Die Jubelmeldungen des Bildungssenators und KMK-Präsidenten Ties Rabe zur Vorstellung der Ergebnisse der KESS 12 Studie sind voreilig und ungerechtfertigt.
Es entspricht nicht der Wahrheit, dass die Schulzeitverkürzung zum Abitur (G 8) zu besseren Schulleistungen geführt hat.
Die Studie selbst formuliert bescheidener, wenn es heißt, G 8 habe „nicht zu einem Leistungseinbruch geführt.“ Das stimmt, ist aber zu einem großen Teil darauf zurückzuführen, dass die Reform der Profiloberstufe zu einer erheblich stärkeren Anwahl von Kursen mit erhöhten Anforderungen in Englisch und Mathematik geführt hat. Dies hat mit der Schulzeitverkürzung nichts zu tun.
Viel schwerer wiegt, dass KESS 12 eine reine Leistungsstudie ist. Unter welchen Bedingungen die Schülerinnen und Schüler diese Leistungen erbringen, entzieht sich der Fragestellung der Studie. Gerade darauf zielt aber die in breiten Teilen der Öffentlichkeit geübte Kritik an G 8 ab. „Zunehmender Zeitdruck beim Lernen und verdichtete Unterrichtstage und -wochen führen zu massivem Stress bei den SchülerInnen und ihren Familien. Freizeit kommt zu kurz, außerschulische Aktivitäten finden kaum noch statt, die GymnasiastInnen haben Arbeitswochen, die weit über die Regelarbeitszeiten von ArbeitnehmerInnen hinausgehen“, kommentiert Klaus Bullan, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW Hamburg).
Jüngste Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass massiver Schulstress inzwischen schon im Grundschulalter einsetzt. Die Angst vieler Familien für die Zukunft ihrer Kinder führt dazu, dass immer mehr in immer kürzerer Zeit gelernt werden muss – eine fatale Entwicklung auch für die Gesundheit der jungen Menschen und für das Lernen in unserer Gesellschaft, das Suchbewegungen, Umwege und Fehler für die Entwicklung dringend benötigt.
Klaus Bullan im Tagesschau-Interview zum Thema:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ndr_aktuell/ndraktuell11397.html