Wenige Tage nach Start der Petition „Dauerstellen für Daueraufgaben“ unterstützen bereits mehr als 4.000 Menschen das Engagement der GEW gegen das Befristungsunwesen in der Wissenschaft - und hinterließen rund 500 Kommentare.
Die GEW-Kampagne „Dauerstellen für Daueraufgaben“ und die dazugehörige Onlinepetition sind binnen weniger Tage auf ein großes Echo gestoßen. Am 1. Dezember hatten bereits 4.036 Menschen die noch 354 Tage laufende Petition unterzeichnet, davon 3.960 in Deutschland. Viele Unterstützerinnen und Unterstützer hinterließen auch Kommentare, in denen sie ihrem Unmut über das Befristungsunwesen in der Wissenschaft Luft machten.
Wir haben einige der mehr als 500 Statements ausgewählt, die zeigen, wie sehr die Betroffenen unter den seit Jahren herrschenden Bedingungen leiden.
„Ich musste einen erfolgreichen DFG-Antrag ablehnen, weil eine weitere Befristung und damit verbunden der Zwang zum mehrfachen Umzug während der Schulzeit meiner Kinder für die Kinder nicht zumutbar gewesen wäre. Ich arbeite jetzt nicht mehr in der Wissenschaft, obwohl das seit der Grundschule mein Traum war. “ (Arne Babenhauserheide, Graben-Neudorf)
„Ich musste den Universitätsbetrieb verlassen, weil ich es mir nicht mehr leisten konnte, die schlecht bezahlten und befristeten Verträge anzunehmen. Ich hätte wortwörtlich Geld verloren (Ersparnisse), wenn ich weiter an der Uni als Dozentin gearbeitet hätte.“ (Birgit Mikus, Viersen)
„Ich habe während meiner Zeit an der Uni immer wieder gesehen, dass die klügsten Köpfe gegangen sind, weil die Arbeitsbedingungen schlecht waren. Wer glaubt, Menschen deren Job es u.a. ist, die Gesellschaft zu verstehen und zu erklären, müssten konstant unter Druck gesetzt werden damit sie etwas leisten, hat NICHTS verstanden.“ (Linda Unger, Bochum)
„Angesichts zahlreicher Publikationen und mehrerer erfolgreicher Forschungsanträge ist es eine Beleidigung, dass von mir immer wieder verlangt wird, zu beweisen, dass ich es verdiene, in meinem erlernten Beruf weiterarbeiten zu dürfen.“ (Nicht öffentlich, Berlin)
„Ich bin selber betroffen, mittlerweile 49 Jahre alt. Die Kampagne ‘Frist ist Frust’ war Grund für mich, in die GEW einzutreten“ (Nicht öffentlich, Leverkusen)
„Weil die Jobunsicherheit in der akademischen Laufzeit strukturell Frauen diskriminiert, die für eine Familie einen festen Job haben wollen und sich deshalb gegen eine akademische Karriere entscheiden.“ (Ann-Sophie Lehnert, Jena)
Auch aus dem Ausland gab es Kommentare:
„Diese unhaltbaren Zustände im deutschen Wissenschaftssystem sind einer der Gründe, warum ich jetzt in den USA eine Professur angenommen habe. 1. Bildet nur so viele DoktorandInnen aus, wie es Stellen im System gibt! 2. Bietet volle Stellen bei breiten, internationalen Ausschreibungsverfahren an! 3. Sorgt endlich für dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse! 4. Juniorprofessur mit Tenure als Standard! 5. Exportiert nicht Eure besten Leute ins Ausland!“ (Jan Musekamp, Pittsburgh/PA)
Im Wissenschaftsbetrieb gibt es seit Jahren immer mehr Zeitverträge mit immer kürzeren Laufzeiten sowie lange und steinige Karrierewege.
- Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner der Onlinepetition fordern daher, einen Anteil von mindestens 50 Prozent Dauerstellen beim wissenschaftlichen und künstlerischen Personal neben der Professur sowie die vollständige Absicherung der Aufgaben im Wissenschaftsmanagement durch Dauerstellen.
- Bei befristeten Qualifizierungsverträgen verlangen sie die Ausschöpfung der Höchstbefristungsdauer nach dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz und damit eine Regellaufzeit von sechs Jahren – grundsätzlich auf Vollzeitstellen.
- Statt immer neuer befristeter Programme, Wettbewerbe und Pakte ist eine verlässliche und dynamische Grundfinanzierung notwendig – konkret eine Aufstockung des Budgets des „Zukunftsvertrags Studium und Lehre stärken“ um 40 Prozent, eine jährliche Erhöhung um mindestens drei Prozent und die Verwendung der Mittel für Dauerstellen für Daueraufgaben in der Lehre.
- Die Petition fordert darüber hinaus eine Verlängerung von befristeten Arbeitsverträgen, Stipendien und der Ausbildungsförderung um die Zeit der pandemiebedingten Beeinträchtigungen, mindestens aber um zwölf Monate.
Mehr Informationen zur Kampagne und zur Petition, inklusive weiterer Forderungen gibt es hier.
Foto: Kay Herschelmann