen und Bewerbern ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer, also weniger als ein Viertel. Das Beispiel illustriert einmal mehr, wie dramatisch der Personalmangel in einigen Bundesländern ist. Und zeigt: Quer- und Seiteneinsteigende bestimmen längst den Unterrichtsalltag mit.
Vor diesem Hintergrund versammelte die GEW am Montag in Berlin eine prominent besetzte Runde. Bei der Fachtagung „Neue Wege in der Lehrer*innenbildung - Perspektiven einer Reform in Zeiten des Fachkräftemangels“ diskutierte die Gewerkschaft mit Vertreterinnen und Vertretern der Kultusministerkonferenz (KMK), der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der KMK, der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und des freien Zusammenschlusses von student*innenschaften (fzs). „Es ist enormer Druck im System“, sagte die GEW-Vorsitzende Maike Finnern.
Die Ausgangslage nochmal kurz zusammengefasst: Weil Zehntausende Lehrkräfte fehlen, müssen die Länder schnellstmöglich mehr Fachpersonal in die Schulen bringen und zugleich dafür sorgen, dass dieses auf hohem Niveau unterrichtet. Schließlich verfehlen zu viele Schülerinnen und Schüler bei internationalen Vergleichstests die Mindeststandards in den Kernfächern.
Details einer Reform strittig
Dass die Lehrkräftebildung reformiert werden muss, ist daher Konsens. Unterschiedliche Vorschläge und Positionen gebe es aber zu den Details einer Reform, betonte GEW-Vize und Hochschulexperte Andreas Keller. An Konzepten mangelt es nicht, an der vielstimmigen Diskussion beteiligt sich selbst der Arbeitgeberverband BDA. Ein Vergleich aller inzwischen auf dem Tisch liegenden Vorschläge könnte fast Thema einer Masterarbeit sein.
Eckpunkte und Expertise
Neues Tempo kam am Montag in die Debatte: Sieben Jahre nach ihren „Leitlinien für eine innovative Lehrer_innenbildung legte die GEW zehn Eckpunkte für eine Reform vor. Zugleich wurde die aktualisierte Fassung einer erstmals 2013 veröffentlichten Expertise der Max-Traeger-Stiftung präsentiert, die ebenfalls Empfehlungen enthält. Die zweite Vizepräsidentin der KMK, Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU), kündigte an, von der KMK werde es bereits Mitte März eine Stellungnahme zum SWK-Gutachten geben.
Zu den Eckpunkten der GEW gehören:
- bessere Arbeitsbedingungen,
- mehr Ausbildungskapazitäten,
- bessere Studienbedingungen,
- eine Reform des Vorbereitungsdienstes,
- eine Ausbildung nach Schulstufen statt Schulformen,
- die Vermittlung von Kompetenzen zu Querschnittsaufgaben wie Inklusion und Digitalisierung,
- Modellversuche für ein einphasiges duales Masterstudium,
- die Anerkennung ausländischer Abschlüsse,
- die Nachqualifizierung von Quer- und Seiteneinsteigenden sowie
- die Stärkung von Fort- und Weiterbildung.
Foto: Dirk Lässig