„Acht Jahre nach der Einigung mit der Volksinitiative „Guter Ganztag für Hamburgs Kinder“ ist die Essenssituation an GBS-Schulen immer noch unbefriedigend“, stellt Varsenik Vardanyan, Referentin für Kinder- und Jugendhilfe der GEW Hamburg, nach Recherchen bei verschiedenen GBS-Kooperationspartnern fest.
„Herz des Ganztags ist das Schulessen“ hieß es 2015 in der Volksinitiative, die über 14.000 Unterschriften für eine substanzielle Verbesserung des Schulessens sammelte. Versprochen wurde gesundes Essen in ruhiger Atmosphäre. Die Realität sieht für viele Beschäftigte an den GBS-Standorten anders aus. Denn von „Ruhe" ist weit und breit nichts zu sehen. Zu kleine Mensen, weil die Schülerzahlen in den letzten Jahren gestiegen sind, aber keine Erweiterung der Mensenflächen, also „Mittagessen im Schichtbetrieb“.
Um 13 Uhr ist für die Kinder in den GBS-Schulen Schulschluss. Nach einem anstrengenden Schultag sollte jedes Kind das Recht auf eine warme Mahlzeit in angenehmer Atmosphäre haben. Es soll der Startschuss für einen ruhigen und abwechslungsreichen Nachmittag sein. Im Idealfall sollte die Mittagsverpflegung von 13 bis 15 Uhr kostenlos sein.
Doch bevor die Kinder überhaupt zu ihrem Essen kommen, vergeht viel Zeit mit Warten in meterlangen Schlangen. Teilweise warten die Kinder 15 bis 20 Minuten, bis sie bei der „Free Flow“-Variante überhaupt ans Buffet kommen. Grund dafür ist die Registrierung der Kinder in den Kantinen und Mensen. Die Eltern zahlen für das Schulessen, aber nicht alle Kinder sind für jeden Tag angemeldet, so dass eine Bestätigung durch einen Datenabgleich per Computer erfolgen muss.
Die Einigung mit der Volksinitiative lautete: „Ein Sonderfond in Höhe von 25 Mio. Euro für Schulkantinen wird in 2016 aufgelegt und jährlich in Höhe von 1,3 Millionen Euro zur ganztagsgerechten Ausstattung der Räume und Flächen an Schulen sowie zur Verbesserung der Küchen und Kantinenbereiche fortgeschrieben. Neu zu bauende Schulküchen sollen als sogenannte ‚Vitalküchen‘ vorgerüstet und bei Vorlage eines Ernährungskonzeptes auch ausgerüstet werden können. Es wird außerdem sichergestellt, dass die Schülerinnen und Schüler beim Mittagessen durch pädagogische Fachkräfte begleitet werden.“
Zusammengefasst heißt das: 25 Millionen Euro sollen für Schulmensen und bauliche Verbesserungen im Ganztagsbereich ausgegeben werden. Später sollen jährlich weitere 1,3 Mio. € sowie 17 Mio. € für zusätzliches Personal an Ganztagsschulen (GBS und GTS) und eine schrittweise Erhöhung des Personalschlüssels hinzukommen.
Der Fachkräftemangel und die daraus resultierende aktuelle Situation im Jahr 2024 zwingt das Personal, die Kinder entweder teilweise unbeaufsichtigt in die Mensa zu schicken oder mangels anderer Betreuungsangebote alle Kinder zum Mittagessen zu bringen.
Varsenik Vardanyan: "Wir fordern den Senat auf, ein bedarfsgerechtes Konzept zu entwickeln, denn 89% der Schulkinder sind für den Ganztag angemeldet. Eine Verbesserung der Mensen und Kantinen muss jetzt kommen. Ein Konzept, das zusätzliche Räume schafft, vor allem auch für Kinder mit besonderen Bedürfnissen, wie zum Beispiel dem Autismus-Spektrum-Syndrom - diese Kinder reagieren sehr sensibel auf Lärm, Gerüche, Stress und Angst - muss dringend umgesetzt werden."
Foto: Romain DEL BUONO / Pixabay