Die GEW will sich aktiv in die Digitalisierungsdiskussion einbringen, anstatt nur auf Veränderungen am Arbeitsplatz und Lernort Schule zu reagieren.
05.06.2019
Hierzu haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Workshops im Rahmen des MaiMeetings der GEW in Bad Orb am Himmelfahrtswochenende Thesen formuliert. Folgende Punkte waren für die Kolleginnen und Kollegen zentral:
1. Handeln statt Verhalten
Längst ist die Digitalisierung auch im Bildungsbereich angekommen. Als GEW übernehmen wir daher eine aktive Rolle und bringen unser Verständnis von Bildung in der digitalen Welt in die Debatte ein. Arbeitsrechte und Arbeitsbedingungen in der digitalisierten Welt, pädagogische Konzept, Bedarfe an Aus-, Fort- und Weiterbildung und ein kritischer Blick auf Kommerzialisierung und Ökonomisierung stehen dabei im Vordergrund.
2. Technik hat dienende Funktion
Das auch in der KMK-Strategie Bildung in der digitalen Welt festgeschriebene Primat der Pädagogik hat für uns oberste Priorität. Technik wird als Mittel zum Zweck eingesetzt, ist aber nie Selbstzweck.
3. Kampf gegen schleichenden Lobbyismus nicht an Schulen auslagern
Bildung ist ein öffentliches Gut. Der Kampf gegen schleichenden Lobbyismus darf nicht an die Schulen ausgelagert werden. Die Öffentlichkeit der Bildung muss von den Ländern und der Kultusministerkonferenz gewährleistet werden.
4. Arbeitszeit und Arbeitszeiterfassung als zentrale Themen in einer digitalisierten Welt
Mobiles Arbeiten, Home Office und ständige Erreichbarkeit sind Themen, die durch die Digitalisierung in den Vordergrund gerückt sind. Im Bildungsbereich sind das Arbeiten von zu Hause sowie die mobile Erreichbarkeit schon lange gelebte Praxis. Studien zeigen, dass in keiner Branche die Belastung durch ständige Erreichbarkeit höher ist. Arbeitszeiterfassung findet in der Regel nicht statt. Die Digitalisierung bietet hier allerdings auch neue Möglichkeiten und wirft deshalb die Frage auf, wie Arbeitszeit und deren Erfassung im Bildungsbereich zukünftig zu regeln sind.
5. Verankerung in Bildungs- und Lehrplänen aller Bereiche
Eine medienpädagogische Grundbildung ist für alle Bildungsphasen curricular zu verankern. Dazu gehört für uns neben dem Umgang mit digitalen Medien insbesondere ein kritisch konstruktiver Umgang mit digitalen Medien und Tools und nicht bloß der Erwerb technischer, informatischer und wirtschaftlich verwertbarer Fertigkeiten. Ziel ist die Bildung mündiger und verantwortungsbewusster Bürger*innen.
6. Medienpädagogische Grundbildung in allen Phasen der Aus- und Fortbildung verankern
Um Lehrkräfte in die Lage zu versetzen, mit digitalen Medien zu arbeiten und medienpädagogische Grundlagen zu vermitteln, müssen sie selbst über eine solche verfügen. In allen Phasen der Lehrkräfteaus- und -fortbildung sind daher entsprechende Bestandteile zu integrieren.
7. Verbindliche Sozial- und Umweltstandards in der Digitalwirtschaft
Als Gewerkschaft sind für uns auch die Arbeitsbedingungen in der Digitalwirtschaft und die Rahmenbedingungen und Auswirkungen entsprechender Produktionsweisen relevant. Verbindliche Sozial- und Umweltstandards, u.a. bei der Herstellung von Hard- und Software, sind daher auch in diesem Bereich zu schaffen.
Die von den Teilnehmer*innen des MaiMeetings formulierten Thesen werden in die GEW-Diskussion im Rahmen des Bundesforums Bildung in der digitalen Welt einfließen.