Frauen haben nur halb so viel Rentenanspruch wie Männer: Wenn man die Einkünfte aus gesetzlicher Rente, Betriebsrente und privater Altersvorsorge zusammenrechnet, ergibt sich für das Jahr 2015 ein sogenannter Gender Pension Gap von 53 Prozent., wie ein neuer Report des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt. Männer verfügen damit im Schnitt über mehr als doppelt so hohe Alterssicherungseinkommen wie Frauen. Im Westen fällt die Lücke mit 58 Prozent deutlich größer aus als im Osten mit 28 Prozent. Im europäischen Vergleich hat Deutschland damit einen der höchsten Gender Pension Gaps – nur in Luxemburg ist die Differenz noch etwas größer.
Besonders groß ist die Kluft bei der betrieblichen Altersversorgung in der Privatwirtschaft: Dort liegen Frauen mit 240 Euro knapp 60 Prozent gegenüber Männern zurück, die auf 593 Euro kommen. Zudem haben nur 7 Prozent der Rentnerinnen überhaupt eigene Ansprüche aus der betrieblichen Altersversorgung, bei den männlichen Ruheständlern sind es 26 Prozent. Günstiger ist die Situation im öffentlichen Dienst: Von der Zusatzversorgung profitieren 12 Prozent der weiblichen und 10 Prozent der männlichen Rentner. Aber auch dort erhalten Männer mit im Schnitt 369 Euro mehr als Frauen mit 234 Euro. „Gerade für Frauen gilt, dass sie Rentenverluste bei der ersten Säule, der gesetzlichen Rente, kaum anderweitig kompensieren könnten“, sagt WSI-Expertin Christina Klenner.
Zwar sind auch in der gesetzlichen Rente – der wichtigsten Säule der Altersversorgung – die Ansprüche von Frauen weit niedriger als die von Männern, doch werden hier beispielsweise Phasen der Kindererziehung anerkannt. Die Höhe der gesetzlichen Rente betrug 2015 bei Männern durchschnittlich 1.154 Euro, bei Frauen 634 Euro pro Monat – eine Differenz von 45 Prozent. Grund der Rentenlücke bleibt den Autorinnen der Studie zufolge die traditionelle Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern: Berufstätige Frauen nehmen häufiger Auszeiten für die Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen, arbeiten öfter in Teilzeit, werden im Schnitt schlechter bezahlt – und erwerben dementsprechend weniger Rentenansprüche. Während 85 Prozent der männlichen Rentner in den alten Bundesländern auf mindestens 30 Versicherungsjahre kommen, sind es bei den Rentnerinnen nur 45 Prozent.