G8, G9 oder eine Schule für alle?

14. Januar 2013Von: PresseredaktionThema: Bildungspolitik
Zur Debatte um die Rücknahme der Schulzeitverkürzung an Hamburgs Gymnasien

„Widerstand gegen Turbo-Abi wächst“, so titelt das Hamburger Abendblatt am 14.1.2013. Vor zehn Jahren bei Einführung der Schulzeitverkürzung in Hamburg stand die GEW  neben einigen Eltern - ziemlich allein mit ihrer Kritik.

„Inzwischen ist vielen klar, dass das vermeintliche Erfolgsmodell ein Bluff war, der zu massiven Belastungen der Schülerinnen und Schüler und ihrer Familien geführt hat. Freizeit kommt zu kurz, außerschulische Aktivitäten finden kaum noch statt, die GymnasiastInnen haben Arbeitswochen, die weit über die Regelarbeitszeiten von ArbeitnehmerInnen hinausgehen“, kommentiert Klaus Bullan, Vorsitzender der GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hamburg). Die Angst vieler Familien um die Zukunft ihrer Kinder führt dazu, dass immer mehr in immer kürzerer Zeit gelernt werden muss – eine fatale Entwicklung auch für die Gesundheit der jungen Menschen und für das Lernen in unserer Gesellschaft, das Suchbewegungen, Umwege und Fehler für die Entwicklung dringend benötigt.

Ist die Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 an den Gymnasien der richtige Weg, um allen Schülerinnen und Schülern gerecht zu werden?

Die GEW bezweifelt das.

Die zahlreichen Befürworter des Zwei-Säulen-Modells aus Stadtteilschulen und Gymnasien führen für diese Schulstruktur, die in einem zehnjährigen „Schulfrieden“ zwischen CDU, SPD und GAL festgezurrt wurde, an, dass beide Säulen gleichwertig sind, zum gleichen Abitur führen und sich nur dadurch unterscheiden (sollen), dass das Gymnasium die Schulform für die „schnelleren“ LernerInnen ist, die ein Jahr weniger zum Abi brauchen.

Wenn jetzt das „Turbo-Abi“ von den Befürwortern des Zwei-Säulen-Modells in Frage gestellt wird, was bleibt dann an Unterschieden oder anders gefragt, warum dann nicht gleich eine Schule für alle?

„Um gleiche Entwicklungschancen für Stadtteilschulen und G 9- Gymnasien herzustellen, müssen die Gymnasien selbstverständlich auch die vollständige Inklusion wie an den Stadtteilschulen gewährleisten und über den gesamten Bildungsweg die volle Verantwortung für ihre SchülerInnen übernehmen: Abschulen auf die andere Schulform nach Klasse 5, 6, oder wann auch immer wäre den Gymnasien dann ebenso verwehrt wie den Stadtteilschulen“, so Bullan: „Dann gibt es aber wirklich keinen Grund mehr gegen ‚Eine Schule für Alle’! Die Befürworter des Zwei-Säulen-Modells aus SPD und CDU wollen dagegen unbedingt an G8 festhalten, denn dies ist ihr einziges Argument für den Weiterbestand der Gymnasien als ‚Schule der schnelleren LernerInnen’. G8 damit zu begründen, dass es ein Erfolgsmodell sei, was uns die Zwei-Säulen-Befürworter weismachen wollen, das entspricht schlicht nicht der Realität.“

 

Klaus Bullan auf Hamburg 1 "Nachgefragt" zum Thema:

http://www.hamburg1.de/sendungen/nachgefragt/Nachgefragt_mit_Klaus_Bulla...