„Wer propagiert die Digitalisierung von Schulen? Akteure und ihr Netzwerk“. Dieses Thema bildet den Auftakt zu einer Serie, die die Privatisierung an Schulen im Zuge der Digitalisierung beleuchtet.
Von Matthias Holland-Letz, freier Journalist, für die GEW Bund
IT-Konzerne, Start-ups, unternehmensnahe Stiftungen und Vereine – sie alle machen sich stark, um die digitale Transformation von allgemeinbildenden und beruflichen Schulen voranzutreiben. Ein Milliardenmarkt, finanziert vor allem von Bund und Ländern durch den Digitalpakt Schule. Die GEW sorgt sich, dass Unternehmen so zunehmend Einfluss auf öffentliche Schulen nehmen.
Werbung für neue Methoden und Lerninhalte
Gefordert wird nicht nur eine bessere Ausstattung mit Hard- und Software, mit WLAN und Schul-Clouds. Unternehmen und Stiftungen bewerben auch digitale Lern- und Lehrmaterialien. Sie propagieren zudem neue Methoden, Lerninhalte zu vermitteln – etwa per Videokonferenz durch Ehrenamtliche und andere Fachfremde.
Die Akteure sind vielfältig. Sie reichen von der simpleclub GmbH, die Lernapps vermarktet, bis hin zu dem Verein Lern-Fair, der ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zur kostenlosen, web-basierten Unterstützung von bildungsbenachteiligten Schülerinnen und Schülern vermittelt.
„Bildung ist kein Geschäftsmodell für IT-Konzerne und Start-ups!“ (Anja Bensinger-Stolze)
„Die GEW sieht mit großer Sorge, dass private Unternehmen im Zuge der Digitalisierung immer stärkeren Einfluss auf öffentliche Schulen bekommen“, sagt Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied für den Bereich Schule. „Bildung ist kein Geschäftsmodell für IT-Konzerne und Start-ups! Das Primat der Pädagogik muss gewahrt bleiben. Öffentliche Bildung muss auch im Zeitalter der Digitalisierung allen Kindern und Jugendlichen offenstehen, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern. Der Staat hat sicherzustellen, dass private Akteure mit ihren Angeboten – etwa kostenlosen Unterrichtsmaterialien - das Neutralitätsgebot der Schule strikt beachten“, so die GEW- Schulexpertin weiter.
Unternehmensnahe Akteure sind bestens vernetzt
Um Einfluss und Schlagkraft zu erhöhen, haben sich die Akteure vernetzt. Etwa im Bündnis für Bildung e.V., gegründet 2012. Neben Microsoft oder Samsung sind hier auch Schulbuchverlage sowie einige Bundesländer und Kommunen vertreten. Im Forum Bildung Digitalisierung e.V., gegründet 2017, agieren große unternehmensnahe Stiftungen (etwa Bertelsmann-, Deutsche-Telekom-, Siemens-, Robert-Bosch-Stiftung). Das Forum organisiert Fachtagungen, veröffentlicht „Working Paper“ und bietet eine „Schulleitungsqualifizierung“ an. Zudem gibt es das „Netzwerk Digitale Bildung“ oder die „Initiative der Deutschen Digitalen Bildungsanbieter (iddb)“.
Weitere Infos zu den Akteuren finden sich hier.
Foto: Rainer Sturm / pixelio.de