Hilferuf der Elbinsel-Schulleitungen

14. Dezember 2012Von: PresseredaktionThema: Bildungspolitik
GEW zum Schulleitungsbrief aus Wilhelmsburg und Veddel

„Schulen zu Palästen“ machen, so lautete der Wahlkampfspruch des Ersten Bürgermeisters. Davon ist Hamburgs Schulsituation weit entfernt. Der nach Verzweiflung klingende Brief der SchulleiterInnen aller Schulen aus Wilhelmsburg und Veddel an Schulsenator Rabe spricht Bände. Wenn 50 - 75% der GrundschülerInnen in Klasse 3 auf dem Niveau der 1. Klasse, an den Stadtteilschulen 50 - 70% im unteren Leistungsbereich und auch am einzigen Gymnasium in dieser Region durchschnittliche Lernrückstände von einem Jahr nachgewiesen werden können, so deckt sich das mit den Erfahrungen der Lehrerinnen und Lehrer, die dies immer wieder auch öffentlich geäußert haben.

„Auch die GEW fordert, genau wie die Schulleitungen, frühere Förderung, Doppelbesetzungen, kleinere Klassen. Allein, die Schuldenbremse macht das scheinbar unmöglich. Denn all dies sind Maßnahmen, die zusätzliches Geld kosten, das im Bildungsetat nicht vorgesehen ist“, merkt Klaus Bullan, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW Hamburg) an.

Die internationale Grundschuluntersuchung IGLU, die gerade veröffentlicht wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass in Deutschland ca. 20 % eines GrundschülerInnen-jahrgangs kein Lernniveau erreichen, das sie befähigt, in der weiterführenden Schule mitzukommen. Diese Schülerinnen und Schüler konzentrieren sich in Hamburg in Stadtteilen wie Wilhelmsburg. Die soziale Spaltung ist gravierend und nimmt weiter zu, auch weil es für Schulen in diesen Stadtteilen immer schwieriger wird, Lehrkräfte zu finden, die dort unterrichten wollen.

Der Senator ist hier in der Pflicht, wenigstens für gleiche Chancen auf qualifiziertes Personal zu sorgen, sonst wird die Schere sich noch weiter öffnen.

Trotz wohlklingender Unterstützungsklänge für die Stadtteilschulen seitens der Behörde, die allerdings konterkariert werden durch Entscheidungen, die die Stadtteilschulen zu Reparaturbetrieben des Turboabiturs machen, werden wir wohl demnächst einen weiteren Alarmbrief der StadtteilschulleiterInnen zur Kenntnis nehmen müssen.

„Es rächt sich jetzt, dass die Chance verpasst wurde, mit einer Schule für alle die soziale Spaltung der Bildungslandschaft in Hamburg wenigstens ein wenig zu mildern. Und es rächt sich, dass dieser Senat- wie seine Vorgänger- nicht bereit ist, die Haushaltsmittel zur Verfügung zu stellen, die benötigt werden, um eine gute Schule und Bildungschancen für alle Kinder in Hamburg sicher zu stellen. Die GEW wird nicht nachlassen, sich dafür mit aller Kraft einzusetzen“, so Bullan.

 

Dokumentation des Briefes der Schulleitungen

"Bildungsnotstand – die Schulleitungen der Elbinseln warnen vor „Deichbruch“

Wir, die Schulleiterinnen und Schulleiter der Elbinseln zeigen, in Sorge um unsere Kinder und Jugendlichen, um die weitere Entwicklung der Bildung in unserer Region und im Rahmen unserer Fürsorgepflicht für unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eine Überlastung an.

An unseren Schulstandorten kommt es zu einer nicht mehr hinreichend bearbeitbaren Kumulation von Problemlagen. Vor dem Hintergrund unterdurchschnittlicher Lernvoraussetzungen und sozialer Disparitäten, nimmt der Erziehungsanteil an der schulischen Arbeit immer größeren Raum ein. Dies und die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft bedingen, dass unsere Schulen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung „Kein Kind geht verloren“ unter den jetzigen Bedingungen nicht gerecht werden können.

Die Elbinseln sind nicht überall!

Zwischen Bildungsoffensive und Lernstandserhebungen

Im nächsten Jahr schaut die Welt auf Wilhelmsburg und die Veddel und bewertet die Internationale Bauausstellung auch vor dem Anspruch, Stadtentwicklung und Bildung in einem strukturellen und damit in einem strategischen Zusammenhang zu sehen, ohne die operative Ebene aus dem Auge zu verlieren. In diesem Jahr schaut die Schulöffentlichkeit der Elbinseln auf die Lernergebnisse der Schülerinnen und Schüler, auch vor dem „berechtigten und vermittelten“ Anspruch, den sozialen Aufstieg für die Menschen auf den Elbinseln möglich zu machen. So das Motto der Bildungsoffensive der Elbinseln, die durch die Internationale Bauausstellung unterstützt wird.

Bildungsoffensive der Elbinseln

„Mit einer deutlich verbesserten Bildungssituation soll die Attraktivität aller Bildungsangebote und die gesellschaftliche Integration der Bewohner der Elbinseln gestärkt werden“. Mit dieser Zielsetzung ist die Bildungsoffensive ein sehr ambitioniertes Vorhaben eingegangen. Sie hat durch ihr Leitbild (Elbinselpädagogik), den Handlungsfeldern (Sprachförderung, kulturelle Bildung, Abschlüsse und Anschlüsse, lebenslanges Lernen) und den regionalen Entwicklungszielen zwar eine Anknüpfung an die Beschreibung der Ausgangslage auf den Elbinseln formuliert, aber aus Sicht der Schulleitungen bisher noch keine ausreichende Verknüpfung gefunden bzw. hergestellt. Die Bildungssituation hat sich in den letzten fünf Jahren, gemessen an den Lernausgangslagen, nicht wesentlich verbessert. Die Zielsetzung der Bildungsoffensive hat keine Bodenhaftung gefunden.
Die realen Bedingungen der vorhandenen Akteure sind aus dem Visions-Auge verloren gegangen, die „Leuchtturmprojekte“ sind nicht - noch nicht - von der strategischen Überlegung auf die operationale Ebene gelangt. Es findet trotz Ausgangsanalyse, Leitbild und Entwicklungszielen, über die Akteure hinaus keine
Diskussion darüber statt, wie unsere Schülerinnen und Schüler zeitnah zu besseren Lernleistungen geführt werden können und was die Bildungsoffensive dazu beitragen kann und muss.

Rahmenbedingungen

Der Migrationsanteil in den Schulen der Elbinseln liegt zwischen 80 – 90%, ca. 30 – 50% der Schülerinnen und Schüler erhalten staatliche Transferleistungen. Ein überdurchschnittlicher Anteil der Schülerinnen und Schüler kommt aus bildungsfernen Elternhäusern. Damit verbunden ist ein überdurchschnittlich hoher Anteil von Schülerinnen und Schülern, der weder die eigene Muttersprache noch die Verkehrssprache Deutsch in Schrift und Sprache ausreichend beherrscht.
Darüber hinaus beschulen wir eine große Zahl von Schülerinnen und Schülern mit verschiedensten Förderbedarfen (zum Beispiel sonderpädagogischen Förderbedarf), die mit geringer Regelakzeptanz, erheblichen Erziehungsdefiziten und mangelhaftem Vorläuferwissen in die Schulen kommen. Die so zusammengesetzte Heterogenität führt zu einer „pädagogischen Farce“ im Gegensatz zu den Ansprüchen und Erwartungen des traditionellen staatlichen Schulwesens. Unsere Schulen reagieren mit einer kontinuierlichen Schul- und Unterrichtsentwicklung sowie einem beachtlichen Kooperationsaufwand zur Gestaltung von Unterstützungsnetzwerken jeglicher Art. Eine Herausforderung für alle daran Beteiligten auf den Elbinseln! Diese Herausforderung ist verbunden mit einem zusätzlichen zeitlichen und persönlichen Aufwand, der aus professioneller Sicht uns Schulleiterinnen und Schulleiter veranlasst eine Überlastungsanzeige - auch im Namen der Kolleginnen und Kollegen - anzumelden. Grenzen der Belastbarkeit sind erreicht. Unter diesen Bedingungen werden unsere Schulen ihren gesellschaftlichen Aufgaben nicht mehr gerecht!

Schulische Bildung

Die durchschnittlichen Leistungen der Schülerinnen und Schüler in den Schulen der Elbinseln liegen unter dem Schnitt aller Hamburger Schulen.
Dies gilt für die Grundschulen, die Stadtteilschulen und das Gymnasium im jeweiligen Vergleich zu den Hamburger Schulen. Die Ergebnisse der Elbinseln geben die Erkenntnisse nationaler wie internationaler Studien in verschärfter Form wieder.
Der schulische Lernerfolg hängt in Deutschland stärker von der sozio-ökonomischen Lage der Elternhäuser ab als in vielen anderen Ländern. Dies lässt sich auf den Elbinseln Wilhelmsburg und Veddel deutlicher denn je nachweisen, obwohl alle Schulen auf den Elbinseln Ganztagsschulen sind und erhebliche Zeit in die jeweils eigene Schul- und Unterrichtsentwicklung der Standorte investiert wurde. Die bisher vorliegenden Inspektionsberichte belegen dies.
Die Situation wird durch die „Teil-Inklusion“ förderbedürftiger Schülerinnen und Schüler in den sogenannten Regelunterricht der Stadtteilschulen verschärft. Inklusion auf unterem Leistungsniveau, zulasten gerade der Schülerinnen und Schüler, die leistungsstärkere „Mitlerner“ benötigen aber leistungsschwache „Mitlerner“ bekommen. „Teil-Inklusion“ auf unterem Niveau, Stadtteilschule für fast alle Schülerinnen und Schüler. Lediglich eine kleine Spitze leistungsstarker Schülerinnen und Schüler besucht die Stadtteilschulen auf den Elbinseln.
Pragmatisch betrachtet, müsste das Ziel schulischer Arbeits- und Lernprozesse sein, wenigstens - wenn nicht sogar in erster Linie – marktfähige Berechtigungen zu vermitteln. Zumindest aber sollten Abschlüsse erteilt werden, die ihre quantitativen Versprechungen auch qualitativ einlösen. Dies gelingt, trotz aller Bemühungen nicht, auch wenn die weiterführenden Schulen auf den Elbinseln Auszeichnungen für vorbildliche Berufsorientierung erhalten haben. Die Ergebnisse aller Jahrgänge der Primar- und Sekundarstufen und der Abschlussberechtigungen weisen auf nur bedingt kompatible Kompetenzen und Wissensstände für den Arbeitsmarkt hin. Dies gilt gleichermaßen für den tariflich organisierten Arbeitsmarkt wie für die Niedriglohnsektoren.
Darüber hinaus nehmen wir zurzeit eine Abwanderung (Inselflucht!) von leistungsstärkeren Schülerinnen und Schülern aus bildungsnahen Elternhäusern von den Elbinseln wahr.

Grundschulen

Viele Schülerinnen und Schüler aller Grundschulen der Elbinseln liegen in allen Kompetenzbereichen etwa zwei Jahre hinter dem Schnitt aller Hamburger Grundschüler. Hiernach liegen ca. 50% bis 75% des dritten Jahrgangs unterhalb des Mindeststandards in den Kernkompetenzen Mathematik, deutsche Sprache und Sprachgebrauch sowie Leseverstehen. Mit diesen Ergebnissen liegt der Anteil nochmals weit über dem der Ergebnisse der jüngsten Grundschulstudie. Damit befinden sich diese Schülerinnen und Schüler auf „Erstklässler Niveau“, lediglich 1 - 3% befinden sich auf der Kompetenzstufe V, der höchsten Stufe.
Auch wenn Kinder in dem letzten Jahr vor der Schule einen Kindergarten besuchen, genügt diese Zeit häufig nicht, um das defizitäre Vorläuferwissen aufzuarbeiten.
Additive Sprachförderung allein kann ungenügende Sprachvorbilder und Sprachentwicklung der ersten fünf Lebensjahre nicht ausgleichen.
Die leistungsstärkeren, inzwischen auch viele Schülerinnen und Schüler auf unterem Niveau, wechseln nach der Grundschule häufig auch ohne Empfehlung und entgegen jeder Beratung auf das Gymnasium.

Stadtteilschulen

In den untersuchten Jahrgängen der Stadtteilschulen der Elbinseln liegt der Anteil der Schülerinnen und Schüler im unteren Leistungsbereich zwischen 50 – 70%. Sie weisen große – bis zu 2 Jahren feststellbare – Lernrückstände auf. Unruhe, Überforderung, Sprach-, Wissens- und Erziehungsdefizite, Verhaltensoriginalitäten und soziale Auffälligkeiten prägen einen nicht unerheblichen Teil unserer Schülerschaft. Lernleistungen fallen mager aus. In den untersuchten Jahrgängen 5, 6 und 8 befinden sich nur ca. 2% der Schülerinnen und Schüler im oberen Leistungsbereich.

Gymnasium

Alle nahezu leistungsstarken Wilhelmsburger Schülerinnen und Schüler besuchen das ansässige Gymnasium. Allerdings ist dort der Anteil an Schülerinnen und Schülern mit ungünstigen Lernausgangslagen im Vergleich zu anderen Gymnasien überproportional hoch. Auch hier sind durchschnittliche Lernrückstände von
bis zu einem Jahr gegeben.

Konsequenzen
Ohne hinreichend entwickelte Vorläuferfähigkeiten können weder der Lese- und Schreib- noch der mathematische Lernprozess erfolgreich verlaufen. Die vielfältigen Bildungsaktivitäten der Schulen auf den Elbinseln ändern offensichtlich daran nur wenig. Unter den gesetzten Bedingungen (politisch, administrativ, strukturell sowie inhaltlich) kann diese Abhängigkeit lediglich ansatzweise ausgeglichen werden.
Nahezu jedes Engagement wird durch diese bestehenden Rahmenbedingungen konterkariert. Ein Anteil von ca. 40% der Schülerinnen und Schüler der Elbinseln, der sich durchgehend (Jahrgänge 5-10) im unteren Leistungsdrittel befindet, hat kaum Chancen in den regulären Arbeitsmarkt zu kommen. Wenn überhaupt, dann im alimentierten Niedriglohnsektor.

Dies ist ein Anteil mit hoher Unzufriedenheit, mit hohem Frustrationspotential und damit einem Anteil, der Gefahr läuft materiell wie emotional zu verarmen. Bei Nichthandeln stellen diese Schülerinnen und Schüler auf diesen Kompetenzstufen ein individuelles und gesellschaftliches Risikopotential dar. Hier wäre dann eine Integration in die gesellschaftlich relevanten Handlungsfelder nahezu ausgeschlossen. Dieser Anteil stellt für bestimmte Quartiere der Elbinseln Wilhelmsburg und Veddel eine große Friktion dar, die lang- wie mittelfristig ein sozialer Sprengstoff bleibt.
Erst mit gewachsenen Chancen am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt kann ein sozialer Aufstieg ermöglicht werden. Aus Sicht der Schulleiterinnen und Schulleiter der Elbinseln besteht die Gefahr, dass die Bildungsoffensive scheitert, wenn es nicht gelingt, die operative Ebene umfassend und für den schulischen Unterricht zu erreichen und die Finanzierung des Netzwerkmanagements zu verlängern. Erst Netzwerke mit professionellem Anspruch sind in der Lage, die beiden Ebenen miteinander zu verknüpfen und die Frage zu klären, wie Projekte mit der Ausgangslagenanalyse angelegt sein müssen, um die Bearbeitung ausgewiesener Defizite tatsächlich zu unterstützen. Sonst erfüllen die Projekte einen Selbstzweck und die Bildungsoffensive verliert den Anspruch, eine „bildungsbewusste“ Stadtentwicklung zu unterstützen.

Was muss geschehen?

Vor dem Hintergrund vielfältigster Bemühungen der Schulen, zum Beispiel die Bildung von Netzwerken, gemeinsamen Fortbildungen zur Unterrichtsentwicklung (besonders in den Bereichen Differenzierung, Individualisierung, Kompetenzorientierung), die Entwicklung zusätzlicher Bildungsangebote und intensivster Zusammenarbeit zwischen den Schulen und den Schulleitungen benötigen wir Unterstützung.
Orientiert man sich an A. Schleicher, der die Abteilung für Indikatoren und Analysen im Direktorat für Bildung der OECD leitet, müssen wir Schulen „radikal umdenken“.

Dazu sind wir bereit, benötigen aber folgende Unterstützung:

1. Kinder in dieser Region müssen früher in die öffentliche Erziehung und Bildung. Das Vorstellungsverfahren der 4 ½ jährigen Kinder ist ein guter Ansatz, allerdings häufig schon zu spät, um Defizite zu diagnostizieren und ausgleichen zu können. Frühkindliche Bildung muss für alle Kinder, und besonders auf den Elbinseln wirklich früh beginnen.
2. Politik muss ihre Steuerungsaufgabe übernehmen und im Bereich Anzahl der Schulen, Schulstandorte, Anwahlverhalten der Eltern und Wahl der Schulform regulierend begleiten.
3. Um diesen Aufgaben und Zielen bei vorliegender Ausgangslage gerecht zu werden, bedarf es einer regionalen/lokalen Bildungspolitik, deren Akteure Verantwortung und Verbindlichkeit übernehmen müssen. Sie erhalten Rechte und übernehmen Pflichten. Hier sollte sich die Einrichtung der RBK von einer empfehlenden und begleitenden Einrichtung zu einer Einrichtung entwickeln, die Entscheidungsbefugnisse erhält und rechenschaftspflichtig ist. Wir wollen Verantwortung in der Region übernehmen, benötigen dafür allerdings Entscheidungsfreiräume.
4. Mit der Zuweisung fast „gleicher“ Mittel sind den Schulen der Elbinseln zu enge Grenzen gesetzt. Quartiere und Stadtteile wie Wilhelmsburg, Kirchdorf-Süd und die Veddel stellen an Schule erweiterte pädagogische, inhaltliche wie verwaltungsmäßige Aufgaben, die komplexer und anspruchsvoller (Kompensationsarbeit) sind. Wilhelmsburg ist nicht Eimsbüttel, Othmarschen liegt nicht auf der Veddel. Bei sonst gleichen Zielsetzungen und erhöhter Aufgabenstellung, brauchen die Schulen neben höheren Ressourcen auch Möglichkeiten einer veränderten Ressourcenart und –verwendung. Dazu gehören in höherem Maße die Finanzierung therapeutisch-pädagogischer Angebote und die Finanzierung eines überdurchschnittlichen Kooperations- und Koordinationsbedarfes, zum Beispiel mit der Kinder- und Jugendhilfe, den Kitas, der Erwachsenenbildung und den Beratungseinrichtungen. Die Schulen der Elbinseln benötigen eine KESS Faktor abhängige Ressourcenzuweisung.
5. Doppelbesetzungen, wie sie z.B. die Rütli-Schule in Berlin erfahren hat, durch Zusammenarbeit von Sozialpädagogen und Lehrern, damit Sozialarbeit und Elternarbeit während und nach der Schule sinnvoll organisiert und gestaltet werden können. Die Zeiten einer gefälligen Klassenlehrertätigkeit sind Vergangenheit.
Professionalität und Zusammenarbeit mit anderen Professionen sind zwingend notwendig, um spätere „Sozialkosten“ zu vermeiden.
6. Die schülerbezogenen Unterrichtsressourcen bedürfen stärkerer Flexibilisierung und Nutzung. Dies ist dringend erforderlich, wie z.B. die Erhöhung der Umwandlung von Wochenarbeitszeitstunden über eine Stelle hinaus. Manchmal sind andere Professionen wie Handwerker, Trainer, Künstler und Sozialpädagogen die „sinnvolleren Lehrerinnen und Lehrer“, um Bildungsangebote zu entwickeln und umzusetzen, die das Regelangebot notwendigerweise ergänzen und erweitern.
7. Die Frequenzen aus den Grundschulen der Elbinseln müssen in die Sek. I weitergeführt werden. Die Schülerinnen und Schüler benötigen überschaubare Strukturen und Beziehungen. Die Schule und die Pädagogen sind für viele Schülerinnen und Schüler die einzig verlässlichen Faktoren.
8. Die Schulen benötigen die volle Personalhoheit, um auch in begründeten Fällen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Umsetzung zu erleichtern. Damit verbunden ist eine abgestimmte, zentrale Personalsteuerung z. B. über Anreizsysteme. Die Schülerinnen und Schüler der Elbinseln benötigen profiliertes, engagiertes und didaktisch und pädagogisch hervorragend ausgebildetes Personal. Sie benötigen teamfähige Persönlichkeiten.
9. Für die Durchführung und Umsetzung von Projekten in feste Strukturen bedarf es professioneller Unterstützung. Die Weiterarbeit von Netzwerkmanagerinnen und Netzwerkmanagern benötigt die Weiterfinanzierung zur Umsetzung der Erfahrungen aus den Projekten in feste, gewollte und unterstützende Netzwerkstrukturen, die Schulen auch mitfinanzieren können.
10. Individuelle Lernarbeit benötigt neben didaktischer Kompetenz organisatorische Flexibilität und weitere pädagogische Möglichkeiten Bildungsangebote zu organisieren. Die Prüfungsordnungen sollten es ermöglichen, dass bereits im Rahmen der Regelschule Bildungsangebote entwickelt werden können, die nicht über zentrale Abschlussprüfungen, sondern mit Hilfe von externen Prüfungen zu Abschlüssen führen können. Schülerinnen und Schüler nicht erst scheitern lassen, sondern ihnen rechtzeitig Angebote zu unterbreiten, die anderen Prinzipien folgen, wie z.B. die des Praktischen Lernens, der Polytechnik und/ oder der Produktionsschule.
11. Die pädagogisch-therapeutischen Unterstützungssysteme müssen dringend zeitnaher und effektiver greifen. Dass sie dabei effizienter arbeiten sollten, steht außer Frage. Mit dem schulbezogenen Netzwerk ist ein guter Anfang gemacht, der aber erheblichen Ausbaubedarf in der Region hat.
Schülerinnen und Schüler, die als nicht schulreif diagnostiziert sind, bedürfen einer schnellen Unterstützung, um sie so schnell als möglich in die jeweiligen Lerngruppen reintegrieren zu können.
November 2012"

Für inhaltliche Rückfragen:

Y. Dannenberg (Grundschule Stübenhofer Weg) K. Stöck (Stadtteilschule Stübenhofer Weg) B. Giese (Nelson Mandela Schule) V. Clasing (Helmut Schmidt Gymnasium) Unterschrieben von 14 Schulleiterinnen und Schulleitern der Elbinseln