Schulen zu Palästen machen!

12. Dezember 2012Von: PresseredaktionThema: Bildungspolitik
GEW zum Hilferuf aus Wilhelmsburg und Veddel

„Schulen zu Palästen“ machen, so lautete der Wahlkampfspruch des Ersten Bürgermeisters. Davon ist Hamburgs Schulsituation weit entfernt. Der nach Verzweiflung klingende Brief der SchulleiterInnen aller Schulen aus Wilhelmsburg und Veddel an Schulsenator Rabe spricht Bände. Wenn 50 - 75% der GrundschülerInnen in Klasse 3 auf dem Niveau der 1. Klasse, an den Stadtteilschulen 50 - 70% im unteren Leistungsbereich und auch am einzigen Gymnasium in dieser Region durchschnittliche Lernrückstände von einem Jahr nachgewiesen werden können, so deckt sich das mit den Erfahrungen der Lehrerinnen und Lehrer, die dies immer wieder auch öffentlich geäußert haben.

„Auch die GEW fordert, genau wie die Schulleitungen, frühere Förderung, Doppelbesetzungen, kleinere Klassen. Allein, die Schuldenbremse macht das scheinbar unmöglich. Denn all dies sind Maßnahmen, die zusätzliches Geld kosten, das im Bildungsetat nicht vorgesehen ist“, merkt Klaus Bullan, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW Hamburg) an.

Die internationale Grundschuluntersuchung IGLU, die gerade veröffentlicht wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass in Deutschland ca. 20 % eines GrundschülerInnen-jahrgangs kein Lernniveau erreichen, das sie befähigt, in der weiterführenden Schule mitzukommen. Diese Schülerinnen und Schüler konzentrieren sich in Hamburg in Stadtteilen wie Wilhelmsburg. Die soziale Spaltung ist gravierend und nimmt weiter zu, auch weil es für Schulen in diesen Stadtteilen immer schwieriger wird, Lehrkräfte zu finden, die dort unterrichten wollen.

Der Senator ist hier in der Pflicht, wenigstens für gleiche Chancen auf qualifiziertes Personal zu sorgen, sonst wird die Schere sich noch weiter öffnen.

Trotz wohlklingender Unterstützungsklänge für die Stadtteilschulen seitens der Behörde, die allerdings konterkariert werden durch Entscheidungen, die die Stadtteilschulen zu Reparaturbetrieben des Turboabiturs machen, werden wir wohl demnächst einen weiteren Alarmbrief der StadtteilschulleiterInnen zur Kenntnis nehmen müssen.

„Es rächt sich jetzt, dass die Chance verpasst wurde, mit einer Schule für alle die soziale Spaltung der Bildungslandschaft in Hamburg wenigstens ein wenig zu mildern. Und es rächt sich, dass dieser Senat- wie seine Vorgänger- nicht bereit ist, die Haushaltsmittel zur Verfügung zu stellen, die benötigt werden, um eine gute Schule und Bildungschancen für alle Kinder in Hamburg sicher zu stellen. Die GEW wird nicht nachlassen, sich dafür mit aller Kraft einzusetzen“, so Bullan.