GEW zur Besichtigungstour von Sozialsenator Scheele durch Hamburger KiTas

13. August 2013Von: WebredaktionThema: Kinder- und Jugendhilfe
Der Herr Senator erzählt: „Personal ist nicht alles!“ Aber ohne Personal ist alles nichts!
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Sozialsenator Scheele macht zurzeit eine Besichtigungstour durch einige Hamburger Kitas verschiedener Träger. Gleich zu Beginn hat er verlauten lassen: „Mehr Personal ist nicht drin.  Schließlich habe der SPD Senat ein hohes Tempo beim Kita-Ausbau vorgelegt und Personal ist nicht alles.“ Außerdem erreiche Hamburg als einziges westliches Bundesland die notwendigen Betreuungsquoten.

Doch womit wird das erkauft? Wie Studien darlegen, hat Hamburg mit einer pädagogischen Kraft für 5,1 Krippenkinder den schlechtesten Brutto-Personalschlüssel im Ländervergleich. Der Netto-Personalschlüssel ist durch hohe Ausfallzeiten (wie Urlaub, Fortbildungen und Arbeitsunfähigkeiten und lange Öffnungszeiten) noch schlechter. In der Realität betreut eine pädagogische Kraft oft bis zu 12 Krippenkinder allein.

Die GEW Hamburg kritisiert, dass die Personalkostenpauschale Lohndumping und prekäre Beschäftigungsverhältnisse fördert. Das jetzige Lohnniveau entspricht nicht den Leistungen und Anforderungen, zumal meistens keine Vollzeitstellen angeboten werden. Die Personalkostenpauschale benachteiligt Kita-Träger die tarifgerecht bezahlen. Andere Träger erhalten mehr Geld, als sie eigentlich für ihr Personal benötigen.

Auf der Besichtigungstour hat der Senator darauf abgestellt, dass die Kita-Räume schön und vielfältig sind und der Senat für zusätzliche Mittel der Sprachförderung gesorgt hat, und dass deshalb Personal nicht alles ist. Diese Mittel kommen aber nicht allen Kindern zugute. Sollen die Krippenkinder sich in den schönen, neuen Räumen selbst verwalten und selbst ihren Bildungsanspruch verwirklichen? Dazu wird nach Meinung der GEW Hamburg gut ausgebildetes, motiviertes und angemessen entlohntes Personal benötigt.

Liebe KollegInnen in den Kitas: Sollte der Senator eure Kitas besuchen, zeigt ihm die Realität und beschönigt nichts. Ihr braucht euch nicht zu verstecken, ihr macht trotz aller widrigen Umstände gute Arbeit. Es ist eher kontraproduktiv, an solchen Tagen mehr Personal als üblich vorzuhalten und alles schön zu gestalten.

Besser ist es, eure realen Betreuungsschlüssel zu dokumentieren, eure Überlastung anzuzeigen und die Verantwortung abzulehnen. Wir von der GEW Hamburg unterstützen unsere Mitglieder gern dabei.

Foto: © Gerhard Wellmann / pixelio.de