Ende 2014 zählten die DGB-Gewerkschaften insgesamt 6 104 851 Mitglieder. Gegenüber dem Vorjahr ging die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder um 0,62 Prozent zurück. Die Gewerkschaften haben aber nicht an Attraktivität verloren. „Täglich sind im letzten Jahr 840 Menschen in eine der acht DGB-Gewerkschaften eingetreten“, erklärt der DGB-Vorsitzende
Reiner Hoffmann. Keine andere gesellschaftliche Großorganisation könne solche Zahlen vorweisen. Insgesamt konnten im vergangenen Jahr die DGB-Gewerkschaften über 300 000 neue Mitglieder werben. Mit der GEW (+ 0,83 %), der GdP (+ 0,42 %) und der IG Metall (+ 0,15 %) sind drei DGB-Gewerkschaften auch im Saldo nach Abzug der Abgänge im Plus.
Die IG Metall hat über 110 000 neue Mitglieder gewonnen. Auch bei der EVG, deren Mitgliederzahl insgesamt zurückgegangen ist, ist die Zahl der Neumitglieder höher als die der Austritte: Über 7000 Bahn- Beschäftigte sind 2014 in die EVG eingetreten, rund 4800 ausgetreten. Dass die Mitgliederzahl der EVG dennoch gesunken ist, liegt vor allem an dem hohen Altersschnitt in der Mitgliedschaft und an den Folgen des Personalabbaus bei der Bahn AG. Die Neueintritte können die Verluste durch Renteneintritt, Tod und Austritt noch nicht kompensieren.
Ursache für die Stagnation bei den Mitgliedszahlen ist auch der Strukturwandel. „Wenn ganze Branchen wie der Steinkohlebergbau verschwinden, sind Mitgliederverluste die Folge“, so Hoffmann. Neue Beschäftigung entstehe häufig in Bereichen, in denen die Gewerkschaften eher schwach sind. Die Gewerkschaften arbeiteten intensiv daran, das zu ändern.
Entgegen dem Gesamttrend ist die Zahl der jungen Gewerkschaftsmitglieder erneut leicht gewachsen. Beispiel IG Metall: Mit einem Plus von 1,3 Prozent sind nun gut 230 000 unter 27-Jährige in der Gewerkschaft organisiert. Die IG Metall bleibe damit „die größte politische Jugendorganisation der Republik“, so Detlef Wetzel, Erster Vorsitzender der IG Metall. Auch die IG BCE war 2014 bei der Mitgliederwerbung unter den Auszubildenden so erfolgreich wie in den vergangenen Jahren. Zwei von drei Jugendlichen des aktuellen Ausbildungsjahrgangs sind bereits Mitglied. Insgesamt sind gut 520 000 Gewerkschaftsmitglieder jünger als 27 Jahre. Ihr Anteil an der Gesamtmitgliedschaft ist auf 8,4 Prozent gestiegen. Für den DGB-Vorsitzenden Reiner Hoffmann ist das eine „gute Tendenz“, wenn auch noch nicht ausreichend. Eine Schwierigkeit sei, dass der Nachwuchs seltener über eine duale Ausbildung in das Berufsleben einsteigt. Die Hälfte der Berufseinsteiger kommt über den universitären Bereich. „Wir müssen unsere Präsenz an den Hochschulen verbessern“, so Hoffmann.
Zum vierten Mal in Folge kann die IG Metall eine positive Mitgliederbilanz vorweisen. „Das Ergebnis bestätigt, dass wir trotz zunehmender Individualisierung der Arbeitsgesellschaft mit einer zeitgemäßen Gewerkschaftsarbeit die unterschiedlichen Bedürfnisse der Beschäftigten treffen“, erklärt Detlef Wetzel. Bereits im siebten Jahr ist es der GEW gelungen, ein Mitgliederplus zu erreichen. „Wir freuen uns, dass insbesondere sehr viele junge PädagogInnen eintreten“, erklärt die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe.
Basis einer erfolgreichen Betriebs- und Tarifpolitik ist der Anteil der erwerbstätigen Mitglieder. Der ist zwar insgesamt um 0,26 Prozent gesunken, in vielen Gewerkschaften aber trotz Mitgliederrückgang gestiegen – bei der NGG zum achten Mal in Folge. Der Anteil der Erwerbstätigen an der gesamten Mitgliedschaft macht nun über 80 Prozent aus. „Das belegt, dass unsere Arbeit in den Betrieben eine hohe Wertschätzung erfährt, und das erhöht unsere Schlagkraft weiter“, erklärt NGG-Vize Burkhard Siebert. Auch ver.di kann bei den erwerbstätigen Mitgliedern mehr Eintritte (100 670) als Austritte (85 556) verbuchen. 76,14 Prozent der ver.di-Mitglieder stehen mitten im Berufsleben (2013: 75,98 %). Um insgesamt wieder mehr Mitglieder zu gewinnen, will ver.di „ 2015 die Präsenz in den Betrieben und Dienststellen weiter ausbauen und neue Wege in der Mitgliederwerbung erproben“, so der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske.
Erschienen in: Einblick – Gewerkschaftlicher Info-Service Nr. 2 vom 26.1.2015