In den Hamburger Kitas sorgt die Aufrechterhaltung des Regelbetriebs für Empörung. Der Hamburger Senat scheut die Auseinandersetzung mit den Eltern und überlässt es der individuellen Einsicht jedes einzelnen Elternteils, ob das Kind in die Kita gebracht wird oder nicht. Erfolgt die Anfahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr ergeben sich eine unüberschaubare Anzahl von Kontakten, denen auch jede Erzieherin, jeder Erzieher ausgesetzt ist. Die Mehrheit der Betreuungskräfte wollen ebenso wie viele andere die kommenden Festtage nicht in Quarantäne begehen, sondern mit ihren Angehörigen. Selbstverständlich unter Beachtung der geltenden Schutzregeln, die in der Freizeit, im Privaten, sowieso schon seit langem eingehalten werden.
„Die Kolleg*innen sind es leid, ihren Kopf hinhalten zu müssen. Sie sind die einzige Berufsgruppe, die weder durch den Arbeitgeber noch durch Eigeninitiative vor der Infektionsgefahr am Arbeitsplatz geschützt werden kann, bzw. sich selber schützen darf“, beschreibt Jens Kastner, Kita-Experte der GEW, die Situation in den Hamburger Kitas. „Die Angst vor einer Infektion, schwingt schon seit Monaten mit, wenn Kinder körperlichen Kontakt benötigen, sei es beim An-die-Hand-Nehmen, beim An- und Auskleiden, um mal rauszugehen oder sie auch mal tröstend in den Arm zu nehmen.“
Der Betriebsrat des größten Hamburger Kitaträgers hat den Senat aufgefordert auch den Beschäftigten in den Kitas eine Atempause zu verschaffen und einen Kita-Lockdown auch in Hamburg durchzuführen.
„Wir haben versucht die Senatorin Melanie Leonhard davon zu überzeugen, dass eine Schließung aller Hamburger Kitas in der Zeit vom 24.12.2020 bis einschließlich 03.01.2021 zur Reduzierung der Infektionsgefahr äußerst sinnvoll wäre. Über einen Zeitraum von elf Tagen würde dies bedeuten, dass ca. 94.500 Kita-Kinder und ca. 14.000 Betreuungskräfte sowie mehrere tausend Elternteile für elf Tage keinen Kontakt zueinander bekommen.“, rechnet Anja Bensinger-Stolze, Vorsitzende der GEW-Hamburg, vor. „Viele Betriebe arbeiten zwischen den Jahren nur mit einer Notbesetzung, eine Notbetreuung in den Kitas für Eltern aus systemrelevanten Berufen ist selbstverständlich, aber geregelt durch den Senat und bitte nicht durch die Eigeneinschätzung der Eltern.“
„Wir haben bislang für diesen Vorschlag kein Gehör bei der Senatorin gefunden, geben aber die Hoffnung nicht auf, dass dem Senat auch der Schutz der Kita-Beschäftigten wichtig ist. Denn mit einem hohen Personalausfall in den Kitas, würde dann auch eine Notbetreuung nicht mehr möglich sein.“, fordert Bensinger-Stolze zur Nachbesserung auf.
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