Die Geschichte der GEW Hamburg ist zum Teil intensiv beforscht und dabei erinnerungspolitisch auch heftig umstritten. Zugleich existieren aber auch noch „blinde Flecken“, die wenig erforscht und (fast) vergessen sind. Dies nimmt der Landesverband zum Anlass, zwei Forschungsprojekte auf den Weg zu bringen. Eines beschäftigt sich mit der Gleichschaltung der GEW-Vorläuferorganisation Gesellschaft der Freunde 1933, ein weiteres mit der Rolle der GEW Hamburg bei den Unvereinbarkeitsbeschlüssen im Kontext der Berufsverbote in den 1970er Jahren.
Forschungsauftrag zur Gleichschaltung der Gesellschaft der Freunde (GdF)
Im Kontext der Diskussionen um die Rolle Max Traegers, des ersten Bundesvorsitzenden sowie Vorsitzenden der Gesellschaft der Freunde und der GEW Hamburg hat der Landesverband bereits 2017 beschlossen, sich mit weiteren Fragen zu ihrer Geschichte zu beschäftigen. Eine dieser Fragestellungen ist, ob die Gleichschaltung der Gesellschaft der Freunde 1933 eine ‚zwangsweise‘ war, wie es auf einer Tafel der Kulturbehörde am Curiohaus steht. Dieses Projekt wurde nun in Zusammenarbeit mit dem Verantwortlichen der Kulturbehörde für Gedenkkultur, der Forschungsstelle für Zeitgeschichte an der Uni Hamburg sowie engagierten GEW-Mitgliedern auf den Weg gebracht.
Übergeordnet ist die Frage, ob der Tafeltext auf Grund der Forschung seit ca. 2003 neu zu bewerten ist. Beforscht wird, wie sich die GdF und ihr Vorstand in der Weimarer Republik und im Prozess der Gleichschaltung im Vergleich mit anderen Hamburger Lehrerverbänden bzw. Gewerkschaften gegenüber der NS-Ideologie und NS-Politik verhielt.
Als Forscher konnten wir Dr. Marcel Bois gewinnen. Dr. Marcel Bois ist assoziierter Wissenschaftler an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg. Er promovierte am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind Historische Kommunismusforschung, Geschichte der Arbeiterbewegung und anderer sozialer Bewegungen. Die Arbeit soll bis Anfang 2019 vorliegen. Auf Grundlage der Forschungsarbeit werden wir in Diskussionsveranstaltungen wie auch in den Gremien darüber reden, ob und welche Schlüsse wir daraus ziehen.
Forschungsprojekt zu den Unvereinbarkeitsbeschlüssen der GEW Hamburg
Die Unvereinbarkeitsbeschlüsse waren ein Ergebnis von politischen Konflikten innerhalb der GEW und führten zum Ausschluss von Mitgliedern kommunistischer Parteien. Bei der Veranstaltung „45 Jahre Berufsverbote“ 2017 haben wir festgestellt, dass das Thema Unvereinbarkeitsbeschlüsse in der GEW Hamburg weder ausreichend beforscht ist noch zur Vita der Betroffenen Arbeiten vorliegen. 25 KollegInnen waren damals betroffen. Einerseits hat sich die GEW bereits für ihr Verhalten damals entschuldigt, andererseits steht eine wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas noch aus.
Nun wurde ein Forschungsprojekt in Auftrag gegeben, das aufarbeiten soll, wie die GEW Hamburg mit den Unvereinbarkeitsbeschlüssen umging. Welche Gruppen waren betroffen? Reichte die Mitgliedschaft oder war das konkrete Verhalten ausschlaggebend? Wie sah der weitere Lebensweg der Betroffenen aus? Hier werden wir als Landesverband versuchen, auch Kontakt zu diesen Personen zu bekommen.
Als Forscherin konnten wir Alexandra Jaeger gewinnen. Alexandra Jaeger hat vor kurzem ihre Dissertation zum Thema „Berufsverbote in Hamburg“ eingereicht und das Promotionsverfahren abgeschlossen. Sie arbeitete im Fachbereich Geschichte an der Uni Hamburg. Die Arbeit soll bis Ende 2018 vorliegen und wir werden dann eine Veranstaltung durchführen.