Erschütternde Ergebnisse zur Ungerechtigkeit im Bildungssystem

23. Juni 2010Von: PresseredaktionThema: Bildungspolitik
GEW plädiert für längeres gemeinsames Lernen und besser ausgestattete Schulen

„Das wirklich Erschütternde ist doch, wie stark die soziale Herkunft der Kinder den Schulerfolg bestimmt. Ein Kind aus einer finanzschwachen und bildungsferneren Familie wird auf dem Weg zum Abitur eher hinausgekegelt als andere. Bayern und Baden-Württemberg sind hier traurige Spitzenreiter", kommentiert der Hamburger GEW-Vorsitzende Klaus Bullan die aktuell veröffentlichte Pisa-Länderstudie. In Bayern ist die Chance der Kinder aus der oberen Dienstklasse, auf ein Gymnasium zu kommen, 14mal so hoch wie die eines Facharbeiterkindes, in Baden-Württemberg zehnmal so hoch. Der bundesdeutsche Durchschnitt liegt bei achtmal.

Mut mache Berlin und Brandenburg, so Bullan, dort sei die Chance viermal so hoch: „Die Kinder in Berlin und Brandenburg lernen länger als in anderen Bundesländern gemeinsam in der sechsjährigen Grundschule. Hier wird deutlich, dass längeres gemeinsames Lernen für alle Kinder gerechter ist, weil dann der Lernerfolg nicht so stark von der Herkunft der Eltern abhängt“. Dass Hamburg dringend die Primarschule braucht, die zu einer Stärkung der Kinder aus sozial benachteiligten Schichten und von Migrantenfamilien führen wird, zeigen, so Bullan, die Ergebnisse in Deutsch im Ländervergleich: „Nur durch eine grundlegende Schulreform kann Hamburg seinen Platz am unteren Ende im Ländervergleich verlassen.“
Insgesamt sei der Ländervergleich der Pisa-Studie „für die Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen nicht überraschend. Obwohl alle Schulen ständig mit aufwändigen Vergleichsuntersuchungen und Tests überzogen wurden, ist nur wenig passiert, was den Kindern vor Ort hilft.“ Bereits vor zehn Jahren haben die ersten Pisa-Studien gravierende Defizite in Deutschlands Schulen nachgewiesen. Von wenigen Ländern abgesehen haben sich seitdem die Leistungen in der Lesekompetenz in Deutschland allerdings nicht verbessert. „Dem Stillstand muss man mit mehr Lehrkräften, besserer Ausstattung der Schulen und effektiven Förderprogrammen für die SchülerInnen begegnen. Aber davon sehen Eltern, Schüler und Lehrer bislang zu wenig," so Bullan.