Wie lang ist ein (Ganz-) Tag?

08. Januar 2014Von: Jens KastnerThema: Bildungspolitik
Folgen einer unterlassenen Definition
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Jahrzehntelang gibt es in Hamburg die Ganztagsschule, je nach Senatslaune und Bürgerschaftsbeschlüssen mal ein wenig besser, dann schlechter, dann wieder anders, aber nie zufriedenstellend mit Personal ausgestattet. Waren es in den weiter entfernt liegenden Jahren nur einzelne Schulen, dann hauptsächlich bestimmte Schulformen, so sind mittlerweile fast alle Schulen in Hamburg auf den schulischen Ganztag umgestellt.

Aber erst zum Schuljahresbeginn 2013/14, wo alle Hamburger Grundschulen in unterschiedlichen Modellen den „echten“ Ganztagsbetrieb durchführen, stellt sich heraus, dass die bisherigen Ganztagsschulen einen Etikettenschwindel betrieben. Der schulische Ganztag war in Hamburg auf die Zeit von 8 bis 16 Uhr definiert, wobei dies auch nur für vier von fünf Schultagen in der Woche galt. Nun erfahren die Grundschulen, dass der „echte“ Ganztag wesentlich mehr Wochenstunden umfasst, als bisher geläufig war. An fünfSchultagen gilt der Ganztag nun von 6 bis 18 Uhr, so wie es im frühkindlichen Bildungsbereich, den Kindertagesstätten, schon immer galt.

Der Rechenweg zum Vergleich: Schulischer Ganztag (alt): 4 mal 8 Stunden gleich 32 Stunden plus 1 mal 5 Stunden ergibt in der Woche 37 Zeitstunden, in denen die Schüler_innen in der „Ganztagsschule“ anwesend sind. Schulischer Ganztag (neu): 5 mal 12 Stunden ergibt 60 Zeitstunden in der Woche, an denen die Schule für die Kinder verantwortlich ist.

Und um allen Schulkindern bis zum vollendeten 14. Lebensjahr eine umfängliche Betreuung zu gewährleisten, die vorher nur den Kindern berufstätiger Eltern über den Hort geboten wurde, sind aus 39/40 Schulwochen nun 52 Wochen Kinderanwesenheitszeit geworden. 25% mehr schulische Verantwortung in der Woche und 25% mehr schulische Verantwortung im Jahr ergeben 50% Steigerung des Zeitumfangs, für den die Schule nun verantwortlich zeichnet.

Unsere Forderungen zu den Arbeitsbedingungen in allen Schulformen haben wir auf dem Gewerkschaftstag beschlossen (siehe auch Dateianhang). Jetzt gilt es, diese Forderungen zu kommunizieren und letzten Endes durchzusetzen.

 

JENS KASTNER
Sprecher der Fachgruppe
Kinder- und Jugendhilfe

 

Foto ©: Karl-Heinz Laube / pixelio.de