"Die Vollmundigkeit, mit der Schulsenator Rabe sein Inklusionskonzept ankündigt, ist schon erstaunlich", kommentiert die stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft / GEW Hamburg, Sigrid Strauß, Thies Rabes heutige Vorstellung eines flächendeckenden Inklusionsmodells. "Der Senator macht viel Aufheben um ein Konzept, das im Kern nichts anderes heißt, als Mittel zu verschieben und zu streichen. Die Ressourcen, die Rabe aus dem Bildungs- und Teilhabepaket umwidmet, werden den finanzschwachen Kindern und Eltern fehlen, die darauf angewiesen sind. Statt Lehrer will Rabe Erzieher und Sozialpädagogen für die Aufgaben der unterrichtlichen Inklusion einsetzen. In den IR-Klassen wird die Behörde rund zwei Drittel der sonderpädagogischen Förderung streichen. Bisher gab es dort 75 Prozent Sonderpädagogik, künftig sollen es nur noch 40 Prozent sein. Das alles verschweigt Rabe."
Strauß kritisiert Rabes Vorhaben, das in Hamburg bestehende Modell der Integrationsklassen, Integrativen Regelklassen und Integrativen Förderzentren zur Förderung behinderter Schüler in der allgemeinen Schule aus Kostengründen abschaffen zu wollen: "Noch vor einem Jahr wollte die SPD – damals in der Opposition – die Anzahl der I- und IR-Klassen verdreifachen. Jetzt plant sie die Streichung von zwei Dritteln der sonderpädagogischen Förderung in den Integrativen Regelklassen." Noch im April 2010 habe Rabe dem damals amtierenden Senat vorgeworfen, er trickse und etikettiere Förderunterricht einfach um. Jetzt empfehle Rabe selbst, Sprachfördermittel für die unzureichende sonderpädagogische Förderung zu nutzen.
Strauß: "War ein Sonderpädagoge in den Integrativen Regelklassen für circa zehn behinderte Schüler zuständig, soll er die gleiche Arbeit nun für über die doppelte Zahl von Schülern erledigen. Wenn Senator Rabe behauptet, er bekomme Unterstützung durch die Erzieher und Sozialpädagogen aus dem Bildungspaket der Bundes-regierung, zeigt dies, dass fachliche Anforderungen und unterrichtliche Ausrichtung für ihn keine Rolle spielen. Hauptsache, es rechnet sich. Rabe wischt die Kritik, dass drei Stunden pro lern-, sprachbehindertem oder verhaltensgestörtem Kind zu wenig sind, mit dem Verweis auf andere Bundesländer, die noch weniger fördern, vom Tisch. Wir sagen: Herr Rabe, die Messlatte hängt zu niedrig. Die Inklusion - die größte Schulreform in Hamburg seit Jahrzehnten - kann nur gelingen, wenn der Senat mehr Geld für Personal und Räume zur Verfügung stellt!" Hamburg hat – gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit knapp drei Prozent die niedrigsten Bildungsausgaben aller Bundesländer und liegt damit noch unter dem bundesdeutschen Durchschnitt (vier Prozent).
Die GEW ruft gemeinsam mit anderen Verbänden zur Demonstration „Ja zur Inklusion - Mehr Geld für die inklusive Schule“ am Donnerstag, 24.11.'11 16 Uhr Hachmannplatz / Hauptbahnhof.
Kontakt: Sigrid Strauß, mobil erreichbar unter 0160- 96951246