Die GEW hat eine bessere Ausstattung der Schulen mit Hard- und Software sowie mehr Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte für den Einsatz digitaler Medien im Unterricht angemahnt. Leitlinie müsse dabei sei: „Technik soll der Pädagogik dienen!“ - „Lehrkräfte wollen guten Unterricht machen. Wenn ihnen die Technik dabei hilft, setzen sie diese auch ein“, sagte Ilka Hoffmann, GEW-Vorstandsmitglied für Schule, am Freitag mit Blick auf den heute erschienenen „Monitor Digitale Bildung“ der Bertelsmann-Stiftung. „Der Einsatz digitaler Medien ist teilweise mit erheblichen technischen und zeitlichen Belastungen verbunden. Das reicht von Ausstattungs- und Wartungsproblemen über Einarbeitungsaufwand bis hin zur Suche nach qualitativ hochwertigem Material.“
Die Rahmenbedingungen müssten verbessert werden, damit Lehrerinnen und Lehrer den Medieneinsatz nicht als zusätzliche Belastung erleben. „Schulen brauchen eine verlässliche Ausstattung sowie mehr Unterstützung - und zwar in technischer, zeitlicher, personeller und pädagogischer Hinsicht“, betonte die GEW-Schulexpertin. Dazu gehöre auch, dass die Bundesebene aktiv wird. „Bundesregierung und Kultusministerien müssen – auch nach der Bundestagswahl – dringend den lange angekündigten ‚Digitalpakt‘ umsetzen und Schulen beim Aufbau digitaler Infrastruktur unterstützen“, sagte Hoffmann.
Sie betonte zudem, dass die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte der Entwicklung weit hinterherhinke. „Die Fortbildungen orientieren sich zu wenig am berufs- und fachspezifischen Bedarf. Lehrkräfte lassen sich von Bildungs-, nicht von Technikfragen leiten. Sie wollen einen ganz konkreten Gewinn beim Medieneinsatz im Unterricht sehen. Das ist jedoch leider zu selten der Fall“, erklärte Hoffmann. Deshalb müsse Fortbildung aufgestockt und bedarfsorientierter werden. Außerdem solle die medienpädagogische Grundbildung in jede Phase der Ausbildung integriert werden.
„Die Annahme, dass das alles schon klappe, wenn sich die Kollegien erst verjüngt hätten, hat sich als Irrtum erwiesen. Es geht eben nicht nur um Technikaffinität des pädagogischen Personals, sondern um gute Konzepte“, erläuterte die Schulexpertin den Qualifizierungsbedarf. „Wir müssen bereits in der Ausbildung, aber auch berufsbegleitend offenere Unterrichtsformen, Methodenvielfalt und die Differenzierung von Unterrichtsinhalten mit digitalen und anderen Medien anbahnen.“ Insbesondere die Chancen des Medieneinsatzes bei der Umsetzung von Inklusion und Teilhabe würden von der Wissenschaft und Lehrerbildung zu wenig in den Blick genommen.
Dass digitale Materialien nicht regelmäßiger eingesetzt würden, wundert Hoffmann nicht: „Schulen werden im Netz mittlerweile mit digitalen Materialien und Produkten überflutet. So funktioniert das aber nicht. Die so genannten ‚Open Educational Ressources‘ (OER) müssen leicht aufzufinden und zu nutzen, vertrauenswürdig und kostenfrei sein. Hier könnten öffentlich verantwortete Plattformen hilfreich sein, die rechtlich gesicherte Materialien systematisch erschließen, Bezüge zu Bildungs- und Lehrplänen herstellen sowie Informationen zur Herkunft und Finanzierung der Materialien enthalten.“
Die GEW-Vertreterin kritisierte, Bildungsverwaltung liebäugele zunehmend damit, dass Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Geräte in den Unterricht mitbringen und dort benutzen: „Wer auf private Endgeräte setzt, missachtet das Chancengleichheits- und das Qualitätsgebot. Die Ausstattung der Schulen ist eine öffentliche Aufgabe!“
Auch bei der Digitalisierung von Verwaltungsaufgaben müssten die Kultusministerien nachsteuern. „Im Zuge der Digitalisierung sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Verwaltungs- und Dokumentationsaufgaben an die Schulen und Lehrkräfte delegiert worden. Das frisst Zeit und Nerven - und wirft immer wieder rechtliche Fragen auf. Schulen und Lehrkräfte brauchen hierfür Rechtssicherheit und mehr Zeit“, unterstrich Hoffmann.
Info: Weitere Informationen zum Thema „Bildung in der digitalen Welt“ finden Sie auf der GEW-Website unter: https://www.gew.de/schule/medienbildung/ .
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